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Solidarität: 3 Definitionen & 7 Tipps zum solidarischen Handeln

Fachredakteurin
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Solidarität bedeutet Zusammengehörigkeit und Verbundenheit. Wir erklären dir in diesem Artikel alles, was du über Solidarität wissen musst. Außerdem geben wir dir Tipps an die Hand, wie du im Alltag solidarisch handeln kannst.

Im Christentum ist die Solidarität ein Bestandteil der Grundwerte. Sie basiert auf der Idee, dass Menschen, die ihr Wohlergehen mit anderen teilen, der Erlösung würdig sind.

Das bedeutet Solidarität: Definitionen

Das bedeutet Solidarität: mögliche Definitionen

Der Begriff Solidarität leitet sich aus dem französischen Wort “solidaire” ab und bedeutet so viel wie “echt” oder “ganz”.

Die Bezeichnung ist mit einer Vielzahl von Bedeutungen verknüpft, denn sie wird in sehr unterschiedlichen Kontexten benutzt.

Unter Solidarität verstehen wir gemeinschaftsfördernde Formen des Handels, also beispielsweise moralische Verpflichtungen gegenüber Benachteiligten.

Sie motiviert zu verschiedenen Hilfeleistungen, durch die der Handelnde sogar persönliche Nachteile in Kauf nimmt. Andererseits kann Solidarität als Ausdruck von gemeinsamen Interessen aufgefasst werden – sie gilt als ein Inbegriff für den Zusammenhalt einer Gruppe oder Gemeinschaft.

Solidarität animiert zudem auch zur Zusammenarbeit. Individuen sind so in der Lage, gemeinsame und persönliche Ziele zu erreichen, welche sie im Alleingang nicht erreicht hätten.

Der Ausdruck der Solidarität findet seine Verwendung auch als Synonym für “Brüderlichkeit” – eines der drei großen Schlagworte der Französischen Revolution. Unter Brüderlichkeit verstand die damalige Gesellschaft, dass alle Menschen gleichwertig sind und die gleiche Menschenwürde besitzen.

Definition der Solidarität

Durch die große Bandbreite an unterschiedlichen Deutungen und Bestimmungsversuchen ist eine genaue Definition des Begriffes strittig. Der deutsche Soziologe Steffen Mau definierte Solidarität als …

“Zusammenhang zwischen Individuen oder gesellschaftlichen Gruppen, der sich durch eine besondere Form der Verbundenheit und wechselseitiger Verpflichtung auszeichnet.”

Solidarität in der Geschichte

Solidarität in der Geschichte

Die Wurzeln der Solidarität reichen bis in das alte Römische Reich zurück. Unter dem Begriff “obligatio in solidum” bestand dort eine spezielle Form der “Solidarhaftung”.

Demnach musste jedes Mitglied der Gemeinschaft (meist innerhalb einer Familie) für die Gesamtheit der bestehenden Schulden aufkommen.

Andersherum musste die Gemeinschaft für die Schulden jedes einzelnen Mitgliedes bürgen. Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts verallgemeinerten die Menschen dieses Prinzip über den Schuldenkontext hinaus.

Der Grundsatz der Solidarität wurde beispielsweise auch auf Politik und Moral übertragen. Unter Solidarität verstanden die Menschen also eine wechselseitige moralische Verpflichtung zwischen der Gemeinschaft als Ganzem und dem Individuum.

Solidaritätsprinzip

Solidaritätsprinzip

Unter dem Solidaritätsprinzip (auch Solidarprinzip) verstehen wir einen Grundsatz der Sozialpolitik, nach dem ein Bürger nicht alleine für sich verantwortlich ist, sondern auch für alle anderen Mitglieder der Gemeinschaft.

Nach diesem Prinzip stellen die gesetzlichen Krankenversicherungen die zu erwartenden Ausgaben den zu erwartenden Einnahmen gegenüber.

Die Beiträge von aktiven Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sollen dabei die Beitragsausfälle von anderen Versicherten ausgleichen.

Trittbrettfahrer und Solidarität

Die sogenannten Trittbrettfahrer stellen den Gegentyp des solidarischen Menschen dar. Als Trittbrettfahrer bezeichnen wir jemanden, der von einer Sache profitiert – ohne selbst etwas dafür zu tun. Der Begriff stammt aus einer Zeit, in der an Autos noch Trittbretter befestigt waren.

