Schlafwandeln: 4 Ursachen & 8 Merkmale von Schlafwandlern
Beim Schlafwandeln kontrollieren Betroffene ihre Handlungen nur unbewusst und wissen nach dem Aufwachen nicht, was passiert ist. In den meisten Fällen ist Schlafwandeln harmlos. Wie sich Schlafwandeln äußert, was die Gründe dafür sind und was du dagegen tun kannst, erfährst du hier.
Das Schlafwandeln wird unter dem Fachbegriff Somnabulismus beschrieben und tritt am häufigsten im Kinder- und Jugendalter auf. In seltenen Fällen schlafwandeln auch Erwachsene. Die Betroffenen spazieren dabei orientierungslos durch die Wohnung, in den schlimmsten Fällen auch außerhalb der eigenen vier Wände.
Wissenswertes über das Schlafwandeln bei Kindern und Erwachsenen
Bei Schlafstörungen wird zwischen Insomnien und Parasomnien unterschieden.
Das Schlafwandeln wird als Parasomnie klassifiziert und beschreibt ein unnatürliches Verhaltensmuster während des Schlafes.
Insomnien hingegen beschreiben Schlafstörungen während des Einschlafprozesses, beispielsweise bei Einschlafproblemen.
Die nächtlichen Aktivitäten finden hauptsächlich im Kindesalter statt. Rund 15 bis 30 Prozent aller Kinder leiden unter mindestens einer Episode des Schlafwandelns. Eine Episode beschreibt den Vorgang des Schlafwandelns bis zum Erwachen.
Am häufigsten tritt ein solches Verhalten im Alter von vier bis acht Jahren auf und nimmt in den meisten Fällen im Jugend- und Erwachsenenalter wieder ab.
Nur bei 1,5 bis 2,5 Prozent der Erwachsenen tritt die Schlafstörung auf. Im Gegensatz zu Kindern neigen Erwachsene schneller dazu, aggressiv und gewaltbereit zu handeln, während sie schlafwandeln.
Während das Phänomen bei Kindern und Jugendlichen durchaus normal ist, sollten Erwachsene das Verhalten von einem Arzt aufklären lassen. In späteren Lebensjahren kann hinter dem Schlafwandeln nämlich eine Epilepsie, Hirnerkrankung oder eine psychische Erkrankung stecken.
Beim Schlafwandeln sind die Hirnregionen aktiv, die sich um die Bewegungen kümmern. Deine Umwelt und Handlungen nimmst du aber während einer Schlafwandel-Episode nicht bewusst war. Aus diesem Grund erinnern sich Schlafwandler nach dem Aufwachen nicht mehr an ihre Aktivitäten.
Früher glaubte man, dass der Mond der Grund für die Nachtwanderungen war. So soll das Mondlicht die Schlafwandler angezogen haben.
Dieser Glaube ist jedoch veraltet. In der vorindustriellen Zeit gab es neben dem Mond keine weitere Lichtquelle. Daher nahm man an, dass Schlafwandler sich in die Richtung des Mondes bewegten. Hieraus entstand das Bild des Schlafwandlers, der im Nachthemd und ausgestreckten Armen auf dem Dach wandert.
So äußert sich das Schlafwandeln
Klassische Symptome gibt es beim Schlafwandeln nicht.
Es gibt unzählige Möglichkeiten, wie sich Betroffene bewegen und handeln. Unter den folgenden Merkmalen kannst du einen Schlafwandler am ehesten erkennen.
Schlafwandeln: Merkmale außerhalb des Bettes
Besonders wenn sich die schlafwandelnde Person außerhalb des Bettes bewegt, kannst du sie als Außenstehender erkennen.
In den meisten Fällen machen Schlafwandler sich durch orientierungsloses Laufen durch die Wohnung bemerkbar. Sie bewegen sich in den meisten Fällen geradeaus und verlassen nur selten die eigene Wohnung. Die Augen sind dabei leicht geöffnet. Die Betroffenen wissen aber nicht, was sie tun.
Durch die verringerte Reaktionsfähigkeit nehmen Schlafwandler Außenreize verzögert oder gar nicht war. Auch Schmerz empfinden die Betroffenen nicht.
Schlafwandler handeln unbewusst. Sie können beispielsweise den Kühlschrank öffnen und anfangen zu essen. Dabei unterscheiden sie nicht zwischen genießbaren und ungenießbaren Sachen. Sie essen auch rohes Fleisch oder Verpackungen.
