Hypochonder: 4 Symptome & 5 Tipps bei Angst vor Krankheiten
Gehst du manchmal zum Arzt, obwohl du gar nicht krank bist? Hast du häufig Panik davor, krank zu werden? Dann bist du wahrscheinlich ein Hypochonder. Hier erfährst du, welche Symptome es gibt und was du bei andauernder Angst vor Krankheiten tun kannst.
Der Leidensdruck von Hypochondern ist enorm. Dabei kann die Einbildung von körperlichen Symptomen vorübergehend oder auch dauerhaft sein. So oder so ist die Lebensqualität deutlich eingeschränkt.
Das ist ein Hypochonder
Hast du übertriebene Angst vor schlimmen Erkrankungen oder dem Kranksein generell, bist du wahrscheinlich ein Hypochonder.
Hin und wieder hört man auch die englische Bezeichnung "Hypochondriac".
Betroffene achten penibel genau auf ihre Gesundheit, treiben oftmals viel Sport, um fit zu bleiben und meiden Arztpraxen und kranke Mitmenschen.
Außerdem setzen sich Hypochonder mit permanenter Recherche zu allen möglichen Erkrankungen selbst unter Druck. Ihr Verhalten und die große Furcht sind oftmals zwanghaft.
Bei stark ausgeprägter Hypochondrie bilden sich Betroffene ein, dauerhaft krank zu sein. Nicht selten vermuten sie an Krebs zu leiden. Obwohl Hypochonder von ihrer Krankheit überzeugt sind und diese oftmals am eigenen Körper wahrnehmen, können Ärzte keine körperlichen Beschwerden nachweisen.
Betroffene trauen sich in vielen Fällen nicht über ihre Beschwerden zu sprechen, weil sie nicht selten von ihren Mitmenschen belächelt werden. Sie gelten als eingebildete Kranke und als besonders wehleidig. Das ist ein großes Problem, denn eine hypochondrische Störung muss unbedingt ernst genommen werden.
Für Betroffene ist sie eine schwere Belastung und beeinträchtigt das alltägliche Leben stark. Stellst du fest, dass du selbst an Hypochondrie leidest, suchst du dir am besten direkt Hilfe. Hypochondrie ist nämlich eine psychische Erkrankung.
Formen der Hypochondrie
Nicht alle Menschen leiden auf die gleiche Art und Weise. Es gibt ganz unterschiedliche Ausprägungen von Hypochondrie.
Generell wird die Angst vor Krankheiten in vier Kategorien eingeteilt. Folgende Formen gehören dazu.
Nosophobie
Leidest du unter dieser Form einer hypochondrischen Störung, hast du eine generelle Angst vor Krankheiten.
Beobachte an deinem persönlichen Verhalten, ob du alles dafür tust, gesund zu leben. Dazu gehört einerseits eine übertriebene gesunde Ernährung (zum Beispiel zuckerfrei oder basisch), andererseits das Meiden von kranken Menschen.
Natürlich ist eine gesunde Ernährung an sich nichts Schlechtes. Auch das meiden von kranken Freunden, Bekannten oder Fremden ist an sich erst einmal nachvollziehbar. Übertreibst du es aber mit deinem Verhalten, machst du dir nur selbst Stress und denkst bald über nichts anderes nach als über deine Gesundheit.
Dysmorphophobie
Diese Form der Hypochondrie bezieht sich auf eine Wahrnehmung deines Körpers. Bist du davon betroffen, glaubst du missgebildet, entstellt oder hässlich zu sein. Dabei ist das in Wirklichkeit gar nicht der Fall.
Diese verzerrte Wahrnehmung führt nicht selten dazu, dass Betroffene sich gegenüber ihren Mitmenschen schämen und sich immer mehr zurückziehen. Sie haben auch in Bezug auf ihre Sexualität Hemmungen und meiden körperlichen Kontakt mit ihren Partnern.
Bromosis
Eigengeruchswahn ist eine andere Bezeichnung für diese Form der Hypochondrie. Bist du davon betroffen, hast du also die Vorstellung, permanent unangenehm zu riechen.
Dabei ist diese Angst vollkommen unbegründet. Trotzdem führt sie dazu, dass du andere Menschen meidest, um sie nicht mit deinem eingebildeten schlechten Körpergeruch zu belästigen.
Parasitosis
Hypochonder mit Parasitosis haben dauerhaft das Gefühl, dass sich Lebewesen unter ihrer Haut befinden. Ein anderer Begriff für diese Form ist Dermatozoenwahn – was wörtlich übersetzt so viel bedeutet wie "Haut-Tiere-Wahn".