Sie dienten als Einstiegshilfe, wurden aber von manchen Personen genutzt, um kurz vor der Abfahrt auf das Auto zu springen. Die besagten Personen fuhren mit, obwohl sie kein Ticket gekauft hatten – sie waren also Schwarzfahrer.

Altruismus

Der Altruismus beschreibt eine selbstlose Denk- und Handlungsweise, die anderen Individuen helfen kann. Altruisten opfern sowohl ihr Hab und Gut als auch ihre Zeit und ihr Geld, damit es anderen Menschen besser geht.

Dabei kommen verschiedene Motive für das altruistische Handeln infrage:

  • Dankbarkeit
  • Moral
  • Selbstverwirklichung
  • Religion
  • Gerechtigkeit

Die selbstlose Solidarität ist sogar gut für Körper und Geist. Einer Studie zufolge sollen altruistische Krebspatienten weniger unter akuten und chronischen Schmerzen leiden. Darüber hinaus sind laut einer weiteren Studie altruistische Menschen im Alter geistig fitter als egoistische Personen.

Lies hier mehr zu den Vorteilen und Risiken des Altruismus.

Arten der Solidarität

Arten der Solidarität

Aus der Perspektive der Sozialwissenschaft tritt Solidarität in unterschiedlichen Formen auf.

Das gemeinschaftsorientierte Handeln kann beispielsweise nach dem Motto “Hilf du mir, so helf’ ich dir” erfolgen und ist dann mit einer Erwartung oder Gegenleistung verbunden.

Die Solidarität kann an Mitglieder außerhalb der eigenen Gruppe gerichtet sein oder dient der Erfüllung eigener Gruppeninteressen.

Neben dem praktischen Aspekt kann Solidarität auch ein symbolischer Ausdruck sein – beispielsweise durch die Beteiligung an Demonstrationen. Wie genau sich Solidarität äußert, erfährst du in diesem Kapitel.

Solidarität als Zusammengehörigkeit

Wir unterscheiden grundsätzlich zwischen Solidarität bei gemeinsamen Interessen und unterschiedlichen Interessen. Ersteres bezeichnet dabei die Gruppensolidarität. Die Verbundenheit innerhalb einer Gemeinschaft ist immer emotionaler Art.

Hier herrscht also das Zusammengehörigkeitsgefühl, das beispielsweise innerhalb einer Familie oder auch unter den Bewohnern eines Landes besteht. Als Grundlage dient das Teilen von gemeinsamen Werten und Ansichten – die Kultur spielt dabei natürlich auch eine Rolle.

Je kleiner die Gruppe, desto intensiver ist auch das Solidaritätsgefühl. Innerhalb der Familie sprechen wir von Solidarität aus natürlicher Verbundenheit. Wir lernen sie bereits im Kindesalter kennen – beispielsweise im Umgang mit Eltern und Geschwistern.

Dabei ist die stärkste Form der Solidaritätsprägung die sogenannte Primärsozialisation. Sie bringt uns grundlegende Normen, Werte und Erwartungen an gesellschaftliche Verhaltensweisen näher.

Solidarität aus Fairness

Solidarität aus Fairness

Solidarisches Handeln nach dem Prinzip der Fairness ist ein Verhalten der wechselseitigen Kooperation.

Das Ziel ist die Hervorbringung von kollektiven Gütern, aber gleichzeitig dient die Zusammenarbeit auch dem individuellen Interesse.

Darunter fällt beispielsweise auch die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft.

Solidarität aus Eigeninteresse

Solidarisches Handeln aus Eigeninteresse ist abhängig von dem erwarteten Nutzen. Es handelt sich also um eine Art Tauschgeschäft, das einen Zweck für beide Seiten erfüllt.

Der Nutzen ist dabei oftmals nicht vom eigenen Beitrag abhängig. Dazu gehört zum Beispiel auch der Gang zur Wahlurne. Hier kommt der Nutzen auch zustande, wenn ein Individuum nicht Wählen geht.

