Mansplaining: 3 Symptome & 5 Tipps zum richtigen Umgang
Vermutlich hast du schon mal von dem Begriff Mansplaining gehört. Gerade im Internet kursiert dieser Begriff weltweit. Was Mansplaining ist, wie du es erkennst und wie du am besten damit umgehst, erfährst du im Folgenden.
Dir erklärt ein Mann umfassend einen Sachverhalt, bei dem du dich bereits bestens auskennst? Dann könntest du es vielleicht mit einem Mansplainer zu tun haben. Dieses Verhalten kann einschüchternd und energieraubend wirken.
Was Mansplaining ist: eine Definition
Die Wortneuschöpfung "Mansplaining" kommt aus dem Englischen und bedeutet auf Deutsch übersetzt etwa "Herrklärung".
Dabei wurden die englischen Begriffe "man" und "explaining", also "Mann" und "erklären" zusammengesetzt.
Damit sind Erklärungen eines Mannes gemeint, der davon überzeugt ist, er wisse mehr über den Gesprächsinhalt als sein Gegenüber, mit dem er spricht.
Meistens handelt es sich dabei um eine Frau.
Der Begriff wurde als Kampfbegriff, beziehungsweise als pejorativ bezeichnet. Häufig wird Mansplaining nämlich als abwertend verstanden. Das ist nicht verwunderlich, denn diese besserwisserischen Erklärungen können sehr anstrengend sein.
In der Geschlechterforschung werden mit dem Begriff die Machtverhältnisse in der Kommunikation zwischen dem männlichen und dem weiblichen Geschlecht benannt. Denn durch Mansplaining wird deutlich, dass Frauen aufgrund ihres Geschlechts allgemein als unterlegen eingeschätzt werden.
Selbst Frauen in höheren Positionen kennen diese Situation nur zu gut. Doch dieses Phänomen betrifft nicht nur den Büro-Alltag, sondern auch Themen wie die weibliche Sexualität, Schwangerschaft oder die Periode. Auch hier meinen viele Männer, sich besser auszukennen, als Frauen es tun.
Das Problem dabei ist, dass Männer es meist nicht einmal merken, wenn sie mansplainen. Es gibt jedoch Möglichkeiten, diese Verhaltensweise abzulegen.
Schaue auch gerne in unserem Artikel über Persönlichkeitsentwicklung vorbei.
Ähnliche Begriffe
Neben Mansplaining gibt es auch das sogenannte Manspreading sowie das Manterrupting. Vielleicht hast du auch schon mal einen Mann in der Bahn bemerkt, der sich breitbeinig neben dich oder in einem Vierer gegenüber hinsetzt.
In solchen Situationen weißt du selbst nicht, wohin du deine Füße stellen sollst, weil das sehr einengend sein kann.
Manterrupting kommt dem Mansplaining schon sehr nahe. Dabei geht es um das männliche Verhalten, eine Frau mitten im Wort zu unterbrechen. Das führt dazu, dass die Frau nur noch schweigend zuhören kann. So entsteht bei der Frau das Gefühl, nicht wichtig genug zu sein.
Diesem Verhalten der Männer begegnen Frauen fast täglich – egal, ob im Büro oder in einem anderen Umfeld.
Zwar gibt es auch Frauen, die anderen Personen ungefragt Sachverhalte erklären und sie belehren wollen. Beispielsweise, weil sie sich selbst gerne reden hören oder dies eine Reaktion auf Mansplaining ist.
Allerdings ist Mansplaining das Resultat einer patriarchal geprägten Gesellschaft. Der Unterschied liegt dabei zwischen einer gewöhnlichen Besserwisserin beziehungsweise einem Besserwisser und einem Mann, der Frauen die Welt erklärt.
Woher Mansplaining kommt
Die US-amerikanische Publizistin Rebecca Solnit schrieb 2008 ein Essay mit dem Titel "Men Explain Things to Me; Facts Didn’t Get in Their Way" (zu Deutsch "Männer erklären mir Sachverhalte; Fakten kamen ihnen nicht in die Quere").