Die Vorstellung, dass Würmer oder Insekten unter der Haut leben, führt bei den Betroffenen zu großer Angst und andauerndem Juckreiz.
Hypochondrische Störung: Das sind die Symptome
Die Symptome der hypochondrischen Störung ähneln denen einer Angst-, Panik- oder Zwangsstörung.
Medizinerinnen und Mediziner bezeichnen das Phänomen auch als "somatoforme Störung".
Der Auslöser einzelner Anzeichen steht dabei in Verbindung mit körperlichen Beschwerden, die Betroffene an ihrem Körper wahrnehmen.
Diese können medizinisch allerdings nicht nachgewiesen werden. Wir geben hier eine Übersicht der häufigsten Symptome.
Gesundheitskontrolle
Die Angst vor Krankheiten bestimmt das Leben von Betroffenen. Um sich vor möglichen Krankheiten zu schützen, kontrollieren sie ständig ihren Puls, messen ihren Blutdruck und untersuchen das Aussehen einzelner Körperteile.
Dieses Verhalten besteht auch weiterhin, wenn ihnen ein Arzt mitgeteilt hat, dass sie körperlich fit und gesund sind. Viele Betroffene versuchen ihr hypochondrisches Verhalten vor ihren Mitmenschen zu verbergen, weil sie Angst davor haben, verurteilt zu werden.
Bist du ein Hypochonder, solltest du versuchen das zu vermeiden. Suche das Gespräch mit Bekannten und Freunden und berichten von deinen Problemen. Zusätzlich suchst du einen Arzt oder Psychologen auf, der dich individuell berät.
Katastrophen heraufbeschwören
Die Gedanken von Betroffenen kreisen immer wieder um mögliche Krankheiten, die ihnen Schwierigkeiten bereiten könnten.
Schon leichte Kopfschmerzen führen zur Verunsicherung und sie vermuten, dass etwas Schlimmes dahinterstecken könnte. Recherchen im Internet bestätigen diese Gedanken. Es ist sehr schwierig, Betroffene vom Gegenteil zu überzeugen.
Verschärfte Körperwahrnehmung
Hypochonder haben ihren Körper immer ganz genau im Blick und merken sofort, wenn sich etwas verändert.
Auch normale und ganz natürliche Entwicklungen nehmen sie als abnormal wahr. Diese verzerrte Wahrnehmung ist eine starke psychische Belastung.
Viele Betroffene achten dabei besonders stark auf ein einzelnes Körperteil oder Organ. Dieses beobachten sie ganz genau und bilden sich ein, dass es sich immer wieder verändert. Ärztliche Meinungen, die das Gegenteil beweisen, akzeptieren sie oft nicht.
Häufige Arztbesuche
Es gibt Hypochonder, die Arztbesuche meiden, um sich nicht bei anderen kranken Menschen anzustecken. Ebenso gibt es aber auch Betroffene, die ein gegenteiliges Verhalten an den Tag legen. Sie besuchen viel zu häufig einen Arzt.
Es kommt nicht selten vor, dass sie ihren Mediziner immer wieder wechseln. Das liegt an fehlendem Vertrauen. Hypochonder verlassen sich lieber auf ihre eigene Wahrnehmung und wollen diese von einem Arzt bestätigt bekommen. Ist das nicht der Fall, schauen sie sich nach einer anderen Praxis um und hoffen dort auf Bestätigung.
Vielleicht ist dir selbst gar nicht bewusst, wie viele Gedanken du dir um deine Gesundheit machst. Eine Hypochondrie kann nämlich unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Bei einigen Menschen ist sie nicht sofort zu erkennen. Mit unserem Test erfährst du, ob du ein Hypochonder bist oder nicht.
Wichtig: Dieser Test ersetzt keinen Arztbesuch. Bist du dir unsicher, ob du an Hypochondrie leidest oder nicht, musst du unbedingt einen Mediziner um Hilfe bitten. Dieser Test dient lediglich als Orientierung.
1. Denkst du beim Essen manchmal, du könntest dich an den Lebensmitteln vergiften?
2. Gehst du oft zum Arzt?
3. Fühlst du dich oft krank?
4. Kontrollierst du häufig deinen Blutdruck und deinen Puls?
5. Beunruhigt es dich, wenn in den Nachrichten über eine Krankheit berichtet wird?
6. Machst du dir mehr Sorgen um deinen Körper als deine Freunde und Bekannten?
7. Misstraust du deinen Ärzten?
8. Dein bester Freund ist krank. Hast du Angst die gleiche Krankheit zu bekommen?
9. Machst du dir Sorgen über deine gesundheitliche Zukunft?
Hast du mindestens fünf Fragen mit "ja" beantwortet, tendierst du zur Hypochondrie. In diesem Fall solltest du unbedingt einen Arzt oder Psychologen aufsuchen und ihm deine Situation schildern.