Solidarität aus Verpflichtung

Die sogenannte Zwangssolidarität stellt sicher, dass Leistungen tatsächlich erbracht und ihre Kosten fair verteilt werden. Als Beispiele kommen hier die gesetzlichen Unterhaltspflichten und bindende internationale Verträge mit Sanktionsmöglichkeiten infrage.

Solidaritätszuschlag
Der Solidaritätszuschlag ist auch als Soli bekannt. Es handelt sich dabei um eine Ergänzungsabgabe zur Einkommensteuer. Der Solidaritätszuschlag wurde eingeführt, um unter anderem die Kosten der Deutschen Einheit und der Wiedervereinigung zu finanzieren.

Tipps zum solidarischen Handeln im Alltag

Tipps zum solidarischen Handeln im Alltag

Im alltäglichen Leben kannst du anderen Menschen helfen – und das auch ohne viel Aufwand zu betreiben.

Läufst du mit offenen Augen durch die Welt, dann wirst du sogar zahlreiche Gelegenheiten dazu finden.

In diesem Kapitel stellen wir dir sieben Tipps vor, wie du Solidarität gegenüber deinen Mitmenschen zeigen kannst.

Hilf deiner Nachbarschaft

Innerhalb der Nachbarschaft ergeben sich oft Situationen, in denen du deine Unterstützung zur Verfügung stellen kannst. Wenn du beispielsweise siehst, dass eine Nachbarin oder ein Nachbar auszieht, kannst du dich zum Kistentragen bereit erklären.

Je nach deinen Talenten könntest du dich auch zur Nachhilfe oder zum Babysitten anbieten. Zwar sind viele der Gesten mit körperlicher oder geistiger Anstrengung sowie mit einem gewissen Zeitaufwand verbunden, dennoch ist deinem Gegenüber sehr damit geholfen.

Hier findest du Tipps und Fallstricke beim Nachhilfe geben.

Engagiere dich freiwillig bei einer Organisation

Neben der Möglichkeit, Geld zu spenden, besteht auch die Option, dich freiwillig bei einer Organisation deiner Wahl zu engagieren. Viele Studien haben bislang gezeigt, dass soziales Engagement und ehrenamtliche Tätigkeiten glücklich machen.

Somit schaffst du also nicht nur einen gesamtgesellschaftlichen Mehrwert, sondern tust dir selbst auch noch etwas Gutes.

Zudem hast du durch ein Ehrenamt die Möglichkeit, mit Menschen unterschiedlichster sozialer Gruppen zusammenzukommen. Du öffnest deinen Blick so für Konflikte und Probleme, die du gemeinsam mit anderen Menschen lösen kannst.

Nachfolgend findest du ein paar Beispiele für Einsatzgebiete, in denen du dich (sozial) engagieren kannst:

  • Umweltschutz
  • Tierschutz
  • Flüchtlingshilfe
  • Kulturarbeit
  • Medizinische Hilfe
  • Kinder- und Altenbetreuung

Höre anderen zu

Höre anderen zu

Aktives Zuhören ist ein wesentlicher Bestandteil der Kommunikationsführung – es zeugt von Interesse und Aufmerksamkeit gegenüber deinem Gesprächspartner.

Bewusstes Zuhören versteht sich also als ein Akt der Großzügigkeit, indem du dich in die sprechende Person hineinversetzt und dazu dein Herz und deinen Geist öffnest.

Zudem ist die Welt, in der wir heutzutage existieren, sehr schnelllebig. Dementsprechend hat sich auch die Art und Weise der Kommunikation mit unseren Mitmenschen geändert.

Oftmals können oder wollen wir uns nicht die Zeit nehmen, anderen Personen zuzuhören. Doch jeder Mensch möchte gehört und verstanden werden. Schenke also den Menschen in deinem Umfeld Gehör – so lernst du nicht nur Neues kennen sondern kannst vielleicht auch den ein oder anderen Konflikt lösen.

Lies hier mehr zu Eigenschaften und Tipps für mehr soziale Kompetenz.

Werde politisch aktiv

Auch mit politischem Engagement kannst du aktiv die Gesellschaft mitgestalten und dich solidarisch zeigen. Möchtest du dich auf direktem Wege politisch engagieren, dann eignet sich der Eintritt in eine Partei.