Darin beschreibt sie ein Erlebnis mit dem Gastgeber einer Party, auf der sie eingeladen wurde.
Dieser erklärte ihr ein bestimmtes Buch und ließ sich dabei weder von ihr, noch von ihrer anwesenden Bekannten unterbrechen.
Das Problem: Das Buch, über das er Rebecca aufklärte, stammte von ihr selbst. Der Mann ließ sich davon jedoch nicht beirren und redete munter weiter. Peinlich sei es ihm scheinbar auch nicht gewesen.
Genau hier liegt aber das Problem, denn diese Situation kommt häufig vor. Dabei macht Solnit deutlich, dass Mansplaining keineswegs ein Makel des gesamten männlichen Geschlechts sei.
Es ist bloß "die Kreuzung von übertriebenem Selbstbewusstsein und Ahnungslosigkeit, an der ein Teil dieses Geschlechts stecken bleibt."
Den Begriff nutzte Solnit in ihrem Essay nicht, sondern er entstand erst später im Internet. Da das Essay so erfolgreich war, schrieb sie daraus ein ganzes Sachbuch mit dem Titel "Wenn Männer mir die Welt erklären".
Doch es handelt sich nicht bei jeder Erklärung eines Mannes gleich um Mansplaining. Im Laufe der Zeit wurde der Begriff ein wenig inflationär angewendet. Oftmals verhalten sich die Männer bei ihren Erklärungen narzisstisch und arrogant. Sie erklären den Sachverhalt von oben herab.
Wie du Mansplaining erkennst
Wenn du mit einem Mann redest, der ungefragt sein Wissen preisgibt, hast du es sehr wahrscheinlich mit Mansplaining zu tun.
Diese Situation findet sich häufig im Alltag wieder, beispielsweise im Fitnessstudio, beim Familienessen oder bei der Arbeit.
Gerade im Büro fühlen sich maskuline Menschen zu Erklärungen berufen.
In einer US-amerikanischen Umfrage mit 2.000 Frauen kam heraus, dass Männer ihnen im Durchschnitt ungefähr 300 Mal pro Jahr Dinge erklären, die sie bereits wussten. Wir verraten dir, woran du Mansplaining erkennen kannst.
Umfassende Erklärungen
Ein Merkmal von Mansplaining ist, dass die Person sehr lang, umfassend und ausführlich von dem Gesprächsthema erzählt. Sei dir bewusst, dass nicht jeder Mann gleich ein Besserwisser oder des Mansplainings schuldig ist, wenn er dir etwas erklären möchte.
Wenn dir jedoch ein Mann etwas erklärt und dir gleichzeitig die Fachkenntnis abspricht, kannst du von einer mansplainenden Persönlichkeit ausgehen. In den meisten Fällen belehrt er das meist weibliche Gegenüber, weil er denkt, mehr über den Gesprächsinhalt zu wissen, als die andere Person.
Er lässt dich nicht ausreden
Dein Gegenüber lässt dich nicht ausreden und glaubt, er könnte den Sachverhalt besser erklären als du.
Dich beim Sprechen zu unterbrechen, kann daher durchaus einschüchternd wirken.
Denn oft sprechen die Mansplainer so von sich selbst überzeugt, dass es schnell verunsichernd wirken kann.
Du hast nicht um eine Erklärung gebeten
Dein Gegenüber fängt an, dir einen Sachverhalt zu erklären, obwohl du ihn nicht darum gebeten hast? Das klingt sehr nach Mansplaining.
Lass dich davon nicht aus der Ruhe bringen. Du kannst die Person in solchen Momenten einfach ausreden lassen und unsere Tipps aus diesem Artikel anwenden.
Wenn du dich fragst, ob du selbst Mansplaining betreibst, kannst du dich an den folgenden Leitfaden der britischen Autorin Kim Goodwin halten. Stelle dir dabei die folgenden vier Fragen:
- Bist du wirklich Experte auf diesem Gebiet?
