Moral: Definition, Unterschied zur Ethik + Beispiele
Wir reden ständig von Moral und Ethik – moralischem, ethischem oder unmoralischem Verhalten. Doch meistens wissen wir dabei gar nicht, was die Begriffe genau bedeuten und wie sie sich unterscheiden.
Im Folgenden zeigen wir dir, was Moral eigentlich ist und was sie mit Ethik zu tun hat. Zudem erklären wir, wie Moral entsteht, wo sie zu Schwierigkeiten führt und führen Beispiele für moralisches Verhalten an.
Definition: Was ist Moral?
Die Moral ist definiert als die Gesamtheit von ethisch-sittlichen Normen, Grundsätzen und Werten, die das zwischenmenschliche Verhalten einer Gesellschaft regulieren und die von ihr als verbindlich akzeptiert werden.
Der Begriff stammt vom lateinischen Wort moralis ab, was die Sitten betreffend bedeutet. Synonyme für Moral sind ethische oder moralische Gesinnung, Sitte, sittliche Ordnung und Sittlichkeit.
Das Antonym beziehungsweise Gegenteil von Moral ist Unmoral, also der Verstoß gegen Moralvorstellungen.
Der Moralbegriff bezeichnet die Auffassung von Moral, die jemand besitzt oder die vorherrscht – also was konkret unter Moral verstanden wird. Diese Auffassung von Moral kann zum Beispiel Ehre, Anstand, Gewissen, Höflichkeit oder Bescheidenheit sein.
Moral beschreibt also zum größten Teil Handlungen, die von einem Menschen oder einer ganzen Gesellschaft erwartet werden. Die Sitte sorgt dafür, dass Menschen sich auf eine bestimmte Weise verhalten.
Unterschied zwischen Moral und Ethik
Häufig werden die Begriffe Moral und Ethik synonym verwendet, da vielen die unterschiedlichen Bedeutungen nicht klar sind. Wie Moral definiert ist, haben wir schon geklärt. Wenn wir von Sitten an sich reden, meinen wir also Moral.
Definition: Was ist Ethik?
Ethik ist nun die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Moral. Nur wenn wir die Moral reflektieren, über sie philosophieren, sie analysieren oder untersuchen, dann sprechen wir von Ethik. Ein Synonym für Ethik ist also Moralphilosophie.
Demnach können mehrere Moralen nebeneinander existieren, während es nur eine einzige Ethik gibt.
Definition: Moralisch, unmoralisch und ethisch
Das Adjektiv moralisch kann einerseits wertneutral verwendet werden – dann bedeutet es so viel wie zu einer Moral gehörend – oder positiv wertend. Meistens wird moralisch im positiv wertenden Sinn benutzt, nämlich mit der Bedeutung der Moral entsprechend oder sittlich.
Das Gegenstück zu moralisch, also das negativ wertende Adjektiv, ist unmoralisch. Unmoralisch bedeutet gegen Sitte und Moral verstoßend. Meistens wird es zur Bewertung von Verhalten verwendet. Unmoralisches Verhalten ist also ein Verhalten, dass den Vorstellungen der Gesellschaft widerspricht.
Das Adjektiv ethisch hat hingegen nur eine wertneutrale Bedeutung, und zwar die Ethik betreffend oder sittenwissenschaftlich.
Moralische Gesinnung
Wie bereits erwähnt, ist moralische Gesinnung ein Synonym für Moral. Genauer bezeichnet die moralische Gesinnung das Bewusstsein sittlicher Werte, also das ethische Bewusstsein. Die moralische Gesinnung ist auch bekannt als Ethos.
Wer also ein hohes Ethos hat, ist sich seiner Moral beziehungsweise seiner sittlichen Werte bewusst und stimmt darauf sein Handeln ab.
Voraussetzung für moralisches Verhalten
ist eine Redensart, die aus Bertolt Brechts "Ballade über die Frage: Wovon lebt der Mensch?" stammt. Damit will er sagen, dass man erst dann moralisch handeln kann, wenn man mit Nahrung versorgt ist, also die Grundbedürfnisse gestillt hat.
Wie entsteht Moral?
Genau wie Wertvorstellungen und den entsprechenden Normen, die eine Moral ausmachen, ist Moral nicht weltweit gleich, sondern unterscheidet sich in verschiedenen Gebieten und Gesellschaften.
Moral ist nicht nur anerzogen, sondern zum Teil auch angeboren und evolutionsbedingt entstanden. So hat sich schon zur Zeit der Jäger und Sammler herausgebildet, dass Gruppenbildung und die gegenseitige Hilfe in Notfällen allen Zugehörigen der Gruppe einen Überlebensvorteil verschafft.
