Toxische Beziehung: 6 Merkmale & 5 Tipps gegen die Abhängigkeit
Eine toxische Beziehung zeichnet sich durch ein ständiges Schwanken zwischen den Extremen aus. Obwohl Betroffene unglücklich werden, ist der Schritt zu einer Trennung oft schwierig. Welche Merkmale eine toxische Beziehung kennzeichnen und wieso ein Losreißen so schwer fällt, erfährst du bei uns.
Jede Beziehung hat ihre persönlichen Höhen und Tiefen. Wenn der eine Part jedoch langfristig unglücklich und von seinem Partner unterdrückt wird, kann das auf eine toxische Beziehung hinweisen.
Was toxische Beziehungen genau sind und anhand welcher Merkmale du toxische Menschen erkennst, erklären wir im Folgenden.
Was eine toxische Beziehung ist
Jede Beziehung ist individuell – wieviel Nähe du brauchst, wie du deine Liebe ausdrückst und wie schnell du dich vollkommen öffnen kannst, dafür gibt es keine allgemein gültige Regel.
Wenn die Beziehung jedoch mehr Unglück als Glück verursacht, Energie raubt und traurig macht, kann sie auf Dauer ungesund werden.
In einer toxischen Beziehung schwankt der eine Partner zwischen Extremen: Auf der einen Seite überschüttet er dich vielleicht mit Liebe, während er im nächsten Moment herabwürdigend und unterdrückend wird.
Hämische und verletzende Kommentare, Schuldzuweisungen und ständige Kritik an den Verhaltensweisen des Anderen sind Elemente einer toxischen Beziehung. Es handelt sich also um eine dysfunktionale und einseitige Beziehung.
Die unterdrückte Person in der Beziehung zeigt oft eine starke (emotionale) Abhängigkeit und Selbstaufopferung. Sie erkennt nicht immer, dass sie sich in einer toxischen Beziehung befindet, ein Loslösen gestaltet sich deshalb häufig schwierig.
Auch toxische Beziehungen unterscheiden sich von Paar zu Paar. Dennoch gibt es bestimmte Muster, die auf eine solche hinweisen können. Dabei stehen die Bedürfnisse des einen Partners stets im Vordergrund.
Der Andere steht seiner Ansicht nach in der Verpflichtung, diese zu erfüllen und ihn glücklich zu machen. Deshalb fordert ein toxischer Mensch die Erfüllung seiner Bedürfnisse mitunter dominant ein.
Das Fatale daran ist, dass der unterdrückende Part sich häufig anfänglich sehr liebevoll zeigt, den anderen sogar regelrecht mit Liebe überschütten kann. Innerhalb kürzester Zeit kann sich das drastisch ändern: Von Wolke 7 zur kompletten Ablehnung.
Experten sprechen jedoch nicht von echter Liebe, sondern eher von Werbeversuchen. Der toxische Partner beginnt schnell, fordernd und bedrohlich zu werden. Betroffen sind überwiegend Frauen, nahezu 75 Prozent der toxischen Partner sind Männer.
Und zwar, wenn der ausübende Partner auf diese Weise eine Abhängigkeit kreiert; dem Anderen immer wieder vor Augen führt, wie einzigartig das Verhältnis zu ihm ist.
Merkmale einer toxischen Beziehung
Eine toxische Beziehung erkennst du in erster Linie daran, dass sie dir nicht guttut und dich unglücklich macht. Teilweise kann sich das sogar in körperlichen Beschwerden widerspiegeln, denn du stehst unter permanentem Stress, der von dem toxischen Menschen verursacht wird.
Typisch sind die starken Schwankungen in Extremen: in einem Moment befindet ihr euch im Paradies, im nächsten steuert ihr auf eine Katastrophe zu.
Geprägt ist die toxische Beziehung von der Dominanz, Kontrollsüchtigkeit und Machtausübung des einen Parts: Er erwartet, dass der Andere seine Bedürfnisse erfüllt, ihn glücklich und zufrieden macht.
"Du bist dafür da, dass es mir gut geht. Ich erwarte deshalb von dir, dass du genauso bist, wie ich dich brauche." Es geht einem toxischen Mensch nicht um Kompromisse, auch nicht um Verständnis oder Liebe.
Der unterdrückte Part sieht sich oft einer Alternativlosigkeit ausgesetzt. Er bekommt das Gefühl, dass ein Leben ohne den Anderen nicht möglich wird. Diese Abhängigkeit kann es so schwierig gestalten, sich von dem toxischen Menschen zu lösen.
Hier erfährst du mehr über die emotionale Abhängigkeit und wie du dich daraus lösen kannst.