- Hat die Person nach deiner Erklärung gefragt?
- Bist du in dem Sachverhalt kompetenter als dein Gegenüber?
- Würden die meisten Menschen auf dem Level der Bildung und Erfahrung der Person den Sachverhalt bereits kennen?
Gehe in dich und reflektiere dein Verhalten. Je nachdem, wie du die Fragen beantwortet hast, solltest du über dein Auftreten nachdenken.
Mehr über verschiedene Charaktereigenschaften kannst du in diesem Artikel erfahren.
Beispiele für Mansplaining
Um dieses Verhalten besser darzustellen, haben wir hier einige Beispiele herausgesucht.
Sie sollen verdeutlichen, wie sich Mansplaining von gewöhnlichen Erklärungen unterscheidet.
Er erklärt dir den Feminismus
Ein sehr häufig vorkommendes Beispiel ist es, wenn ein Mann einer Frau den Feminismus erklärt.
Gerade bei den dazugehörigen Strömungen und sozialen Bewegungen steht unter anderem die Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern im Vordergrund.
Natürlich kann ein Mann auch Feminist sein, jedoch kann er sich aufgrund fehlender Erfahrungen nicht oder kaum in das weibliche Geschlecht hineinversetzen. Wenn ein Mann dann ausgerechnet eine Frau über den Feminismus belehren möchte, zählt dieses Verhalten zu Mansplaining.
Er stellt deine fachliche Kompetenz infrage
Du hast in einem bestimmten Fach jahrelang studiert, doch deinen Gesprächspartner interessiert dies nicht. Er versucht dir stattdessen einen Sachverhalt zu erklären, der dir längst bekannt ist. In solchen Fällen kannst du von Mansplaining ausgehen.
Wenn dir eine solche Situation widerfahren ist, solltest du deine eigene Kompetenz nicht hinterfragen. Ansonsten hat dein Gegenüber unbewusst erreicht, was er wollte und glaubt, er stehe im Recht.
Die Person erklärt dir, wie du dich fühlst
Jeder Mensch hat mal einen schlechten Tag oder fühlt sich nicht gut. Beispielsweise liegt das bei Frauen an der Periode. Lässt du dir das als Frau anmerken, hagelt es entweder Unverständnis oder jemand versucht dir Tipps zu geben, damit es dir besser geht.
Dabei weißt du selbst am besten, wie du dich fühlst. Du brauchst keine Erklärungen über deinen Menstruationszyklus, außer es handelt sich um eine Gynäkologin oder einen Gynäkologen. Auch sind Belehrungen eines Mannes über sexuelle Belästigungen nicht nur anstrengend, sondern auch nervig.
Dir wird erklärt, wie dein langjähriger Job funktioniert
Du arbeitest schon lange im Unternehmen, aber dein neuer Kollege weiß besser, wie dein Job funktioniert. Das ist ein klassisches Beispiel für Mansplaining. Auch Männer kennen diese Situation vielleicht.
Manche Männer sind so von sich selbst überzeugt, dass sie vergessen, wem sie gerade fachliche Kenntnisse zu erklären versuchen.
Dagegen handelt es sich lediglich um eine höfliche Erklärung oder einen hilfreichen Gefallen, wenn dir jemand die neue Technik im Büro oder in anderen Umgebungen erklärt.
Wie du auf Mansplaining reagieren kannst
Mansplaining ist insbesondere im Büro sehr zeitraubend und anstrengend, doch du kannst etwas dagegen tun.
Meistens benötigt es von deiner Seite aus Gegenwind, um den Mansplainer aufzuhalten.
Denn die "Herrklärung" funktioniert nur dann, wenn der Erklärer jemandem ohne Widerspruch etwas erklären kann.
Denke von der mansplainenden Person jedoch nicht gleich, dass ihr Charakter grundsätzlich schlecht ist.
Hinter diesem Verhalten steckt oft ein traditionelles Rollenbild, mit dem die Person aufgewachsen ist und welches heute noch in den Köpfen der Menschen existiert. Daher geschieht Mansplaining praktisch unbewusst.
