Scham: 4 Vorteile & 9 Tipps gegen Verlegenheit
Schweißflecken, Pickel & Co. – es gibt viele Dinge, für die sich Menschen schämen. Merken andere, dass du errötest, ist dir das zusätzlich unangenehm. Dabei hat deine Scham auch positive Seiten. Wir erklären welche Vorteile es hat sich hin und wieder zu schämen und was du gegen andauernde Verlegenheit tun kannst.
"Weißt du das etwa nicht?" Solche und andere vorwurfsvolle Fragen können schnell dazu führen, dass du dich schämst. Dabei ist Scham in manchen Situationen sogar vorteilhaft.
Das ist Scham
Dieses unangenehme Gefühl äußert sich bei allen Menschen auf ähnliche Art und Weise.
Nicht wenige wenden den Blick ab, schauen zu Boden, fast jeder wird rot, beginnt zu schwitzen und spürt sein Herz rasen.
Bestimmt ist es schon vorgekommen, dass du dich in solchen Momenten selbst hinterfragt hast und dein Gegenüber für sehr viel schlauer und kompetenter gehalten hast als dich selbst.
Je nachdem, wie sehr du dich schämst, hält dich das Gefühl womöglich sogar davon ab, Dinge zu tun, die du sehr gerne tun würdest. Bist du verliebt, traust du dich womöglich nicht den Mann oder die Frau deiner Träume anzusprechen.
Wahrscheinlich hast du Angst davor, dass deine Gefühle nicht erwidert werden und die andere Person dich nicht mag.
In diesem Moment geraten deine Gefühle in einen Konflikt. Es kann sein, dass deine Wünsche die Scham besiegen und du die andere Person ansprichst. Ebenso ist es möglich, dass du jede sich bietende Gelegenheit verstreichen lässt, weil die Scham einfach zu groß ist.
Tipps für die nächste Beziehung gibt es hier.
Darum bist du peinlich berührt
Jeder Mensch schämt sich für ganz unterschiedliche Dinge.
Was dir peinlich und unangenehm ist, hängt stark von deinem Charakter ab und von dem Umfeld, in dem du aufgewachsen bist.
Schamgefühle sind aber auch von Trends und Veränderungen in der Gesellschaft beeinflusst. Das beste Beispiel dafür ist die Achselbehaarung.
Vor einiger Zeit waren Haare unter den Armen ein weit verbreiteter Grund sich zu genieren. Mittlerweile ist es nicht mehr verpönt im Schwimmbad seine Achselhaare zu zeigen.
Trotzdem schämen sich viele Frauen immer noch für ihre natürliche Körperbehaarung. Einige Trends, die früher zu Entsetzen geführt haben, sind heute gar nicht mehr nachvollziehbar.
Männer mit langen Haaren und Bart mussten sich Mitte des letzten Jahrhunderts für ihr Aussehen schämen. Mittlerweile ist diese Behaarung völlig normal und du kannst dir wahrscheinlich kaum vorstellen, wieso das früher für Aufsehen gesorgt hat.
Körperscham: Wenn Nacktheit peinlich ist
In Bezug auf den eigenen Körper lässt sich das Phänomen der Scham besonders gut beobachten.
Bist du allein im Bad, ist es kein Problem nackt zu sein, in der Öffentlichkeit fühlst du dich aber bloßgestellt. Stell dir nur einmal vor, du triffst deinen Chef in der Sauna. Dann würdest du vor Scham bestimmt am liebsten im Boden versinken. Körperscham ist ein weit verbreitetes Phänomen und liegt in der menschlichen Natur.
Wenn du dich vor Fremden ausziehst, ist dir das unangenehm. Vielleicht machst du beim Sex auch das Licht aus, weil du mit deinem Körper nicht zufrieden bist und es nicht geschafft hast schnell und gesund abzunehmen.
Gerade wenn du nicht in einer festen Beziehung bist, sondern eine Affäre oder Sex mit einem Freund hast, kommt das besonders häufig vor. Die Körperscham entwickelt sich erst mit zunehmendem Alter. Kinder haben kein Problem damit nackt durch die Gegend zu laufen.
