Sticken lernen: 4 Anfänger-Tipps & 2 Stickanleitungen
Wandmotive, Verschönerungen von alten Kleidungstücken, Kissen oder Decken – mit Stoff, Garn, Nadel und Stickrahmen gestaltest du in Handarbeit tolle Dekorationen für deine Wohnung. Wir erklären dir Schritt für Schritt, was du beim Sticken am Anfang beachten musst und zeigen, wie du einfache Muster stickst.
Sticken kann ein tolles Hobby sein, denn auch Anfängerinnen und Anfänger können mit ein bisschen Übung filigrane Kunstwerke herstellen. Diese lassen sich dann auch wunderbar verschenken – beispielsweise zum Geburtstag.
Sticken lernen mit diesem Material
Das richtige Material ist beim kreativen Handarbeiten äußerst wichtig.
Das gilt nicht nur für das Stricken, Häkeln und Weben, sondern auch für das Sticken (englisch: "to embroider")
Aus diesem Grund ist es wichtig, dass du dich vor deinem ersten Projekt intensiv mit dem nötigen Equipment auseinandersetzt.
Die wichtigsten Materialien für die ersten Stick-Versuche sind Stoff, Garn, Nadel und Stickrahmen. Denke beim Kauf der Grundausstattung nicht nur ans Geld sparen, sondern lass dich lieber beraten.
Gerade am Anfang ist gutes Material ausschlaggebend, denn damit lernst du Sticken wesentlich leichter. Neben den wichtigsten Materialien gibt es noch weitere Dinge, die durchaus hilfreich sein können, zum Beispiel eine Stoffschere und ein Maßband. Folgende Punkte solltest du bei der Wahl des Materials beachten.
Stoff
Bezüglich des Stoffs musst du dir eigentlich nicht viele Gedanken machen. Im Grund kannst du nämlich fast jeden Stoff besticken.
Damit du es am Anfang leichter hast, entscheidest du dich am besten für ein Textil mit regelmäßig gewebter Struktur.
Auf dieser Stoffart ist es besonders einfach, gerade Linien zu sticken. Im Laden fragst du nach Zählstoffen, dann wissen die Verkäuferinnen und Verkäufer Bescheid.
Bei Anfängern sind sogenannte Aida-Stoffe besonders beliebt. Sie gehören zu den Zählstoffen und haben gut sichtbare Löcher, an denen du dich orientierst. Beim Kauf ist die passende Lochgröße ausschlaggebend. Diese gibt an wie viele Stiche pro Zentimeter möglich sind.
Eine hohe Zahl, bedeutet dass deine Stickerei am Ende besonders fein ist. Hab bei deinen ersten Versuchen keine allzu hohen Ansprüche, sonst wirst du später nur enttäuscht. Versuche es lieber mit einer niedrigeren Lochanzahl und steigere dich nach und nach.
Die Lochanzahl wird pro Zentimeter angegeben. Eine Angabe könnte also zum Beispiel vier Stiche pro Zentimeter oder sieben Stiche pro Zentimeter lauten. Bei Aida-Stoffen ist sieben Stiche pro Zentimeter in der Regel das Maximum, einen feineren Stoff findest du normalerweise nicht.
Bist du dir unsicher, welcher Stoff zu deinem Projekt passt, lässt du dich am besten in einem Stoffladen beraten. Die Verkäufer kennen sich gut aus und wissen genau, mit welchem Material du am besten zurechtkommen wirst.
Garn
Bei der Auswahl des Garns sind deiner Fantasie keine Grenzen gesetzt. Vielleicht brauchst du ein bisschen Geduld, bis du fündig wirst, denn die Auswahl ist riesig. Das Garn variiert in Farbe, Stärke und Material. Für welches du dich entscheidest, hängt hauptsächlich von deinem Stickprojekt ab.
Damit das fertige Ergebnis toll aussieht, sollte das Garn möglichst zu deinem ausgewählten Stoff passen. Probiere verschiedene farbliche Kombinationen aus, indem du das Garn vor dem Kauf an den Stoff hältst. So überprüfst du, ob die Farben harmonieren.
In einem weiteren Schritt überlegst du dir, wie fein deine Stickerei werden soll. Entsprechend deiner Vorstellungen wählst du die Stärke deines Garns aus. Sehr dünnes Garn, deckt den Grundstoff wahrscheinlich nicht vollständig ab.
Besonders praktisch ist teilbares Garn. Es gibt zum Beispiel sechsfädiges Stickgarn aus Baumwolle, das sich in Einzelfäden aufteilen lässt. So brauchst du dich nicht gleich für eine Stärke zu entscheiden, sondern variierst im Nachhinein.
