Nachhilfe geben: 9 Tipps & 4 Fallstricke für Lehrende
Nachhilfe geben gehört zu den beliebtesten Nebenjobs für Schüler und Studenten. Auch Erwachsene können von der Tätigkeit als Nachhilfelehrer profitieren. Wir erklären dir alles, was du als Nachhilfelehrer wissen musst.
Ob für Schüler, Studenten oder Berufstätige: Hast du Fachkenntnisse in einem bestimmten Bereich, kannst du dir mit Nachhilfeunterricht einige Euros dazuverdienen. Wir erklären, was du dabei beachten solltest.
Wo du Nachhilfe geben kannst: online, am Institut und Co.
In Deutschland kann jeder ohne spezielle Ausbildung Nachhilfelehrer werden. Dennoch muss der Lehrer verschiedene Kenntnisse mitbringen, um Nachhilfe geben zu können. Dazu gehört neben der fachlichen Kompetenz auch Geduld und die Fähigkeit, dein Wissen verständlich vermitteln zu können.
Für dich bietet diese Form des Nebenjobs vielerlei Freiheiten. Du kannst die Zeiten, an denen du arbeitest, selbst festlegen, kannst bestimmen, wen du unterrichtest und welchen Stundenlohn du nehmen möchtest.
Bevor du jedoch mit dem Lehren beginnen kannst, musst du zuerst einmal eine Anstellung als Nachhilfelehrer finden. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten.
Du kannst entweder privat nach Nachhilfeschülern suchen oder dich bei einem größeren Nachhilfe-Institut anstellen lassen. In diesem Fall musst du jedoch einen Teil deiner Freiheiten als eigenständiger Nachhilfelehrer aufgeben. Du kannst:
- Privat Nachhilfe geben
- Online Nachhilfe geben
- In einem Nachhilfe-Institut arbeiten
Jede der Möglichkeiten hat verschiedene Vor- und Nachteile. Während du dich bei privater Nachhilfe ganz allein um die Anwerbung deiner Nachhilfeschüler kümmern musst, bleibt dir dies bei der Tätigkeit in einem Nachhilfe-Institut erspart. Andererseits ist dort der Stundenlohn oftmals bereits festgelegt. Du hast also nicht die Möglichkeit, dein eigenes Gehalt festzulegen.
Arbeitest du als Nachhilfelehrer online, schreiben dich die Nachhilfeschüler in der Regel selbst an. Hier solltest du allerdings auf eine gute Bewerbung beziehungsweise ein seriöses Profil achten, damit du Angebote bekommst. Zudem können dich deine Schüler in vielen Fällen online bewerten. Deine Nachhilfe sollte also gut sein.
Der Stundenlohn eines Nachhilfelehrers hängt von verschiedenen Faktoren ab. Der wichtigste Faktor ist jedoch die Ausbildung des Lehrers.
Studierte Lehrer können bis zu 30 Euro die Stunde verlangen. Für Studenten ist ein Gehalt von 15 Euro pro Stunde normal. Schüler haben einen sehr geringen Stundenlohn. Dieser liegt häufig zwischen 5 und 10 Euro.
Nachhilfeschüler finden
Wenn du privat Nachhilfe geben willst, musst du dich selbstständig um die Anwerbung der Nachhilfeschüler kümmern. Dazu gibt es verschiedene Methoden.
Die wohl einfachste Methode ist das Verfassen von Anzeigenblättern. Diese kannst du in Schulen, Universitäten und Supermärkten aufhängen. Häufig gibt es an diesen Orten ein sogenanntes "Schwarzes Brett", an dem jeder Gesuche und Anzeigen aushängen kann.
Auch Eltern, die für ihr Kind einen Nachhilfelehrer finden möchten, hängen hier oft Gesuche aus. In deinem Anzeigenblatt sollte dein Name, deine Qualifikation (Schüler oder Student), die Kontaktdaten und die Region, in der du Nachhilfe anbietest, stehen.
Auch die Fächer, in denen du Nachhilfe geben möchtest, sollten erwähnt werden. Ähnliche Kleinanzeigen kannst du auch online schalten.
Weiterhin lohnt es sich auch, im Bekannten- und Verwandtenkreis zu fragen, ob jemand einen Nachhilfelehrer für die von dir angegebenen Fächer sucht.
Viele Schüler sind während ihrer Schulzeit auf Nachhilfe angewiesen und greifen gerne auf bekannte Gesichter zurück. Häufig werden Nachhilfelehrer in Mathe und Englisch gesucht.
Nachhilfelehrer werden: So gibst du guten Nachhilfeunterricht
Wenn du dich erst einmal für eine Methode entschieden hast und einen oder sogar mehrere Nachhilfeschüler gefunden hast, geht es an deine eigentliche Aufgabe.
