Phytotherapie-Ausbildung: 7 Inhalte & 3 Tipps
Phytotherapie ist die Lehre der Pflanzenheilkunde und beschäftigt sich damit, die heilende Wirkungen von Pflanzen gezielt einzusetzen, um therapeutische Zwecke zu erreichen. Hier erfährst du, wie die Phytotherapie-Ausbildung abläuft, welche Inhalte dich erwarten und welche Kosten auf dich zukommen.
Die Menschen setzen getreu dem Motto "Für jedes Leid ist ein Kraut gewachsen" seit vielen hunderten von Jahren auf die heilende Wirkung von Pflanzen. Und auch wenn die Schulmedizin die Pflanzenheilkunde größtenteils abgelöst hat, finden noch heute eine Vielzahl von Heilpflanzen Anwendung. Besonders jene, deren heilende Wirkung wissenschaftlich bestätigt ist.
Das ist Phytotherapie
Die Bedeutung des Begriffes “Phytotherapie” lässt sich über seine Wortzusammensetzung erläutern: “phyto” ist griechisch und bedeutet ins Deutsche übersetzt “Pflanze”. Dementsprechend bedeutet “Phytotherapie” Pflanzenheilkunde und meint die Lehre der Verwendung von Heilpflanzen als Arzneimittel.
Sicherlich hast du die Erkenntnisse der Phytotherapie schon einmal selbst angewendet, wenn du beispielsweise bei Halsschmerzen Salbeitee getrunken hast oder dir gegen Bauchschmerzen oder Blähungen einen Tee aus Kümmel zubereitet hast.
Entsprechend ist das Ziel der Phytotherapie, die Wirkungen von Heilpflanzen zu nutzen und sie gezielt gesundheitsfördernd einzusetzen. So soll Krankheiten vorgebeugt werden und bei vorhandenen Leiden Abhilfe geschaffen und Heilung erzielt werden.
Die Pflanzenheilkunde zählt zu den ältesten Therapierichtungen und basierte früher ausschließlich auf erfahrungsbasierten Erkenntnissen. Seit dem französischen Arzt Henri Leclerc und dem deutschen Arzt Rudolf Fritz Weiss ist jedoch auch eine wissenschaftsbasierte Phytotherapie anerkannt.
Henri Leclerc stand international dafür ein, dass es neben der erfahrungsbasierten auch eine wissenschaftlich fundierte Ausrichtung der Phytotherapie gibt. Diese Trennung beschreibt man heute mit der Unterscheidung in die traditionelle und die rationale Phytotherapie.
In Deutschland ist in diesem Zusammenhang auch der Name Rudolf Fritz Weiss bekannt. Er war Facharzt für innere Medizin und Professor für Phytotherapie. Er gilt als Begründer der wissenschaftlichen Pflanzenheilkunde. Nicht zuletzt aufgrund seines 1943 veröffentlichen Lehrbuch für Phytotherapie.
Traditionelle Phytotherapie
Die traditionelle Phytotherapie baut auf erfahrungsbasiertem Wissen auf, das seit vielen tausenden Jahren überliefert wird. Die ältesten Überlieferungen, in denen Heilpflanzen erwähnt werden, stammen aus China, Indien und Ägypten. Sie sind mehr als 3.000 Jahre alt.
Auch in Europa war die traditionelle Pflanzenheilkunde bis vor wenigen hundert Jahren die Grundlage aller ärztlicher Erkenntnisse. Erst im Laufe des 20. Jahrhunderts ersetzten langsam synthetisch-chemische Medikamente die pflanzlichen Heilmittel.
Rationale Phytotherapie
Im frühen 19. Jahrhundert reifte die naturwissenschaftlich orientierte Medizin langsam zu ihrer heutigen Größe heran. Diese Entwicklung markiert auch die Abspaltung der rationalen Phytotherapie von der traditionellen.
Die rationale Phytotherapie verlässt sich nicht weiter nur auf Erfahrungswerte. Sie erhebt den Anspruch, die Wirksamkeit pflanzlicher Heilmittel mit den gleichen wissenschaftlichen Methoden zu überprüfen, wie bei synthetischen Arzneimitteln.
Während die traditionelle Phytotherapie sich darauf konzentriert, die Heilpflanzen in ihrer natürlichen oder getrockneten Form, beispielsweise in Form von Tees, zu nutzen, werden bei der rationalen Phytotherapie die Wirkstoffe der Heilpflanzen extrahiert, sodass standardisiert dosierte Tinkturen oder Tabletten hergestellt werden können.
Dementsprechend beinhaltet die rationale Phytotherapie pharmazeutische und toxikologische Bestandteile. Pharmazeutik beschreibt die Wissenschaft rund um die Entwicklung von Arzneimitteln. Die Toxikologie beschäftigt sich mit der Lehre von Giftstoffen.
Die Wirkung vieler pflanzlicher Stoffe konnte bereits über zahlreiche wissenschaftliche Studien aus der modernen Arzneimittelforschung belegt werden. Aussagekräftige wissenschaftliche Erkenntnisse gibt es beispielsweise zu dem pflanzlichen Anti-Depressivum Johanniskraut, zu der Wirkkraft des gesundheitsfördernden Ginkgo-Baumes und dem Beruhigungsmittel Baldrian.