Professionelle Hilfe ist wichtig, damit du weißt, wie du am besten mit deiner hypochondrischen Störung umgehst. Hast du vier oder weniger Fragen mit "ja" beantwortet, brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Bist du dennoch unsicher, ist es eine gute Idee, trotzdem ärztliches Fachpersonal um Hilfe zu bitten.
Ursachen für Hypochondrie
Die genauen Ursachen für Hypochondrie sind nicht bekannt. Es gibt viele verschiedene Theorien dazu.
Unklar ist auch, ob es sich um ein eigenständiges Phänomen handelt oder ob Hypochondrie eine Begleiterscheinung anderer Krankheiten ist.
Interpretierst du körperliche Entwicklungen über oder fehl, ist das der Beginn der hypochondrischen Störung. Viele Betroffene haben auch in ihrem sozialen Umfeld Probleme.
Sie fühlen sich unsicher und sind viel weniger selbstbewusst als andere Menschen. Hypochonder sind daher leichter verletzbar und machen sich ständig Gedanken um ihren Körper. Dieses Verhalten kann auch mit dem Wunsch nach verstärkter Aufmerksamkeit zusammenhängen. Einige Hypochonder versprechen sich, diese durch ihre Krankheitsvorstellungen zu bekommen.
Tipps bei der Angst vor Krankheiten
Je nachdem, wie stark du unter Hypochondrie leidest, gibt es einige Methoden, um deine Angst vor Krankheiten zu lindern.
Die folgenden Tipps ersetzen allerdings keinen Arztbesuch.
Merkst du, dass du an Hypochondrie leidest, musst du dir also unbedingt zusätzlich professionelle Hilfe suchen. Folgendes kannst du gegen deine Angst vor Krankheiten tun.
Konzentriere dich auf Beschwerden, die du nicht hast
Menschen mit einer hypochondrischen Störung sind oft schon von kleinsten Beschwerden verunsichert und befürchten, dass sehr schlimme Krankheiten der Grund dafür sind.
Informierst du dich ausreichend über eine Krankheit, vor der du Angst hast, wirst du schnell feststellen, dass dir wahrscheinlich viele andere Symptome fehlen. Mit dieser Ausschlussmethode stellst du sofort fest, ob du wirklich an einer bestimmten Krankheit leidest oder ob du dir die Beschwerden nur einbildest.
Konzentriere dich also auf die Symptome, die du nicht hast und nutze sie als Beweis für deine Gesundheit. So lernst du mit der Zeit dich von kleinen Veränderungen deines Körpers nicht verunsichern zu lassen.
Führe Entspannungstechniken durch
Bei einer Hypochondrie steigerst du dich immer weiter in deine ängstlichen Gedanken hinein und kommst nicht mehr von ihnen los. Das bereitet dir auf Dauer eine Menge Stress und setzt dich unter Druck. Was wäre da besser geeignet als Entspannungstechniken.
Es gibt viele Übungen, die du selbstständig durchführen kannst, wenn dich deine Ängste quälen. Suche dir eine Methode aus und wende sie immer dann an, wenn die Angst besonders schlimm ist.
So linderst du nicht nur akute Ängste, sondern tust auch langfristig etwas gegen deine hypochondrische Störung. Folgende vier Entspannungstechniken sind einfach, aber effektiv.
1. Meditation: Meditation wirkt beruhigend. Bei regelmäßiger Anwendung entspannst du dich dabei besonders gut. Du befindest dich während einer Meditation mit Körper und Geist im Hier und Jetzt. Für negative Gedanken ist kein Platz. Durch den Fokus auf die Gegenwart machst du dich von allen anderen Gedanken frei, auch von deinen Ängsten.
2. Autogenes Training: Eine der bekanntesten und wirksamsten Entspannungstechniken ist das autogene Training. Dabei versetzt du dich in eine Art Selbsthypnose und versucht mit autosuggestiven Formulierungen einen tiefen Ruhezustand zu erzeugen. Hast du diesen Zustand erreicht, bist du vollkommen entspannt. Negative Gedanken haben dann keinen Platz mehr in deinem Kopf.