Für einen guten Nachhilfeunterricht solltest du nicht nur fachlich sondern auch didaktisch bewandert sein. Das heißt, dass du dein Wissen auch verständlich vermitteln können solltest. Dazu solltest du einiges beachten.
Probestunden
Anfangs lohnt es sich ein bis zwei Probestunden durchzuführen. Diese sollten unentgeltlich sein und zur Eingewöhnung dienen. So könnt ihr testen, ob ihr euch gut versteht und eine gute Lernatmosphäre herrscht.
Darüber hinaus erfährst du dabei auch mehr über den Wissensstand des Schülers. Allerdings solltest du nach spätestens zwei Probestunden Geld verlangen. Dann sollte klar sein, wie gut ihr miteinander auskommt. Bietest du zu viele gratis Probestunden an, kann das mitunter sogar unprofessionell wirken.
Ziele setzen
Nachdem du einen Nachhilfeschüler gefunden hast, solltest du mit ihm gemeinsam Ziele festlegen. Stelle dir hierzu am besten folgende Fragen:
- Was möchtet ihr in den nächsten Wochen beziehungsweise Monaten erreichen?
- Auf welche Themen möchtet ihr euch fokussieren?
- Wo herrscht Verbesserungsbedarf?
- Welche Note möchte der Schüler auf seinem nächsten Zeugnis stehen haben?
Bis man diese Ziele erreicht, kann mitunter einige Zeit vergehen.
Damit der Schüler dennoch ausreichend Erfolgserlebnisse hat, solltet ihr auch Zwischenziele festlegen. Ein erstes Ziel könnte beispielsweise das korrekte Lösen eines bestimmten Aufgabentyps oder das Beherrschen eines speziellen Themenbereichs sein.
Überlegt euch auch, was ein realistisches Ziel für die nächste Klausur sein könnte. Nehmt euch dabei nicht zu viel vor. Häufig ist eine Verbesserung um mehrere Notenpunkte nach wenigen Wochen noch nicht möglich.
Wie du richtig Ziele setzt, erklären wir dir hier.
Regeln festlegen
Um eine produktive Lernatmosphäre zu schaffen, solltest du anfangs einige Regeln festlegen. So weiß der Schüler, was er beachten muss. Konflikte können so vermieden werden.
Während einige Schüler keine Verhaltensregeln brauchen, um konzentriert arbeiten zu können, brauchen andere feste Regeln, damit eine vernünftige Lernatmosphäre entstehen kann.
Unterricht vorbereiten
Die wichtigste Tätigkeit eines Lehrers und auch eines Nachhilfelehrers ist die Unterrichtsvorbereitung. Ohne ausreichende Vorbereitung versinkt die Stunde oftmals im Chaos.
Um den Schulstoff verständlich vermitteln zu können, solltest du diesen umfassend verstanden haben und mit allen Regeln kennen. Nur selten kann man sich jegliches Detail eines Themas merken. Darum ist es vorteilhaft, den Stoff vor der Nachhilfestunde noch einmal umfassend zu wiederholen.
Du solltest nicht nur den Lernstoff verstehen, sondern auch die Nachhilfestunde strukturieren. Mit der Zeit wird es langweilig, wenn du deinen Schüler nur vorgegebene Übungen lösen lässt.
Versuche Abwechslung in deine Nachhilfestunde zu bringen. Lasse deinen Schüler auch einmal einen Sachverhalt erklären. In Fremdsprachen bietet es sich an, sogenannte "Mind Maps" zu erstellen, in denen der Schüler die Vokabeln thematisch sortieren kann.
Eigenständigkeit des Schülers fördern
Allgemein solltest du die Eigenständigkeit deines Nachhilfeschülers fördern. Der Schüler sollte die Aufgaben selbstständig lösen können. Oftmals bringt es nicht viel, den Schüler beim Lösen einer Aufgabe zuschauen zu lassen. Er sollte die Aufgabe selbstständig angehen und bei Problemen auf deine Hilfe zurückgreifen können.
Ziel sollte letztendlich sein, dass er die Aufgabe ohne Hilfe lösen kann. Auch in der Schule und während Klassenarbeiten sind die Schüler beim Lösen einer Aufgabe auf sich alleine gestellt. Nachhilfe sollte die Fähigkeit zum selbstständigen Lösen einer Aufgabe fördern.
Lob und Motivation nicht vergessen
Damit der Schüler Freude am Lernen entwickelt, solltest du seine Erfolge wertschätzen. So förderst du auch seine Motivation. Das beste Mittel dazu ist Lob. Wenn du deinen Schüler ermutigst, geht er motivierter an die Aufgabe und traut sich zudem mehr zu.