Zumindest bis sie im Grundschulalter sind. Dann haben sie zunehmend Schamgefühle und achten darauf, sich nur im privaten Bereich ohne Kleidung zu zeigen.
Fremdschämen
Jugendliche, die mit ihren Eltern in der Stadt unterwegs sind, laufen gerne mal ein paar Meter vor oder hinter Mama und Papa.
Zusammen mit den Eltern gesehen zu werden, ist vielen pubertierenden Teenagern nämlich ganz schön peinlich. Das Verhalten ihrer Eltern ist ihnen unangenehm.
Sie schämen sich fremd. Beim Fremdscham fühlst du dich in eine andere Person hinein und schämst dich an ihrer Stelle. Meist empfindet die Person, für die du dich schämst, ihre Handlung gar nicht als unangenehm oder unangebracht.
Sie bekommt oft nicht mal mit, dass du dich schämst. Außer du weißt sie explizit darauf hin. Fremdschämen ist kein selbstloser Akt, den du übernimmst, um jemand anderem das Leben zu erleichtern. Vielmehr überkommt dich das Schamgefühl unfreiwillig und du musst damit umgehen.
Besonders empathische Menschen schämen sich öfter fremd, als solche die gefühlskalt sind. Während das Beispiel des Jugendlichen eine Situation darstellt, in der die Fremdscham nicht unbedingt angebracht ist, gibt es auch Situationen, in denen du dich aus offensichtlicheren Gründen für fremde Menschen schämst.
Macht ein Politiker im Fernsehen einen unangebrachten Witz oder hat einen großen Fleck auf seinem Jackett, merkt er in diesem Moment nicht, dass sein Verhalten oder Auftreten vielen Zuschauern peinlich ist. Genau wie die Scham, ist auch die Fremdscham subjektiv bedingt.
Fehlendes Schamgefühl
Jeder Mensch schämt sich individuell für andere Dinge. Während manchen fast alles peinlich ist, scheinen andere absolut keine Hemmungen zu haben.
Es ist wichtig, diesbezüglich eine Balance zu finden. Denn wer sich für nichts schämt, droht von der Gesellschaft ausgegrenzt zu werden. Das passiert, weil schamlose Menschen immer wieder gegen gesellschaftliche Regeln verstoßen und diesbezüglich keine Reue zeigen.
Dieses Phänomen bestätigt ein psychologisches Experiment, bei dem zwei Männer in zwei verschiedenen Varianten Klopapier in einem Supermarkt umstoßen. Dem ersten ist sein Missgeschick unangenehm und peinlich, der zweite zeigt keine emotionale Regung, schämt sich also gar nicht.
Die zu den Vorfällen befragten Probanden spürten im ersten Fall vermehrt den Wunsch dem Mann zu helfen, denn er tat ihnen leid. Für das Verhalten des zweiten Mannes hatten die Probanden hingegen wenig Verständnis, kein Mitleid und nicht das Bedürfnis ihm zur Hilfe zu kommen.
Scham wird von Außenstehenden als indirekte Entschuldigung gedeutet und als Einsicht, dass das persönliche Verhalten falsch war.
Bist du dagegen schamlos, kommt das bei anderen meistens nicht gut an. Du schadest dir mit fehlendem Schamgefühl also nur selbst. Versuche dein Verhalten irgendwo zwischen übermäßiger Scham und Schamlosigkeit einzupendeln – das ist am gesündesten für dich und macht dich glücklich.
Vorteile des Schämens
Scham ist in erster Linie ein unangenehmes Gefühl, das keiner gerne erlebt.
Besonders wenn du andere Menschen noch nicht so gut kennst, schämst du dich schneller für Dinge, die dir vor Freunden oder deiner Familie vielleicht nicht so unangenehm wären.
Scham ist auch ein sehr anstrengendes Gefühl, denn du versuchst dein natürliches Verhalten und damit einen Teil von dir selbst zu verstecken. Das Schamgefühl hat aber auch einige Vorteile, die dir persönlich nutzen. Im Folgenden findest du eine Übersicht zu den positiven Aspekten der Verlegenheit.