Schlafwandeln: Merkmale innerhalb des Bettes
Auch eher harmlose Episoden innerhalb des Bettes sind möglich und bleiben meist unbemerkt. Manche Schlafwandler bleiben während einer Episode ruhig im Bett liegen, reden oder schauen orientierungslos durch die Gegend. Oft sind sie auch verwirrt. Später legen sie sich wieder hin und schlafen weiter.
Verschiedene Schlafphasen
Im Schlaf verarbeitet das Gehirn Informationen vom Tag.
Erholsamer Schlaf ist daher wichtig, um Neugelerntes unbewusst noch einmal zu wiederholen, zu sortieren, zu ordnen und schlussendlich im Langzeitgedächtnis abzuspeichern.
Schlafstörungen hingegen hemmen diesen Prozess und können zusätzlich zu physischen und psychischen Problemen führen:
- Physische Probleme: Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes
- Psychische Probleme: Depressionen, Angststörungen
Ein gesunder Schlaf besitzt verschiedene Schlafstadien. Insgesamt gibt es fünf Schlafstadien, die nicht immer aufeinander folgen müssen. Ein Schlafzyklus hat eine Länge von circa 90 Minuten.
Beschreibt den Moment direkt nach dem Einschlafen und umfasst vier bis sechs Prozent des gesamten Schlafes.
Dein Körper entspannt sich, dein Gehirn kommt zur Ruhe und deine Muskelaktivität verlangsamt sich. Typische Symptome dieser Phase sind das Gefühl des Fallens und das Zucken der Muskeln.
Die Leichtschlafphase beginnt nach dem Einschlafen und nimmt rund die Hälfte des gesamten Schlafes ein.
Während dieser Phase kommt dein Körper immer mehr zur Ruhe. Deine Herzfrequenz verlangsamt sich, deine Atmung entspannt sich, deine Körpertemperatur sinkt. Dein Körper verarbeitet nun die Ereignisse des Tages.
Im Idealfall folgt anschließend die mittlere Schlafphase. Sie ist direkt mit der Tiefschlafphase verbunden. Nach 20 bis 40 Minuten folgt der Tiefschlaf.
Die Tiefschlafphase nimmt meistens nur fünf bis zehn Minuten in Anspruch, ist aber für den Körper und die Psyche die wichtigste Schlafphase.
Dein Körper kann sich regenerieren, Zellen erneuern und Schäden reparieren. Bei Kindern und Jugendlichen werden in dieser Phase, bis zu einem gewissen Alter Wachstumshormone ausgeschüttet.
Im Alter nimmt die Zeitspanne dieser Phase ab, bis kein Tiefschlaf mehr erfolgt und keine Wachstumshormone mehr ausgeschüttet werden. Die Muskelmasse nimmt ab, Fettpolster vermehren sich und die allgemeine Kraft nimmt ab. In der Tiefschlafphase bist du sehr schwer zu wecken.
Bei der Traumschlafphase spricht man auch vom REM-Schlaf. In dieser Phase bewegen sich deine Augen schnell hinter den Augenlidern. Daher die Abkürzung REM, was für „rapid eye movement“ steht.
In einer REM-Phase träumst du besonders viel und lang. Dein Körper verarbeitet Informationen und Sinneseindrücke. Währenddessen erschlafft deine Muskulatur, erhöht sich die Herzfrequenz und deine Atmung wird flacher.
Während der einzelnen Schlafphasen wachst du für mehrere Minuten unbewusst auf. Im Normalfall sind solche Störungen unproblematisch. Bei langanhaltenden Schlafproblemen oder Schlafstörungen solltest du jedoch den Rat eines Arztes wahrnehmen.
Das Schlafwandeln tritt während des normalen Schlafes und des Tiefschlafes ein. In der Traumschlafphase gibt es kein Schlafwandeln.
Ursachen von Schlafwandeln
Warum Menschen schlafwandeln, konnten Wissenschaftler bisher nicht genau erklären.
Sicher ist aber, dass bestimmte Regionen des Gehirns für die nächtlichen Aktivitäten verantwortlich sind.
Diese können durch verschiedene Reize geweckt werden. Aktivieren sich diese Regionen während der Schlafphasen, kann es zum Schlafwandeln kommen.
Auch eine familiäre Veranlagung kann der Grund sein. In allen Fällen ist es jedoch wichtig, dass Krankheiten ausgeschlossen werden.
Innere und äußere Reize
Eine gefüllte Blase, Hunger, Lichtreize oder laute Geräusche können Auslöser für das Schlafwandeln sein. Durch solche Reize wird die Schlaftiefe herabgesetzt und eine körperliche Aktivität ist schneller möglich.
Durch einen möglichen Einfluss des Mondes, sprach man früher auch von dem Begriff der Mondsucht. Man ging davon aus, dass sich Schlafwandler in Richtung einer Lichtquelle bewegten.