3. Progressive Muskelentspannung: Diese Entspannungstechnik beruht auf der wechselnden An- und Entspannung einzelner Körperpartien. Dabei wird nacheinander der gesamte Körper entspannt. Du kannst dir die Technik sehr einfach selbst beibringen und in jeder erdenklichen alltäglichen Situation durchführen.
4. Atemübungen: Mit Atemübungen beruhigst du dich in einem akuten Angstanfall sehr schnell wieder. Die Übungen beeinflussen nämlich deine Atmung positiv. Bei richtiger Durchführung erzeugst du einen tiefen, ruhigen Atemrhythmus, der deinen ganzen Körper zur Ruhe bringt.
Suche nach den Ursachen für deine Angst
Um deine Hypochondrie zu überwinden, musst du erst einmal wissen, wie sie zu Stande kommt.
Viele Betroffene können ihre Angst selbst nicht nachvollziehen. Auch aus medizinischer Sicht gibt es keine eindeutige Erklärung.
Daher ist es wichtig, dass du über deine persönliche Vergangenheit nachdenkst. In vielen Fällen liegen die Ursachen dort begründet.
Hast du in deiner Kindheit Erfahrungen mit Krankheit und Tod gemacht, neigst du eher zu Hypochondrie als andere Menschen. Fällt es dir schwer selbst nach den Ursachen zu forschen, lässt du dich diesbezüglich von einem Arzt oder Therapeuten beraten.
Lass dich professionell beraten
Vereinbare einen Termin bei deinem Hausarzt oder bei einem Therapeuten. Im persönlichen Gespräch berichtest du von deinen Symptomen und lässt dich professionell beraten.
Mit Sicherheit bietet dir ein Therapeut einige Therapiemöglichkeiten an, mit denen du lernst, deine Angst zu überwinden. Auch dein Arzt berät dich umfassend zu allen Symptomen und gibt Tipps zur Verbesserung deiner persönlichen Situation.
Ziehe eine Therapie in Betracht
Ein Psychotherapeut unterstützt dich bei der Überwindung deiner Angst. Er betreut dich individuell und geht auf deine persönlichen Bedürfnisse ein. Bei Hypochondrie bietet sich eine Verhaltenstherapie an, die sich darauf fokussiert, belastendes Verhalten aufzuarbeiten.
Du baust dabei gemeinsam mit dem Therapeuten schädliche Angewohnheiten ab. Außerdem lernst du mit Erwartungen umzugehen und die Ansprüche an dich selbst herunterzuschrauben.
Die Konfrontationstherapie ist eine weitere Möglichkeit, deine Angst zu überwinden. Am besten lässt du dich auch dazu von einem Psychotherapeuten beraten. In dieser Form der Therapie stellst du dich deinen Ängsten und machst dir den Auslöser bewusst.
Sei selbstbewusst und versichere dir selbst, dass du deine Ängste besiegen kannst. Das ist am Anfang gar nicht so einfach, denn die Konfrontation damit wird dir Angst machen. Daher ist es wichtig, dass du genau weißt, wie du dich am besten verhältst.
In der Konfrontationstherapie lernst du dir bewusst zu machen, dass die Situation an sich harmlos ist und die Gefahr eine Einbildung deiner Gedanken.
Atme ruhig und bleibe solange in der Situation, bis du dich tatsächlich beruhigt hast. Löse die Situation nicht früher auf, sonst verschlimmert sich deine Angst und du machst eine weitere traumatische Erfahrung. Damit das nicht passiert, ist professionelle Beratung entscheidend.
Münchhausen-Syndrom
Genau wie die Hypochondrie ist auch das Münchhausen-Syndrom eine psychische Störung.
Der Unterschied liegt darin, dass Menschen mit Münchhausen-Syndrom sich ihre Krankheiten nicht einbilden, sondern sie vortäuschen oder sogar absichtlich hervorrufen.
Dazu gehören auch erfundene Geschichten, die sie unterschiedlichsten Ärzten auftischen. Nicht selten schädigen sich die Betroffenen mit diesem Verhalten selbst.
Im Vordergrund liegt dabei immer die Glaubhaftigkeit. Betroffene haben kein Problem damit, sich ernsthaft zu verletzen, um ihre Krankheit authentisch zu vermitteln.
Bei Menschen mit Münchhausen-Syndrom dreht sich das ganze Leben darum, einen Arzt nach dem anderen zu besuchen. Dabei wollen sie aber gar nicht geheilt werden, sondern sich permanent krank fühlen.