So hat uns die Evolution ein moralisches Empfinden mitgegeben, das auf persönlichen Kontakt abzielt.
Auf evolutionär neue Situationen, die unter anderem durch die Globalisierung entstanden sind, sind unsere Instinkte nicht vorbereitet.
Ein Beispiel ist die weniger ausgeprägte moralische Pflicht, bedürftigen Menschen zu helfen, zu denen man keine persönliche Verbindung hat, zum Beispiel weil sie weit entfernt leben.
Würden wir auf der Straße einen verletzten Menschen sehen, der dringend medizinische Hilfe benötigt, würden wir es als unsere Pflicht empfinden, ihm zu helfen.
Bei einem Menschen, der auf einem anderen Kontinent lebt, aber die gleiche Hilfe benötigt, würden wir eher ein geringeres Pflichtgefühl empfinden.
Für diese Situation haben wir im Laufe der Evolution keinen Instinkt ausgebildet und müssen uns durch unsere Vernunft verdeutlichen, dass moralisches Handeln auch in diesem Fall gefragt ist.
Unser Sinn für Moral ist also eher durch Emotionen und Instinkte geprägt als durch Vernunft und Verstand. Daher gibt es Handlungen, die wir als unmoralisch betrachten, ohne wirklich erklären zu können, warum.
Moralisches Dilemma
Ein Dilemma bezeichnet eine Situation, in der man gezwungen ist, sich zwischen zwei gleichermaßen schwierigen, meist unangenehmen Handlungsalternativen zu entscheiden.
Ein moralisches Dilemma ist eine Sonderform einer Dilemma-Situation. Es liegt dann vor, wenn mindestens zwei Güter, Rechte oder Interessen auf dem Spiel stehen, unter denen keine absoluten Vorrangregeln existieren.
Dazu kommt, dass beide weder gleichzeitig realisiert, geschützt noch erfüllt werden können. Einen dritten Weg, der beiden Verpflichtungen gerecht wird, gibt es nicht.
In einem moralischen Dilemma ist es also nicht möglich, die auf dem Spiel stehenden Güter, Rechte oder Interessen gegeneinander abzuwägen.
Ein bekanntes Beispiel für ein moralisches Dilemma ist das Gleisarbeiter-Dilemma der Philosophin Philippa Foot. Die Situation ist folgende:
Ein außer Kontrolle geratener Waggon rast die Bahngleise entlang und kann nicht gestoppt werden. Auf der Strecke befinden sich fünf Gleisarbeiter bei der Arbeit, die den Waggon nicht sehen und nicht hören können und von ihm überrollt und getötet werden.
Du stehst an einer Weichenstelle zwischen dem heranfahrenden Waggon und den fünf Arbeitern. Die einzige Möglichkeit, die fünf Personen vor dem Tod zu bewahren, ist, die Weiche umzulegen und den Wagen auf das andere Gleis umzuleiten.
Auf diesem Gleis befindet sich allerdings ein einzelner Arbeiter, der den Waggon ebenfalls weder sieht noch hört. Du kannst keinen der Arbeiter warnen.
Deine beiden einzigen Möglichkeiten sind also:
- Du kannst nichts tun und der Waggon wird fünf Arbeiter überrollen.
- Du kannst die Weiche aktiv umstellen und ein Arbeiter wird überrollt.
Was tust du?
In der Regel beantwortet die Mehrheit die Frage mit “Ich würde die Weiche umstellen”, mit der Begründung, dass es besser ist, wenn nur ein Mensch stirbt, anstatt fünf.
Ein anderes Beispiel ist das Chirurgen-Dilemma. Dort ist die Situation wie folgt:
Ein Chirurg hat fünf Patienten. Ihn allen fehlt je ein lebenswichtiges Organ und sie werden bald sterben, wenn sie nicht bald ein Spenderorgan erhalten. Zufällig wird ein junger, gesunder Tourist eingeliefert, der eine kleine Wunde nähen lassen will.
Der Chirurg stellt fest, dass die Organe des Mannes genau zu den fünf Patienten passen und ihnen das Leben retten würden.
Er könnte also den Touristen als unfreiwilligen Organspender nutzen und somit das Leben der fünf anderen Patienten retten.
Seine beiden Möglichkeiten sind also:
- Er kann nichts tun und die fünf todkranken Patienten sterben.
- Er kann die Organe des gesunden Patienten dem todkranken Patienten implantieren und nur der gesunde Patient stirbt.
Was würdest du tun?
In diesem Dilemma gibt in der Regel die Mehrheit der Befragten an, dass sie den gesunden Patienten in Ruhe lassen würden und damit in Kauf nehmen, dass die fünf anderen Patienten sterben.