Beim Sticken selbst ist es wichtig, kein allzu langes Garn zu verwenden. Länger als 50 Zentimeter sollte der Faden nicht sein. Ansonsten verknotet er schnell und du musst von vorne beginnen. Kürze das Garn also vor Beginn auf die entsprechende Länge und benutze einen zweien Faden, wenn der erste aufgebraucht ist.
Nadel
Ohne passende Nadel kannst du nicht anfangen zu Sticken. Es gibt stumpfe und spitze Sticknadeln.
Welche am besten für dein Projekt geeignet ist, entscheidest du jedes Mal aufs Neue. Die Wahl der Nadel hängt vom verwendeten Stoff ab.
Anfängerinnen und Anfänger sticken häufig mit stumpfen Nadeln, da sich diese besonders gut für die Arbeit mit Zählstoffen eignen. Stumpfe Nadeln führst du ohne Probleme durch die vorgegebenen Löcher und machst so weniger Fehler als mit spitzen Nadeln.
Hin und wieder musst du ein zweites Mal durch bereits bestickte Löcher stechen. Mit einer spitzen Nadel ist die Gefahr viel höher bereits gestickte Stiche zu ruinieren. Für alle Stoffe ohne vorgegebene Löcher nutzt du eine spitze Nadel. Mit einer stumpfen Sticknadel ist es dir nicht möglich, den Stoff zu durchstechen.
Die Dicke der Nadel hängt vom verwendeten Garn ab. Zu Beginn ist es eine gute Idee, wenn du dir eine kleine Auswahl an Nadeln kaufst. Hast du genug Erfahrung mit der stumpfen Nadel und dem Zählstoff gesammelt, kannst du dich gleich an ein Projekt mit anderem Stoff und spitzen Nadeln heranwagen.
Tipp: Du kannst dir natürlich auch ein Set zum Sticken zu legen, um nicht alles einzeln kaufen zu müssen.
Stickrahmen
Ein Stickrahmen erleichtert dir die Arbeit enorm, denn der Stoff ist straff darin gespannt und verrutscht nicht. Gerade am Anfang ist das sehr hilfreich, denn du hast die Möglichkeit ohne großen Aufwand gleichmäßig zu sticken.
Als Anfänger solltest du dir also in jedem Fall einen Rahmen kaufen. Viel Geld musst du dafür nicht ausgeben.
Sticken für Anfänger: Die Grundtechnik
Ein Stickprojekt besteht immer aus mehreren Schritten. Zunächst einmal entscheidest du dich für einen Stoff, Garn und ein Motiv.
Danach bespannst du den Stickrahmen und erst dann beginnst du zu sticken. Hast du deine Arbeit beendet, spannst du den Stickrahmen ab.
Alternativ hängst du deine Arbeit samt Stickrahmen als Dekoration an die Wand. Wir erklären dir im Folgenden Schritt für Schritt, was du beim Sticken beachten musst.
Materialien vorbereiten
Bevor du mit dem Sticken beginnst, bereitest du alle benötigten Materialen vor. So musst du deine Arbeit nicht immer wieder unterbrechen, um zum Beispiel neues Garn zuzuschneiden. Folgende Vorbereitungen solltest du treffen.
Garn zuschneiden
Zunächst schneidest du dein Garn zu. Bereite mehrere Fäden in den gewünschten Farben vor und knote sie an einem Ende zu. Damit vermeidest du, dass dir der Faden beim Sticken durch das Loch rutscht und du von vorne beginnen musst.
Möchtest du ein besonders feines Motiv sticken, teilst du das Garn. Das geht natürlich nur, wenn du teilbares Garn gekauft hast. Du hast dann die Möglichkeit dreifädig, anstatt sechsfädig zu sticken.
Bespannen des Stickrahmens
Beim Bespannen des Stickrahmens musst du ein paar Dinge beachten, damit der Stoff straff im Rahmen sitzt.
Am besten gehst du folgendermaßen vor:
1. Du trennst die beiden Holzringe voneinander, indem du die Schraube am oberen Ende des Rahmens lockerst.
2. Du legst den Stoff deiner Wahl auf den inneren Ring und achtest darauf, dass er ganz ausgefüllt ist.
3. Nun positionierst du den äußeren Ring darüber und drückst ihn langsam herunter. Achte darauf, dass sich im Stoff keine Falten bilden.
4. Du drehst die Schraube am oberen Rand zu.
5. Mit der Hand ziehst du vorsichtig an allen Seiten des Stoffs, um ihn noch mehr zu straffen.
6. Drehe die Schraube am oberen Rand nun endgültig fest.
Probe sticken
Bist du unsicher, wie dein Motiv am Ende aussehen wird, stickst du zur Probe auf einem separaten Stück Stoff. Dabei probierst du verschiedene Methoden und Stiche aus und entscheidest dich für eine Variante.