- Eskalation von Gesprächen
- Ständige Kritik und Schuldzuweisungen
- Verbohrtheit und Unbelehrbarkeit
- Grenzüberschreitungen
- Uneinsichtigkeit
- Verbreiten von Lügen
- Eifersucht und Missgunst
- Rücksichtslosigkeit
- Manipulation
- Ausüben von emotionalem Druck und Dominanz
- Herabwürdigungen
- Kontrolle und Macht
- Egoismus und Fehlen von Empathie
Konsistenz
Ein Merkmal von toxischen Beziehungen ist das Fehlen von Konsistenz. Aufmerksam solltest du werden, wenn Treffen häufig verschoben oder abgesagt werden und gleichzeitig starke Stimmungsschwanken auftreten.
Dabei geht es nicht um Launen, denn diese sind natürlich und treten bei jedem Menschen auf. Vielmehr schwankt der eine Part zwischen den Extremen: Von großer Liebe zu unnahbar und kühl innerhalb kürzester Zeit und ohne triftigen Grund.
Balance
Eine gesunde Beziehung befindet sich in einer gewissen Balance. Kommt es häufig zu verbalen Eskalationen und verliert sich ein Part in völliger Verlust– oder Bindungsangst, kann das ein Merkmal für eine toxische Beziehung sein.
Das Fehlen der Balance zeigt sich in einer unausgewogenen Partnerschaft: Die Bedürfnisse des einen Partners sind stets wichtiger als die des anderen. Es dreht sich nur darum, diesen gerecht zu werden.
Weiterentwicklung
Jede Beziehung hat ihren persönlichen Rhythmus. Manche Paare kennen schon nach wenigen Wochen Freunde und Familie des Anderen, andere Paare lassen sich länger Zeit. Wichtig ist aber eins: Dass es stets nach vorn geht und die Beziehung sich weiterentwickelt.
Vermeidet der eine Part zum Beispiel, dem Anderen seine Familie vorzustellen oder tritt die Beziehung nur auf einer Stelle, ist das kein gutes Zeichen.
Emotionale Intimität
Zu einer Partnerschaft gehört Vertrauen. Wer sich emotional öffnet, macht sich damit verwundbar. Das schafft Nähe und Vertrauen und lässt Liebe entstehen. Verschließt sich ein Partner und lässt kein Vertrauen zu, kann das den Anderen unglücklich machen.
Soziale Isolation
Nicht selten kommt es in einer toxischen Beziehung zur Abschottung des sozialen Umfelds. Der unterdrückte Part trifft immer seltener Freunde oder Familie.
Er befindet sich in einer Art Käfig, dessen Türen sich mit Fortschreiten der Beziehung immer weiter verschließen. Der toxische Partner reagiert außerdem häufig mit Eifersucht und lässt seinen Partner nichts alleine unternehmen.
Äußert der Unterdrückte den Wunsch, etwas allein oder mit Freunden zu unternehmen, wird seine Liebe in Frage gestellt.
Geringschätzung
Zu den typischen Verhaltensweisen eines toxischen Menschen gehört außerdem, dass er den anderen in seiner persönlichen Weiterentwicklung entmutigen will. Unterstützung ist in einer gesunden Partnerschaft enorm wichtig, in einer toxischen bleibt diese in der Regel aus.
Stattdessen greift der toxische Partner in das Selbstwertgefühl des Anderen ein, sobald dieser Erfolg erlebt oder Glück empfindet. Er wird kleingemacht oder verspottet.
Oft besitzen sie ohnehin schon ein geringes Selbstbewusstsein, das von dem toxischen Partner ausgenutzt wird. Betroffene können aber auch Personen sein, die in einer (Lebens-)Krise stecken, mit Depressionen zu kämpfen haben oder Angst davor haben, alleine zu sein.
Eine toxische Beziehung geht nicht selten mit Narzissmus einher. Dem unterdrückenden Partner fehlt es an Empathie, er ist unfähig, adäquat auf Kritik zu reagieren, manipuliert und übt Macht aus.
Denn narzisstische Menschen ziehen ihr Selbstbewusstsein aus der Anerkennung und Bewunderung anderer Menschen. Sie leben von ihrer Abhängigkeit. Dieses Machtspiel kann es für Betroffene so schwierig gestalten, sich aus eigener Kraft aus der Beziehung zu lösen.
Auswirkungen von toxischen Menschen
Eine toxische Beziehung kann viel Schaden anrichten und psychische Probleme fördern. Denn die Belastung ist für den unterdrückten Part enorm hoch, er ist permanentem Stress und Druck ausgesetzt.
Die Folgen können unter anderem Depressionen oder Angst- und Panikstörungen sein. Außerdem kann dauerhafter Stress langfristig zu körperlichen Beschwerden wie etwa Herzproblemen führen.
Raus aus der toxischen Beziehung: Tipps für Betroffene
Es ist schier unmöglich, eine toxische Beziehung für die betroffene Person erträglich zu machen. Der unterdrückende Partner lässt sich nur schwer zu einer Therapie ermutigen und gelingt es doch, so sieht er häufig nicht ein, dass er Schuld an den Problemen haben könnte.