So entstand das Bild, dass Schlafwandler mit ausgestreckten Armen und Nachthemd auf dem Dach herumklettern und den Mond anbeten. In Wirklichkeit ist es aber sehr unwahrscheinlich, dass Schlafwandler auf das Dach klettern.
Wissenschaftler gehen davon aus, dass bei Schlafwandlern die Tiefschlafphase störungsanfälliger ist. Somit reagiert der Körper schneller auf Reize, was zum Schlafwandeln führt. So kann der Mond ein Auslöser für einen nächtlichen Spaziergang sein.
Genetische Veranlagung
Eine familiäre Veranlagung für das Schlafwandeln ist auch möglich.
Sollte ein Elternteil von dir schlafwandeln oder in der Vergangenheit geschlafwandelt haben, ist die Chance zehn Mal höher, ebenfalls zu schlafwandeln.
Sind beide Elternteile von dem Schlafproblem betroffen, erhöht sich die Chance auf 60 Prozent. Den Grund sehen die Wissenschaftler in einer möglichen verzögerten Entwicklung des zentralen Nervensystems. Ist die Entwicklung durch eine Vererbung verzögert, fördert dies die Chance des Schlafwandelns.
Aus diesem Grund sind auch häufig Kinder von den Schlafproblemen betroffen. In der Wachstumsphase kommt es eher zu einer verzögerten Entwicklung des Nervensystems. Die Folge: Kinder schlafwandeln.
Entwicklung des Nervensystems
Wissenschaftler sind der Ansicht, dass die Entwicklung des Nervensystems mit dem Prozess des Schlafwandelns zusammenhängt. Besonders Kinder und Jugendliche sind für die nächtlichen Aktivitäten anfällig.
Das Gehirn der Heranwachsenden ist noch unausgereift, sodass es bei der Entwicklung zu Störungen kommen kann. In dieser Zeit ist es wahrscheinlicher, dass sich während des Schlafes bestimmte Regionen des Gehirns anschalten.
Schlafforschungen haben ergeben, dass während des Schlafwandelns die Bereiche im Gehirns aktiv werden, die für deine Bewegungen zuständig sind. Zeitgleich bleiben die Regionen inaktiv, die für die Wahrnehmung zuständig sind. Daher erinnern sich Schlafwandler auch nicht an ihre nächtlichen Aktivitäten.
Krankheiten
In den meisten Fällen ist das Schlafwandeln ein Problem der Kindheit und Jugend.
Solltest du im Erwachsenenalter noch unter nächtlichen Spaziergängen leiden, solltest du sicherheitshalber bei einem Arzt Rat holen.
Neben körperlichen Auslösern wie Stress, Schlafentzug, Fieber oder der Einnahme von Alkohol und Medikamenten sollten auch neurologische Störungen ausgeschlossen werden.
Besonders im Erwachsenenalter kann das Schlafwandeln auf Krankheiten wie Epilepsie, Hirnerkrankungen oder psychische Störungen hindeuten. Generell begünstigen Faktoren das Schlafwandeln, die zu einer längeren Tiefschlafphase führen
Auch beim Beobachten von ungewöhnlichen nächtlichen Aktivitäten ist die Meinung eines Arztes sinnvoll. Wiederholtes Kauen und Schmatzen des Betroffenen kann auch auf kurze epileptische Anfälle hindeuten.
In einem Schlaflabor kann der Arzt den Betroffenen untersuchen und eine mögliche epileptische Erkrankung erkennen oder ausschließen. Auch andere mögliche Erkrankungen werden hier diagnostiziert. Dazu zählen Atemstörungen oder das Restless-Legs-Syndrom.
Maßnahmen bei Schlafwandeln
In den meisten Fällen sind nächtliche Spaziergänge selten und ungefährlich.
Bei Kindern und Jugendlichen verschwindet die Störung wieder, sodass Maßnahmen in der Regel nicht notwendig sind.
Willst du auf Nummer sicher gehen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, das Schlafwandeln zu behandeln.
Aber auch als Außenstehender können Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden, um Verletzungen und Gefahren für den Schlafwandler zu minimieren. Ein unbewusster Spaziergang kann gefährlich werden. Daher ist es ratsam beim Schlafwandeln verschiedene Maßnahmen zu befolgen.
Als Schlafwandler
Eine eigene Therapie gegen das Schlafwandeln gibt es nicht. Dennoch gibt es Methoden und Möglichkeiten die Ursachen zu beseitigen, die einen Schlafwandel begünstigen.