Doch warum würden die Meisten in der ersten Situation aktiv die Weiche stellen, um “nur” eine Person, statt fünf sterben zu lassen, würden aber in der zweiten Situation nicht das Leben des einen Patienten opfern, um das Leben der fünf anderen zu retten?
Den Antwortenden fällt es meist schwer, diese Entscheidung zu erklären. Das liegt daran, dass das Handeln primär durch den Instinkt und nicht durch Vernunft bestimmt ist.
Evolutionsbedingt fällt es den meisten leichter, jemanden zu opfern, zu dem sie einen gewissen Abstand haben, als jemanden, du dem sie direkten Kontakt haben.
Moral Hazard
Das Moral Hazard, was auf deutsch so viel wie moralisches Risiko bedeutet, ist ursprünglich ein Begriff aus der Versicherungswissenschaft und wird heute im ökonomischen Sprachgebrauch verwendet.
Moral Hazard bezeichnet generell Fehlanreize oder ungleiche Informationen, die dazu führen, dass Personen sich verantwortungslos oder leichtsinnig verhalten und damit ein Risiko auslösen oder verstärken.
Grund dafür, dass sich ein Vertragspartner nach Vertragsschluss riskanter verhält, ist, dass die andere Partei weniger gut informiert ist als dieser und dessen Handlungen nicht beobachten kann.
Der besser informierte Vertragspartner nutzt diese Unwissenheit aus, da er weiß, dass das Risiko nicht auf ihn zurückfallen wird. Dabei entstehen zusätzliche Kosten für die unwissende Partei und die Allgemeinheit.
Dadurch wird der Anreiz zum richtigen Verhalten minimiert und opportunistisches beziehungsweise zweckmäßig angepasstes Verhalten gefördert.
Ein anschauliches Beispiel aus dem ursprünglichen Kontext ist der Abschluss einer KFZ-Versicherung:
Eine Person kauft ein neues Auto und ist zunächst sehr vorsichtig und parkt es ausschließlich im überwachten Parkhaus, statt am Straßenrand. Nun schließt diese Person eine Versicherung für das Auto ab, die alle Schäden abdeckt.
Jetzt ist die Person weniger vorsichtig, handelt also riskanter, und parkt das Auto von nun an auch auf der Straße. Sie weiß nämlich, dass bei entstandenen Schäden die Versicherung zahlt.
Das moralische Risiko ist also, dass die Risikobereitschaft der versicherten Person steigt, womit auch die Wahrscheinlichkeit, dass für die Versicherung Kosten anfallen, steigt, was zu höheren Beiträgen aller Mitglieder der Versicherung führt.
Beispiele für Moral
Wie die Definition von Moral zeigt, beschreibt sie die Gesamtheit von Werten und den entsprechenden Normen, die in einer Gesellschaft vorherrschen. Beispiele für verbreitete Werte und Normen sind:
- Ehrlichkeit: "Du sollst nicht lügen!”
- Freiheit: “Du sollst niemandem Freiheit und Chancen entziehen!"
- Frieden: “Du sollst Konflikte ohne Gewalt lösen!”
- Gerechtigkeit: “Du sollst jeden gleich behandeln!”
- Leben: “Du sollst nicht töten!”
In diesem Artikel findest du weitere Beispiele für Werte und Normen.
Moral in Geschichten
Sicher kommt dir im Kontext Moral diese Redewendung bekannt vor:
Sie stammt ursprünglich aus der Geschichte Das Bad am Samstagabend von Wilhelm Busch und lautet dort: “Und die Moral von der Geschicht’: Bad’ zwei in einer Wanne nicht”. Die Geschichte handelt von zwei Jungen, die gemeinsam in einer Badewanne gebadet werden und Unsinn anstellen.
Die Moral ist also aus der Erfahrung innerhalb der Geschichte entstanden und schließt die Geschichte ab.
Nach diesem Schema wurden zahlreiche Geschichten, Märchen und Fabeln aufgebaut, die darauf abzielen, dem Leser gewisse Verhaltensformen und Gepflogenheiten zu vermitteln.
Im Folgenden findest du einige Beispiele für Geschichten mit der jeweiligen Moral, die sie vermitteln:
- Der Froschkönig:
“Es lohnt sich, andere nicht nach ihrem Äußeren, sondern nach ihren inneren Werten zu bewerten.” - Die goldene Gans:
“Gutmütigkeit wird belohnt.” - Hans im Glück:
“Besitz allein macht nicht glücklich – und kann sogar zur Last werden.” - Tischlein deck dich:
“Fleiß wird belohnt. Lügen fliegen irgendwann auf.”