Fühlst du dich betroffen, haben wir einige Tipps für dich, um dir einen Ausstieg aus der Beziehung zu erleichtern.
Engste Vertraute einbeziehen
Betroffene Personen empfinden häufig Scham über ihre Situation und es fällt ihnen nicht immer leicht, Freunde oder Familie miteinzubeziehen. Doch gerade in einer toxischen Beziehung ist es wichtig, sich Unterstützung von außen zu holen.
Manchmal nehmen engste Vertraute ohnehin schon wahr, dass etwas nicht stimmt, und sprechen die Person darauf an. Scheu dich nicht, Hilfe anzunehmen, wenn du das Gefühl hast, nicht allein mit der Situation fertig zu werden.
Alternativ kannst du Beratungsstellen aufsuchen und dort um Rat fragen. Die Menschen vor Ort sind schließlich dafür da, Menschen in deiner Situation zu unterstützen.
Allein aus einer Abhängigkeit zu finden, ist stets ein schwieriges Unterfangen – dafür brauchst du dich nicht zu schämen. Auch eine Therapie kann dir dabei helfen, Selbstbewusstsein zu erlangen und dich von einem toxischen Menschen zu lösen.
Gefühl für Selbstbestimmung entwickeln
Selbstbestimmt zu leben, heißt nicht, egoistisch zu sein. Vielmehr ist es für jeden Menschen sehr wichtig, ein gesundes Selbstbewusstsein zu entwickeln und mit sich selbst im Reinen zu sein.
Befindest du dich in einer toxischen Beziehung, kann das ein Hinweis darauf sein, dass du bestimmte emotionale Wunden noch nicht verarbeitet hast. Sei es aus deiner Kindheit (denn diese prägt unser weiteres Leben enorm) oder aus einer vergangenen Lebenskrise.
Manche Eigenschaften können dir dabei helfen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
Dazu gehören vor allem die Fähigkeiten, klare Grenzen setzen zu können, nicht in die Defensive zu geraten und zu lernen, nicht dafür da zu sein, um andere glücklich zu machen.
Sich Zeit nehmen
Hast du dich von einem toxischen Menschen gelöst, heißt es nun: Die Beziehung aufarbeiten und sich selbst reflektieren. Wichtig ist, dass du nicht wieder in den gleichen Strudel gerätst und in die nächste toxische Beziehung schlitterst.
Freunde und Familie können dir dabei helfen, indem sie eine klare Meinung abgeben und dich darauf aufmerksam machen, wenn sie das Gefühl haben, dass etwas nicht stimmt.
Auch solltest du die vergangene Beziehung gründlich aufarbeiten und überwinden, ehe du die nächste Beziehung beginnst. Beim Kennenlernen oder Daten solltest du besser nichts überstürzen, sondern ganz genau beobachten und vor allem auf dein Gefühl hören.
Selbstfürsorge entwickeln
In einer toxischen Beziehung schleichen sich Muster ein, die nun durchbrochen werden müssen. Es ist an der Zeit, dass du dich voll und ganz um dich kümmerst und für dich sorgst.
Manchen Menschen hilft es, wieder vermehrt soziale Kontakte aufzunehmen, unterwegs zu sein und sich bei Familie und Freunden zu trösten. Du kannst aber noch andere Maßnahmen ergreifen:
- Gehe spazieren oder treib moderaten Sport wie Yoga. Hauptsache, du bleibst in Bewegung
- Achte auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung
- Schlafe ausreichend und verzichte auf einen hohen Alkoholkonsum
- Lerne Achtsamkeitspraktiken, wie etwa Atemübungen, Progressive Muskelentspannung oder andere Entspannungstechniken
Den Kontakt zu toxischen Menschen vollständig abbrechen
Sofern das möglich ist, solltest du den Kontakt zu dem toxischen Partner komplett abbrechen. Das bedeutet auch, konsequent zu sein und ihn auf allen Kanälen zu blockieren, sodass er keine Möglichkeit mehr hat, dich zu kontaktieren.
Unterstützung kann dir eine Therapie bieten, aber auch Techniken der Achtsamkeit, wie beispielsweise Meditation. Diese Dinge können dir dabei helfen, deinen Ehrgeiz zu stärken und Rückfälle zu vermeiden.
Narzissten legen sich häufig sehr ins Zeug, um den Ex-Partner wieder von sich zu überzeugen. Dabei können sie auf die große Liebe schwören oder Versprechungen machen, sich zu ändern.
Diese Bemühungen sollten jedoch bei dir ins Leere laufen, denn selten kommt es wirklich zu einer übergreifenden Verhaltensänderung des toxischen Partners.