Phytotherapie-Ausbildung
Möchtest du eine Ausbildung zur Phytotherapeutin oder zum Phytotherapeuten machen, stehen dir einige Möglichkeiten offen. Viele verschiedene Institutionen bieten die Ausbildung an.
Wichtig zu wissen ist hierbei allerdings, dass die Ausbildung nicht staatlich anerkannt ist. Das bedeutet, dass die Ausbildungsinhalte nicht vom Staat festgelegt werden und die Abschlussprüfung weder von einer staatlichen noch von einer öffentlich-rechtlichen Institution abgenommen werden.
Die Gestaltung der Ausbildung obliegt den privaten Anbietern. Sie bestimmen die Inhalte, die Dauer und die Voraussetzungen.
Phytotherapie-Ausbildung zur persönlichen oder beruflichen Weiterbildung
Interessierst du dich für die Wirkung von Heilkräutern und Pflanzen, kannst du ohne jegliche Voraussetzungen die Ausbildung zur Phytotherapeutin oder zum Phytotherapeuten machen. Wichtig ist jedoch darin zu unterscheiden, was du anschließend mit dem erlernten Wissen machen möchtest.
Möchtest du mit der Ausbildung dein persönliches Interesse befriedigen und das erlernte Wissen für dich selbst und die Menschen in deinem engen Umkreis nutzen, ist das vollkommen in Ordnung. Nach abgeschlossener Ausbildung weißt du zum Beispiel, welche Pflanzen Abhilfe schaffen können, wenn eine Freundin oder du selbst unter Kopfschmerzen leidet.
Möchtest du die Ausbildung allerdings beruflich nutzen, musst du bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Lediglich Personen mit einer bestimmten Vorbildung im Gesundheitswesen ist es gesetzlich erlaubt, als Phytotherapeut Geld zu verdienen.
Personen, die eine ärztliche oder heilpflegerische Ausbildung genossen haben, ist es erlaubt, die Ausbildung zum Phytotherapeuten auch gewerblich zu nutzen. Als Ärztin oder Arzt kann die Phytotherapie eine willkommene Ergänzung zu deinem schulmedizinischen Wissen sein.
Deine Patientinnen und Patienten profitieren von dem zusätzlichen Wissen. Die Pflanzenheilkunde kann beispielsweise dann eingesetzt werden, wenn herkömmliche Medikamente nicht helfen oder aufgrund von Allergien oder Ähnlichem nicht angewendet werden dürfen.
Inhalte der Ausbildung
Da die Phytotherapeuten-Ausbildung nicht staatlich geregelt ist, variieren die exakten Inhalte je nach Anbieter. Allerdings gibt es große inhaltliche Überschneidungen, die durch das vorgegebene Rahmenthema bedingt sind. Lediglich die Ausformulierung der Inhalte und die Schwerpunktsetzung variieren.
Grundlagen der Phytotherapie
Entscheidest du dich für eine Phytotherapie-Ausbildung, entscheidest du dich dafür, dir grundlegendes Wissen zu den Themen Botanik und Pharmakologie anzueignen. Botanik ist die Lehre und Wissenschaft zu Pflanzen.
Pharmakologie ist die Wissenschaft zu den Wechselwirkungen zwischen Stoffen und Lebewesen. Du lernst also wie bestimmte Heilpflanzen auf den Körper wirken und bei welche Krankheiten und Beschwerden sie helfen können.
Formen der Phytotherapie
Es gibt verschiedene Lehren und Formen, in welchen phytotherapeutisches Wissen zum Einsatz kommt. Diese lernst du in der Ausbildung kennen. So gibt es beispielsweise die traditionelle chinesische Medizin, die Aromatherapie, die Bachblütentherapie oder die Lehre des Ayurveda.
Inhaltstoffe der Pflanzen und ihre Wirkungen
Grundlegend für die Phytotherapie ist natürlich, welche Inhaltstoffe in den Pflanzen welche Wirkungen haben und wie sie eingesetzt werden können. Du lernst neben der Biologie der Pflanzen auch den menschlichen Körper kennen, sodass du verstehst, wie die Pflanzen auf den menschlichen Körper wirken, welche Nebenwirkungen es geben kann und mit welchen anderen Arzneimitteln Wechselwirkungen bestehen können.
Allergien und Phytotherapie
Phytotherapie kann nicht nur zur Behandlung von Allergien und der Linderung ihrer Symptome eingesetzt werden, sie ist auch besonders attraktiv für Patientinnen und Patienten, die gegen herkömmliche schulmedizinische Arzneimittel allergisch reagieren. Gleichzeitig können die Pflanzen auch selbst Allergien auslösen.
Verordnung und gesetzliche Vorgaben zu Phytotherapeutika
Damit die Wirkung der pflanzlichen Heilmittel garantiert werden kann, wird in wissenschaftlichen Studien ihre Dosierung getestet. Entsprechend müssen die phytotherapeutischen Arzneimittel gesetzliche Vorgaben hinsichtlich der Qualität und anderen Faktoren erfüllen. Auch diese Verordnungen und Vorgaben sind Teil deiner Ausbildung.