Gibst du deinem Schüler positives Feedback, stärkt das sein Selbstbewusstsein und sorgt darüber hinaus für eine bessere Lernatmosphäre. Denke daran, auch kleine Erfolge wertzuschätzen. Schon ein richtiger Ansatz zum Lösen einer Aufgabe kann ein Lob Wert sein, auch wenn das Endergebnis falsch ist.
Stoff zusammenfassen und wiederholen
Zum Ende jeder Nachhilfestunde solltest du den Lernstoff zusammenfassen und noch einmal wiederholen. Das sorgt dafür, dass sich der Lernstoff festigt. Noch besser wirkt diese Methode, wenn der Schüler den Stoff noch einmal zusammenfasst.
So kannst du außerdem überprüfen, ob dein Nachhilfeschüler alles verstanden hat. Gibt es Unklarheiten solltest du diese in der nächsten Stunde noch einmal näher erläutern.
Mitunter solltest du auf eine andere Lehrmethode zurückgreifen, damit der Schüler den Zusammenhang besser versteht. Anstatt einer Aufgabe könntest du beispielsweise ein konkretes Beispiel verwenden.
Verschiedene Lernmethoden verwenden
Ein eintöniger Unterricht wird jedem Schüler mit der Zeit langweilig. Versuche darum viele verschiedene Lernmethoden einzubauen. Die Schüler freuen sich meist über ein bisschen Abwechslung.
Gibst du nicht nur einem Schüler sondern einer ganzen Gruppe Nachhilfe, können die Schüler eine Aufgabe auch in einer Gruppenarbeit bewältigen. Versuche auch konkrete Beispiele zu verwenden und die Aufgabentypen abzuwechseln.
Die Bedürfnisse des Schülers berücksichtigen
Zu guter Letzt solltest du natürlich die Bedürfnisse jedes Schülers berücksichtigen und akzeptieren. Jeder Schüler hat andere Stärken und Schwächen. Versuche diese zu erkennen und seine Stärken zu nutzen, um an seinen Schwächen zu arbeiten.
Darüber hinaus besitzen einige Schüler eine geringere Konzentrationsspanne als andere. Einige Schüler benötigen darum mehr Pausen während der Nachhilfestunde und mehr Zeit einen Sachverhalt zu verstehen als andere.
Das solltest du vermeiden
Als Nachhilfelehrer solltest du einige Dinge beachten und andere unbedingt vermeiden. Der Nachhilfeschüler sollte gerne zur Nachhilfestunde kommen, damit er an seinen Defiziten arbeiten kann. Macht er jedoch negative Erfahrungen, nimmst du ihm mitunter die Motivation zum Lernen.
Die Geduld verlieren
Ein Lehrer sollte viel Geduld mitbringen. Es kann sein, dass du einen Sachverhalt unzählige Male erklären musst, bis dein Schüler diesen verstanden hat.
Das sollte dich nicht verzweifeln lassen. Verlierst du die Geduld, kann der Schüler seinen Glauben in seine Fähigkeiten verlieren. Die Schüler zweifeln häufig schon vorher an sich, da sie in der Schule bereits schlechter mitkommen als andere. Diese Zweifel solltest du keinesfalls verstärken.
Leistungsdruck aufbauen
Andererseits solltest du nicht zu hohe Erwartungen an deinen Schüler haben. Das kann dazu führen, dass ein Leistungsdruck entsteht, dem der Schüler nicht mehr gerecht werden kann.
Häufig haben die Eltern bereits hohe Erwartungen an ihr Kind. Das kann schon ein Stressfaktor für den Schüler sein. Deine Aufgabe ist es, deinen Schüler zu motivieren, ohne dass er sich unter Druck gesetzt fühlt.
Unvorbereitet erscheinen
Unprofessionell wirkst du, wenn du unvorbereitet bei der Nachhilfe erscheinst. Du solltest vor der Nachhilfestunde den Stoff wiederholen und Übungen und Methoden recherchieren. Das kann ein bis zwei Stunden in Anspruch nehmen.
Diese Zeit ist jedoch wichtig, damit du den Anforderungen und Fragen deines Nachhilfeschülers gerecht werden kannst. Es ist nicht schlimm, wenn du ab und zu einen Punkt nachschlagen musst. Das sollte allerdings keine Regelmäßigkeit werden, wenn du professionell erscheinen willst.
Die Schwächen des Schülers hervorheben
Ein Schüler, der Nachhilfeunterricht in Anspruch nimmt, verfügt in der Regel über einige schulische Defizite. Als Nachhilfelehrer ist es deine Aufgabe, mit ihm zusammen an diesen zu arbeiten. Keinesfalls solltest du diese jedoch hervorheben.
Versuche dich nicht nur auf die Schwächen deines Schülers zu fokussieren, sondern auch seine Stärken zu erkennen. So kannst du den Unterricht besser auf deinen Schüler zuschneiden. Seine Stärken können dir mitunter helfen an seinen Schwächen zu arbeiten.