Andere verzeihen dir, wenn du beschämt bist
Bestimmt ist es dir besonders unangenehm, wenn andere mitbekommen, dass du dich schämst. Meistens entsteht das Schamgefühl sogar, weil du dich davor fürchtest, wie andere reagieren. Dein Gesicht färbt sich rot und du wendest den Blick ab.
Gerade das animiert deine Mitmenschen aber dazu dir zu verzeihen. Sie haben Mitleid und wollen, dass du dich schnell wieder wohlfühlst.
Die optischen Symptome zeigen an, dass du deine Handlung bereust und sorgen dafür, dass du nicht aus der gesellschaftlichen Gruppe verstoßen wirst oder deine Mitmenschen im Nachhinein schlecht über dich denken.
Intimspähre wird bewahrt
Dieser Punkt trifft dann zu, wenn du in Versuchung gerätst, dich über private und persönliche Dinge einer anderen Person zu informieren, zum Beispiel einen Liebesbrief zu lesen, der nicht für dich bestimmt ist oder ein Tagebuch, das nicht dir gehört.
Das Schamgefühl trägt dazu bei, dass du dich nicht in die privaten Angelegenheiten anderer Menschen einmischst.
Scham reguliert Beziehungen
Das Schamgefühl hilft dir dabei gewisse Grenzen kennenzulernen und diese nicht zu übertreten. Gerade im Zusammenleben mit anderen Menschen ist das sehr wichtig.
Dieser Punkt hat auch viel mit dem Bewahren der Intimsphäre zutun, die ebenfalls eine Grenze darstellt, die du in einer harmonischen Beziehung nicht überschreiten solltest. Im öffentlichen Leben trägt das Schamgefühl dazu bei, dass gesellschaftliche Regeln nicht verletzt werden und garantiert so das Funktionieren des sozialen Miteinanders.
Scham als Selbstschutz
Es ist völlig normal, dass du nicht all deine Erfahrungen mit jedem anderen Menschen teilen möchtest. Das sollten deine Freunde und Bekannte auch respektieren.
Wenn du alles verrätst und dir nichts unangenehm ist, machst du dich angreifbar und verletzlich. Verlegenheit ist also auch ein Selbstschutz, der dir dabei hilft, deine intimsten Geheimnisse zu bewahren.
Tipps gegen die Verlegenheit
Nimmt das Schamgefühl Überhand, ist es aber nicht mehr positiv, sondern kann dich sogar krank machen.
Im schlimmsten Fall führt eine übertriebene Verlegenheit sogar zur gesellschaftlichen Isolierung. Diese Gefahr droht, wenn du all deine persönlichen Werte, Hoffnungen und Wünsche aufgibst, um dich den Regeln der gesellschaftlichen Norm vollständig zu unterwerfen.
Merkst du, dass du dich übermäßig viel genierst, solltest du etwas daran ändern. Auch wenn du generell an deiner Verlegenheit arbeiten möchtest, haben wir hier ein paar Tipps für dich.
Scham: Habe Geduld
Lass dir und deinem Körper Zeit mit einer Situation umzugehen. Übst du dich in Geduld, verschwindet das Schamgefühl so schnell, wie es aufgetreten ist.
Du machst einen großen Fehler, wenn du dich selbst unter Druck setzt und versuchst, deine Emotionen zu unterdrücken oder mit aller Gewalt zu überwinden. Ein solches Verhalten bereitet dir nur Stress und macht deine Verlegenheit noch schlimmer als sie ohnehin schon war.
Überlege, wie du andere trösten würdest
Stell dir vor, deiner besten Freundin wäre passiert, wofür du dich schämst.
Wahrscheinlich bist du ihr in einer solchen Situation viel toleranter gegenüber als dir selbst und würdest ihr gut zusprechen.
Nur weil du den Fehler gemacht hast, ist er nicht automatisch schlimmer. Versuche jede Situation, in der du dich schämst, wie ein Außenstehender zu betrachten und überlege dir dann, wie gravierend etwas wirklich ist.