Dazu solltest du dir eine Organisation aussuchen, die mit deinen eigenen Wertvorstellungen übereinstimmt. Auch lokale Kreisverbände oder Regionalgruppen sind eine Option.

Daneben kannst du dich auch mittels Petitionen politisch stark machen. Dabei handelt es sich um Schreiben zu politischen Anliegen, die sowohl an Parteien als auch an Politikerinnen und Politiker gerichtet sind.

Spende Dinge für einen guten Zweck

Sach- und Kleiderspenden sind eine gute Gelegenheit, um sich solidarisch zu zeigen. Wenn du ohnehin schon einmal deinen Kleiderschrank oder Keller ausmisten wolltest, dann kannst du ausgewählte Sachen auch spenden.

Kleidung lässt sich beispielsweise an soziale Einrichtungen oder an ein Sozialkaufhaus weitergeben – frage dazu am besten bei der jeweiligen Stadtverwaltung nach.

Tipp: Möchtest du Klamotten in einen Altkleidercontainer werfen, dann achte auf das Logo des Dachverbands "FairWertung". Er stellt sicher, dass die Erlöse auch dort landen, wo Hilfe wirklich gebraucht wird.

Setze dich gegen Diskriminierung ein

Setze dich gegen Diskriminierung ein

Unter Diskriminierung verstehen wir eine ungerechtfertigte Ungleichbehandlung aufgrund von bestimmten Eigenschaften.

Das können beispielsweise das Geschlecht oder das Alter sein. Diskriminierung lässt sich überall im Alltag finden, also auch am Arbeitsplatz oder in den Medien.

Sie ist kein Randphänomen, sondern weit verbreitet in unserer Gesellschaft, unter anderem auch durch ungleich verteilte Teilhabemöglichkeiten angesichts von Gruppenzugehörigkeiten.

Diskriminierung ist gesetzlich verboten, da sie die Menschenwürde verletzt und gegen das fundamentale Recht auf Gleichbehandlung verstößt.

Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) verbietet die Diskriminierung im Zusammenhang mit sechs verschiedenen Merkmalen:

  1. Ethnische Herkunft und Rassismus
  2. Geschlecht
  3. Religion und Weltanschauung
  4. Behinderung und chronische Krankheiten
  5. Alter
  6. Sexuelle Identität

Damit Betroffene nun nicht allein gelassen werden, ist Unterstützung und Solidarisierung wichtig. Beispielsweise kannst du dich in brenzlichen Situationen auf die Seite der diskriminierten Person stellen und als Zeuge vor der Polizei aussagen.

Die Täterinnen und Täter kommen oftmals nämlich ohne Strafe davon, da sich die Zeugen nicht bei der Polizei melden.

Tipp: Es existieren auch verschiedene Beratungsstellen und Notfalltelefone, die bei Diskriminierung weiterhelfen können.

Organisiere eine Demonstration

Organisiere eine Demonstration

Die Demonstration ist eine in der Öffentlichkeit stattfindende Versammlung von mehreren Personen.

Als elementarer Bestandteil der Demokratie dient sie dem Zweck der gemeinsamen und freien Meinungsäußerung.

Demonstrierst du zusammen mit anderen Menschen, dann zeigst du Solidarität – dabei kannst du nicht nur einfach an einer Versammlung teilnehmen, sondern auch selbst eine organisieren.

Möchtest du eine Demonstration veranstalten, dann wende dich entweder an die Polizei, das Ordnungsamt oder an die Versammlungsbehörde deiner Kommune.

Grundsätzlich musst du die Versammlung 48 Stunden vor der Bekanntgabe anmelden – dazu nennst du auch den Grund der Versammlung und einen Verantwortlichen, denn deine Demonstration braucht einen sogenannten Versammlungsleiter.

Hast du deine Demonstration angemeldet, dann gilt es den Polizeieinsatz zu planen und Sicherheitsaspekte zu prüfen. Beachte: Als Organisatorin oder Organisator solltest du mindestens eine halbe Stunde vor Beginn der Demonstration eintreffen.

Dann muss sich auch der Versammlungsleiter der Polizei vorstellen. Ist das geschafft, sollte deiner Versammlung nichts mehr im Weg stehen.

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