Eine Vorzeichnung mit Kreide auf dem Grundstoff erleichtert dir das Sticken ebenfalls. In jedem Fall solltest du Kreide nutzen, denn diese kannst du nach getaner Arbeit sehr einfach vom Stoff entfernen.
Haltung
Welche Haltung du beim Sticken wählst, hängt davon ab, ob du Rechts- oder Linkshänder bist. Rechtshänder halten den Stickrahmen normalerweise in der linken Hand und sticken mit der Nadel in der rechten Hand. Bei Linkshändern ist es genau umgekehrt. Probiere einfach aus, welche Haltung sich für dich am besten anfühlt.
Stiche
Beim Sticken gibt es eine ganze Menge verschiedener Stiche, mit denen du schöne Muster und Formen kreieren kannst. Einige sind etwas anspruchsvoller als andere. In der Regel setzt du mehrere Stiche nebeneinander. Wir geben dir hier einen Überblick und stellen Stiche vor, die für Anfängerinnen und Anfänger leicht zu lernen sind.
Vorstich
Mit diesem Stich stickst du eine Art gestrichelte Linie. Wichtig ist, dass du in gleichmäßigen Abständen arbeitest, sonst wirkt die Linie nicht ordentlich. Für den Vorstich führst du die Nadel zunächst von vorne nach hinten durch den Stoff.
Bevor du die Nadel ganz durch den Stoff gezogen hast, führst du sie im gewünschten Abstand wieder nach vorne zurück. Falls du mit einem Zählstoff arbeitest, orientierst du dich dafür an den vorgegebenen Löchern.
Ansonsten bestimmst du die gewünschte Länge des Stichs individuell und führst die Nadel entsprechend von hinten nach vorne. Bei den ersten Versuchen ohne Zählstoff, markierst du die gewünschten Abstände mit Kreide auf dem Stoff, bevor du mit dem Sticken beginnst.
Rückstich
Der Rückstich ähnelt dem Vorstich, hat aber keine Unterbrechungen, sondern verläuft durchgehend. Zunächst stichst du von unten nach oben durch den Stoff. Danach misst du den gewünschten Abstand nach rechts ab und stichst von oben nach unten durch den Stoff.
Nun bewegst du die Nadel unter dem Stoff doppelt so weit nach links und stichst an dieser Stelle wieder nach oben. Der erste Stich ist fertig und du wiederholst die einzelnen Arbeitsschritte jetzt so oft du willst.
Auch diesen Stich üben Anfänger am besten auf Zählstoff mit vorgegebenen Löchern. Nutzt du anderen Stoff, markierst du dir die passenden Stellen vorab. So behältst du eine bessere Übersicht. Der Rückstich eignet sich auf Grund seiner Durchgängigkeit besonders gut zum Sticken von Rändern und Umrissen.
Schlingstich
Schlingstiche sind ein bisschen komplizierter. Aber auch diesen Stich lernst du sehr schnell. Wieder stichst du zunächst von unten nach oben durch den Stoff.
Den Faden hältst du mit einem Finger deiner linken Hand fest. Nun zählst du vom Einstichloch einen gewünschten Abstand nach links zum ersten Punkt und den gleichen Abstand nach unten zum zweiten Punkt.
An diesem zweiten Punkt stichst du mit der Nadel von oben nach unten durch den Stoff. Am ersten Punkt führst du die Nadel von unten nach oben aus dem Stoff heraus. Achte darauf, dass der Faden dabei unter der Nadel liegt. Fertig ist der erste Schlingstich.
Kreuzstich sticken
Der Kreuzstich begegnet dir beim Sticken mit Sicherheit immer wieder. Für diesen Stich stickst du in zwei Etappen. In der Hinreihe stickst du die Grundstiche von links unten nach rechts oben, in der Rückreihe die Deckstiche von rechts unten nach links oben.
Bei diesem Stich ist ein festes Verhältnis zwischen Länge und Breite der Stiche wichtig. Zählstoffe eignen sich also besonders gut, um die Technik zu erlernen. Es ist auch wichtig, dass dein Garn gleichmäßig dick ist, damit das Muster ordentlich aussieht.
Tipps für deine ersten Stickversuche
Neben den richtigen Materialien und der Technik, gibt es noch ein paar weitere Dinge, die du beim Sticken beachten solltest. Hältst du dich daran, hast du schon nach kurzer Zeit Erfolg und kannst dich an deinen eigenen Kreationen erfreuen oder sie verschenken. Folgende Punkte vereinfachen dir den Einstieg.
Habe keine hohen Ansprüche
Sei nicht enttäuscht, wenn deine ersten Stickversuche nicht ganz so schön werden, wie du es dir erhofft hast. Es ist völlig normal, dass du erst einmal ein bisschen üben musst, bevor dir perfekte Kunstwerke gelingen. Die Hauptsache ist, dass dir das Sticken Spaß macht.