Weit verbreitete Krankheitsbilder
Die pflanzlichen Arzneimittel sollen Linderung und Heilung bestimmter Krankheiten herbeiführen. Entsprechend ist es unerlässlich, dass du als Phytotherapeut ein grundlegendes Wissen über die gängigen Krankheitsbilder, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen hast.
Anwendungsgebiete der Phytotherapie
Nicht nur bei handfesten körperlichen Krankheiten können pflanzliche Heilmittel helfen. Auch hinsichtlich eines ausgeglichenen Hormonhaushaltes und bei seelischen Beschwerden können pflanzliche Mittel zum Einsatz kommen. In deiner Ausbildung lernst du die verschiedenen Anwendungsgebiete kennen und lernst Besonderheiten bei Kindern und Menschen höheren Alters zu beachten.
Kosten und Dauer der Ausbildung
Die Phytotherapie-Ausbildung wird beinah in jeder möglichen Studienform angeboten. Du kannst sie in einem Vollzeitstudium absolvieren oder berufsbegleitend an den Wochenenden oder am Abend die Kurse besuchen.
Machst du die Ausbildung lediglich für deine persönliche Weiterbildung, bieten sich auch Webinare an, die es dir ermöglichen, deine Studienzeiten komplett unabhängig einzuteilen.
Die Gesamtdauer der Ausbildung ist dabei abhängig von der jeweiligen Ausbildungsstätte und variiert stark von Anbieter zu Anbieter. Es gibt beinah alles, von einem Nachmittag über ein paar Wochenenden, bis hin zu mehreren Monaten.
Ähnlich stark variieren auch die Kosten für die Ausbildung. Du findest Ausbildungen zwischen 200 Euro bis hin zu 2.500 Euro.
Tipps für die Phytotherapie-Ausbildung
Wenn du dir vorstellen kannst, eine Ausbildung als Phytotherapeut zu beginnen, haben wir drei Tipps für dich, die du vorab beachten solltest.
Belese dich vorab
Bevor du das Geld für eine Ausbildung zum Phytotherapeuten investierst, kannst du dich vorerst über thematisch passende Bücher in das Thema einlesen. Dieser Tipp ist besonders relevant für Personen, die die Ausbildung zur persönlichen Weiterbildung machen möchten.
Hast du erst einmal ein Buch zum Thema gelesen, kannst du dir sicher sein, dass es dich auch wirklich interessiert und das Geld gut investiert ist.
Auswahl der Ausbildungsstätte
Bei der nicht-staatlich-geregelten Ausbildung zum Phytotherapeuten ist es wichtig auf die Qualität des Anbieters zu achten, bei dem du die Ausbildung beginnst. In der Regel schließt du die Ausbildung mit einem Zertifikat ab.
Dieses hat in der Berufswelt einen höheren Stellenwert, wenn bekannt ist, dass die Ausbildungsstätte eine qualitativ hochwertige Ausbildung bietet. Auch im privaten Bereich möchtest du natürlich sicherstellen, dass du für dein Geld eine gute Ausbildung erhältst.
Der Fachverband Deutscher Heilpraktiker (FDH) hat eine Richtlinie formuliert, in welcher die inhaltlichen Mindestanforderungen an eine Aus- und Weiterbildungsstätten festgehalten sind. Sind diese erfüllt, kann die Stätte die Qualität ihrer Ausbildung vom FDH zertifizieren lassen.
Folgende Anforderungen werden aufgelistet:
- Charakteristik und Bedeutung der Phytotherapie in Theorie und Praxis
- Zielvorgaben, Chancen und Grenzen der therapeutischen Wirkung
- Indikationen und Kontraindikationen der Phytotherapie
- Angemessene Maßnahmen zur Risikoprävention
- Praktische Durchführung
- Anamneseerhebung und Interpretation
- Kenntnis der Systematik im Pflanzenreich
- Kenntnis der wissenschaftlichen Wirksamkeitsnachweise
- Erstellen eines qualifizierten Behandlungskonzeptes
- Verpflichtung zur regelmäßigen Fachfortbildung
Natürlich können auch Ausbildungsstätten, die nicht vom FDH zertifiziert sind, eine qualitativ hochwertige Ausbildung bieten. Wichtig ist, dass du auf die Qualifikationen der Personen achtest, die an der Ausbildungsstätte unterrichten und dir ihr Wissen weitergeben.
Schaue dir außerdem die Ausbildungsinhalte genau an. Du kannst sie mit den oben aufgelisteten Anforderungen abgleichen und so sicherstellen, dass alles Wichtige in der Ausbildung integriert ist.
Grundlegende Ausbildung in Betracht ziehen
Interessierst du dich generell für heilpraktische Berufe, solltest du in Betracht ziehen eine fundierte Ausbildung zur Heilpraktikerin oder zum Heilpraktiker zu machen. Im Rahmen dieser Ausbildung kannst du auch eine Phytotherapie-Fortbildung machen und diese dann auch rechtmäßig nutzen, um damit Geld zu verdienen.