Scham: Lerne dich selbst kennen
Weißt du genau über dich und deinen Körper Bescheid, kannst du vorhersehen welche Situationen dir peinlich sein werden und wann du wie reagierst. Ist es dir möglich unangenehme Situationen zu vermeiden, solltest du das versuchen.
Wenn nicht, musst du deine Scham akzeptieren und darfst sie nicht versuchen zu verstecken oder zu überspielen. Das macht dich unauthentisch und alles andere als sympathisch. Außerdem durchschauen Außenstehende ein solches Versteckspiel relativ schnell, besonders wenn sie dich gut kennen.
Lerne dein Umfeld kennen
Verbringe viel Zeit mit neuen Bekannten und lerne sie besser kennen.
Dann werden sie schnell zu Freunden und es gibt weniger Gelegenheiten, in denen du dich für ein Missgeschick schämst.
Scham: Identifiziere deine Ängste
Schamgefühle werden oft durch Ängste ausgelöst. Vielleicht bist du dir gar nicht darüber im Klaren darüber, wovor du Angst hast. Versuche nachzuvollziehen, wieso du dich in einer bestimmten Situation geniert hast und bringe deine persönliche Analyse in Verbindung mit eventuellen Ängsten.
Helfen kann eine Selbstreflexion, bei der du über alle Situationen nachdenkst, die dich in letzter Zeit in Verlegenheit gebracht haben. In einem zweiten Schritt setzt du dich mit deinen Ängsten auseinander und setzt alles daran sie zu überwinden.
Stärke dein Selbstwertgefühl
Dein Selbstwertgefühl bestimmt, wie du über dich denkst. Nur wer sich selbst schätzt, wird auch von anderen geschätzt. Ein starkes Selbstwertgefühl sorgt auch dafür, dass du dir gegenüber tolerant bist.
Dann lässt du dir viel mehr durchgehen und genierst dich nicht so schnell. Außerdem trittst du sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld selbstsicherer auf. Nicht jeder hat ein starkes Selbstwertgefühl. Das lässt sich aber erlernen.
Hier lernst du, wie du dein Selbstwertgefühl stärken kannst.
Scham: Habe nicht zu hohe Ansprüche an dich selbst
Einige Menschen genieren sich viel schneller und häufiger als andere. Das sind meist Personen, die zu viel von sich selbst verlangen und denen auch als Kind schon zu viel abverlangt wurde.
Versuche deine Erwartungen an dich selbst nicht zu hoch zu schrauben und achte darauf, dass das, was du dir vornimmst, im Rahmen deiner Möglichkeiten liegt. Ansonsten wirst du schnell frustriert und schämst dich deine Niederlagen vor anderen Menschen zuzugeben.
Du brauchst dir auch keine Vorwürfe zu machen, wenn du nicht vorhergesehen hast, wie eine andere Person reagieren wird. Schließlich bist du kein Hellseher. Fühle dich nicht für Dinge schuldig, für die du nichts kannst.
Lass dich nicht von anderen verunsichern
Denk nicht andauernd darüber nach was andere gut oder schlecht finden, sondern steh zu deinen eigenen Überzeugungen.
Kommentare von Freunden oder der Familie können dich schnell aus dem Konzept bringen. Wenn du das Gefühl hast von anderen beeinflusst zu werden und deren Anforderungen nicht gerecht zu werden, musst du darüber nachdenken Abstand zu diesen Leuten zu gewinnen.
In einem solchen Fall ist eine Auszeit eine gute Idee. Buche eine Sprachreise oder beantrage eine Sabbatical, um neue Erfahrungen zu sammeln und dich aus deinem Umfeld zu lösen. Das gibt dir Selbstvertauen und sorgt dafür, dass du in Zukunft nicht mehr so schnell in Verlegenheit gerätst.
Lache über deine Fehler
Humor kann dir beim Überwinden deiner Scham helfen. Nimm dich selbst nicht zu ernst und lache auch mal über deine Fehler.
Das tut deiner Seele gut und die unangenehme Situation ist in null Komma nichts vergessen. Je länger du über dein Missgeschick nachgrübelst, desto schlimmer wird es dir vorkommen.
Je früher du darüber lachst, desto besser kommst du darüber hinweg und kannst es vergessen.