Daran ändert sich jedoch nichts, wenn du weiterhin nett lächelst, nickst und zuhörst. Auch bedanken solltest du dich nicht bei dem Erklärenden. Sonst fühlt er sich nämlich in seiner Überlegenheit bestätigt. Halte dich daher gerne an die folgenden Tipps.
Teile dein Wissen mit
Mach dich auf keinen Fall klein und versuche, dein Gegenüber freundlich darauf aufmerksam zu machen, dass du mit deinen Ausführungen noch nicht fertig gewesen bist.
Bedanke dich dann für die Aufmerksamkeit des Mansplainers.
Du kannst die Person daher auch in seinem Vortrag unterbrechen. Immerhin hat er dir vorher auch dein Wort abgeschnitten.
Sprich die Person darauf an
Wenn auch Sätze wie “Ich mache das seit zehn Jahren” oder “Ich weiß das, ich brauche keine Erklärung, danke” nichts bringen, kannst du ein ernsthaftes Gespräch in Betracht ziehen. Das ist zwar leichter gesagt, als getan, doch du solltest für einen Mansplainer niemals deine Würde verlieren.
Wenn es sich bei dem Mansplainer um den eigenen Chef handelt, kannst du dich bei den Kolleginnen und Kollegen erkundigen, wie es ihnen bei dem Sachverhalt geht. Denn den Chef alleine um ein Gespräch zu bitten, ist oft nicht so einfach. Dies hängt auch von der Kritikfähigkeit des Gegenübers ab.
Stelle Gegenfragen
Lass dich vom Mansplaining nicht aus der Ruhe bringen und stelle deinem Gegenüber herausfordernde Fragen. Unterbrich ihn dabei und hake ganz genau nach.
Eine Beispielfrage wäre diese hier: "Wie kommen Sie auf die Idee, mir diesen Sachverhalt erklären zu müssen?"
Beispielsweise kannst du Fragen wie "Warum?" beziehungsweise "Weshalb ist das so?" einsetzen oder du antwortest schlagfertig.
Hier bieten sich die Sätze "Ich brauche das im Detail" oder "Schreiben Sie es auf, ich beschäftige mich später damit" an. So kannst du den Mansplainer zumindest für eine gewisse Zeit ruhig stellen.
Manchmal hilft es auch, die Person zu fragen, wie lange sie sich bereits mit dem Sachverhalt beschäftigt und ob sie dir passende Quellen empfehlen kann. Meistens kann die Person dies nämlich nicht, obwohl sie sich für einen Experten hält.
Frage ruhig konsequent nach und gehe dabei in die Tiefe. Stelle so viele Fragen wie nötig, bis der Person selbst auffällt, dass sie eigentlich keine oder weniger Ahnung von dem Gesprächsthema hat.
Lass dich nicht verunsichern
Denke an deine Kompetenzen, wenn du nicht so schlagfertig reagiert hast, wie du es dir eigentlich gewünscht hättest. Erinnere dich selbst daran, dass du dich mit dem Thema bereits auskennst und nimm dir eventuelle abwertende Anspielungen auf deine Expertise nicht zu Herzen.
Wenn du noch nicht so schlagfertig bist, wie du es dir erhofft hast, kannst du erst einmal üben. Reflektiere dein Verhaltensmuster und gehe die Situationen in deinem Kopf noch einmal durch.
Überlege, was dir schwergefallen ist und was du bei der nächsten Gelegenheit besser oder anders machen möchtest. Lege dir dazu im Voraus mögliche Antworten zurecht. So kannst du deine Schlagfertigkeit nach und nach verbessern.
Würge die Person ab
Mache der Person klar, dass du gerade keine Zeit für ihren Vortrag hast. Manche Menschen neigen dazu, sehr lang und ausführlich zu reden. Wenn du dieses Verhalten bereits kennst, hilft es manchmal, die Person einfach abzuwürgen.