Stress ist ein Faktor, der das Schlafwandeln begünstigt. Daher kann Stressbewältigungstraining als Behandlung helfen. Entspannungstechniken, Selbsthypnose und professionelle Hypnose kannst du als zusätzliche Behandlungsmethode nutzen, um alltäglichen Stress abzubauen.
Ebenso kannst du eine psychotherapeutische Behandlung in Erwägung ziehen. Durch eine professionelle Verhaltenstherapie kann die Häufigkeit der Schlafwandel-Episoden deutlich reduziert werden.
Ebenso ist eine sogenannte Vorsatzbildung möglich. Durch diese Methode konditionierst du deinen eigenen Körper und kannst ihm durch einen bestimmten Reiz signalisieren, sich wieder ins Bett zu legen.
Beispielsweise wird dein Körper auf die Berührung deines Fußbodens konditioniert und legt sich bei Schlafwandel-Episoden wieder ins Bett, sobald du den Boden berührst.
Auch die Einnahme von Medikamenten kann helfen. Um das Problem in den Griff zu kriegen, können Schlaf- oder Beruhigungsmittel und Antidepressiva eingesetzt werden.
Wichtig: Vor der Einnahme solltest du das Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt suchen und dich beraten lassen. Die genaue Dosierung und die Dauer der Behandlung wird ebenfalls durch den Rat des medizinischen Fachpersonals ermittelt.
Zusätzlich ist zu beachten, dass die Einnahme von Antidepressiva nicht nur helfen, sondern den Schlafwandel auch auslösen kann.
Weitere Maßnahmen, die helfen können:
- Einhaltung des Schlaf-Rhythmus
- Schlafdefizit vermeiden
- Nickerchen am Tag
- Keine Einnahme von Alkohol, Drogen oder Medikamenten, die den Tiefschlaf beeinflussen
Als Außenstehender
Als außenstehende Person kannst du ein Familienmitglied, einen Freund oder Bekannten beim Schlafwandeln vor Verletzungen schützen.
Hauptsächlich geht es um präventive Maßnahmen, die für Sicherheit sorgen und das Verletzungsrisiko für den Betroffenen reduzieren.
Verletzungen kannst du durch das Sichern von Gegenständen und Möbeln minimieren:
- Stolperfallen beseitigen
- scharfe Gegenstände polstern
- Glasgegenstände entfernen
- Nachtlichter im Zimmer und im Flur anbringen
- Spezialmatratze kaufen, die beim Verlassen klingelt
Als weitere Vorsichtsmaßnahme solltest du Türen und Fenster abschließen. Damit verhindert du, dass der Schlafwandler sich ungewollt aus dem Zimmer oder dem Gebäude aussperrt. Wenn möglich, verstecke die Schlüssel oder lege sie unter dein Kopfkissen, sodass der Schlafwandler keine Möglichkeiten hat, die Ausgänge zu öffnen.
Zusätzlich solltest du verhindern, mit der schlafwandelnden Person Augenkontakt zu halten. Ebenso ist es wichtig, dass du die Person nicht aufweckst.
Viele Betroffene erschrecken sich beim Aufwachen und sind verwirrt. Manche reagieren sogar gereizt und aggressiv. Um dich und den Schlafwandler zu schützen, führe die Person wieder in das Bett und warte bis sie eingeschlafen ist.
Wann du einen Arzt aufsuchen solltest
Treten die Schlafwanderungen im Kindesalter nur selten auf und führen zu keinen ernsten Verletzungen, sind in den meisten Fällen präventive Maßnahmen ausreichend.
Im Kindesalter sind nächtliche Wanderungen durchaus natürlich und werden durch eine verzögerte Entwicklung des Nervensystems ausgelöst.
Solltest du jedoch im Erwachsenenalter noch an Schlafwandel leiden, lasse dich sicherheitshalber von einem Arzt oder Schlafmediziner untersuchen.
Um ernstzunehmende Krankheiten auszuschließen, wirst du in einem Schlaflabor beobachtet. In seltenen Fällen kann das Schlafwandeln ein vorzeitiges Symptom von Erkrankungen wie Epilepsie, Alzheimer, Parkinson oder Hirnerkrankungen sein.
Ebenso ist es ratsam, bei gefährlichen Handlungen einen Arzt oder Therapeuten zu suchen. Da es keine klassischen Symptome gibt und sich jeder Schlafwandler anders verhält, sind auch Handlungen möglich, die den Betroffenen und außenstehende Personen gefährden können.
In solchen Fällen solltest du einen Arzt aufsuchen. Bei Bedarf wird er dich zum jeweiligen Facharzt oder Fachtherapeuten schicken.