Bitte jemanden um Hilfe
Bist du dir am Anfang unsicher mit bestimmten Stichen, holst du dir am besten Unterstützung von Bekannten oder Freunden, die sticken können. Alternativ besuchst du einen Kurs, indem du die Grundkenntnisse lernst.
Mache Pausen
Pausen sind wichtig, um schmerzende Hände zu vermeiden. Jede Viertelstunde solltest du eine fünfminütige Pause einlegen. Stickst du doch einmal länger, machst du auch eine entsprechend längere Pause. Schüttle deine Hände bei jeder Unterbrechung aus, damit sie nicht verkrampfen.
Sticke regelmäßig
Je öfter du stickst, umso sicherer wirst du. Außerdem lernst du unterschiedliche Stoffe und Garnarten kennen und kannst vorab einschätzen, wie ein Projekt am Ende aussehen wird. Gerade am Anfang ist eine gewisse Routine von Vorteil. Machst du zu lange Pausen, musst du jedes Mal wieder von vorne beginnen und Dinge nachschauen.
Stickanleitung
Beherrschst du ein paar Grundstiche, kannst du deiner Fantasie beim Sticken freien Lauf lassen.
Je nachdem welche Muster dir gefallen, hast du auch als Anfänger die Möglichkeit, sie schon nach kurzer Zeit zu erlernen. Wir geben hier eine Anleitung für ausgewählte Motive.
Buchstaben sticken
Buchstaben stickst du am einfachsten mit dem Stielstich. Dieser Stich ist sehr flexibel und eignet sich gut für Rundungen und Kurven.
Zeichne dir einen Buchstaben mit Kreide vor und sticke seinen Verlauf nach. Beginne mit den geraden Linien, wenn der Buchstabe solche enthält.
Beim Stielstich beginnst du genau wie bei anderen Stichen, indem du die Nadel von hinten nach vorne durch den Stoff stichst. Auf der Vorderseite bewegst du die Nadel um eine Einheit nach rechts und stichst dort ein.
Nun gehst du auf der Rückseite des Stoffs eine halbe Einheit nach links und stichst wieder nach vorne durch. Diese Schritte wiederholst du, bis dein Motiv fertig ist.
Blumen sticken
Zum Blumen sticken kombinierst du verschiedene Stiche. Überlege dir vorab, welche Blume du sticken willst und zeichne sie mit Kreide vor. Es gibt einen speziellen Rosenstich, der sich zum Sticken dieser Blumenart besonders eignet.
Dazu zeichnest du ein Tortendiagramm mit einer ungeraden Anzahl an gleich großen Portionen auf den Stoff. Versuche es am Anfang mit drei oder fünf Einheiten, dann fällt dir das Sticken leichter.
In einem ersten Schritt stickst du die geraden Stiche nach und führst die Nadel abschließend von unten nach oben durch den Stoff. Nun gehst du mit der Nadel abwechselnd unter einem Faden hindurch und über einen anderen herüber, ohne in den Stoff einzustechen.
Das erinnert mehr ans Weben als ans Sticken. Hast du den vorgezeichneten Kreis mit Garn ausgefüllt, stichst du von oben nach unten durch den Stoff und fertig ist die gestickte Rose.
Sticken mit der Nähmaschine
Deine Nähmaschine eignet sich nicht nur zum Nähen, sondern auch zum Sticken.
Die ersten Schritte beim Sticken mit der Nähmaschine unterscheiden sich nicht vom Sticken mit der Hand.
Du spannst Stoff und eventuell Stickfolie in deinen Stickrahmen. Die Folie brauchst du nur, wenn du ein Muster oder einen Schriftzug vorzeichnen möchtest.
Bevor du den bespannten Stickrahmen in die Nähmaschine einlegst, musst du den Transporteur versenken oder abdecken.
Dieser sorgt beim Nähen dafür, dass sich der Stoff von vorne nach hinten durchzieht. Zusätzlich reduzierst du die Fadenspannung und wechselst den Nähfuß. Das funktioniert bei jeder Maschine anders. Bist du dir unsicher, wie das bei deiner Maschine geht, liest du am besten in der Bedienungsanleitung nach.
Hast du alle Vorbereitungen getroffen, legst du den Stickrahmen ein, senkst den Nähfuß ab und legst los. Vermeide es beim Sticken die Geschwindigkeit zu reduzieren und versuche das ganze Muster ohne Unterbrechung zu beenden.
Bist du fertig, löst du den Rahmen aus der Maschine und den Stoff vom Rahmen. Die Stickfolie lässt sich ganz einfach entfernen. Überflüssigen Stoff und Fäden schneidest du ab.