Fingernägel kauen: 5 Folgen & 10 Tipps gegen Nägelkauen
Ob im privaten Umfeld oder in der Berufswelt, der Blick fällt oft zuerst auf die Hände. Abgekaute Fingernägel hinterlassen bei unseren Mitmenschen schnell einen negativen Eindruck. Wir erklären dir die gesundheitlichen Folgen und geben Tipps, wie du die lästige Marotte schnell wieder loswirst.
Nägelkauen sieht nicht nur unschön aus, sondern wird in der Gesellschaft auch häufig mit Ungepflegtheit in Verbindung gebracht. Außerdem gilt es als ein Anzeichen für Willensschwäche oder Nervosität.
Selten ist die Angewohnheit aber keineswegs. Kinder und Jugendliche sind am häufigsten betroffen, doch auch etwa jeder sechste Erwachsene kaut regelmäßig an den Nägeln.
Eine geschlechtsspezifische Tendenz gibt es hierbei nicht, es kann sowohl Männer als auch Frauen treffen. Das medizinische Fachwort für Nägelkauen lautet Onychophagie.
Wissenswertes über Fingernägel
Schöne und gesunde Fingernägel machen einen gepflegten Eindruck und sind für viele Menschen ein Muss, du kannst sie individuell lackieren und verschönern und damit deine Persönlichkeit unterstreichen.
Doch neben dem Schönheitsaspekt haben deine Nägel noch eine Vielzahl weiterer Funktionen.
Gesunde Nägel wachsen im Durchschnitt zwischen 0,5 und einem Millimeter wöchentlich und sollen die empfindlichen Fingerkuppen und die darunter liegenden Nerven schützen.
Wer aber ständig an den Nägeln kaut, beeinträchtigt die Schutzfunktion und riskiert noch dazu schmerzende Fingerkuppen. Im Alltag dienen sie dir unter anderem als Tast- und Greifwerkzeug.
Deine Nägel sagen allgemein viel über deine Gesundheit aus, denn auch Nährstoffmängel oder körperliche Erkrankungen lassen sich an ihnen ablesen.
Fingernägel kauen: Die Macht der Gewohnheit
Das Fingernägel kauen läuft oft unterbewusst ab und wird von den Betroffenen selbst meist gar nicht wahrgenommen. Mehrmals täglich werden die Nägel solange mit den Zähnen bearbeitet, bis nur noch kurze Stummel bleiben.
Wer nicht aufhören kann, macht weiter, bis es blutet und kaut die Nägel bis auf das Nagelbett herunter. Die Folge sind eingerissene Nagelhäute und offene Wunden, die sich leicht entzünden. Oftmals können sich die Nägel nicht einmal erholen, bevor instinktiv weiter geknabbert wird.
In der Regel ist das Nägelkauen aber nicht mehr als eine schlechte Angewohnheit, die sich im Laufe der Zeit eingeschlichen hat.
Nur in seltenen Fällen stecken tiefere psychische Faktoren oder Erkrankungen dahinter, die eine medizinische Behandlung oder Therapie erforderlich machen.
Betroffene empfinden Ihr eigenes Verhalten aber oft als störend und unangenehm und wollen die, häufig unter Stress oder Anspannung eingeschlichene Gewohnheit, möglichst schnell wieder ablegen.
Ursachen von Nägelkauen
Die Wurzeln des Nägelkauens liegen nicht selten im Kindesalter. Viele Kinder kauen zeitweise an den Fingernägeln und übernehmen das Verhalten oft von ihren Vorbildern.
Hat also beispielsweise jemand aus der Familie diese Angewohnheit, ist es nicht unüblich, dass Kinder sich dieses Verhalten abschauen. Mit dem Heranwachsen erledigt sich das Thema oft von allein, doch nicht jedem gelingt es, diese Gewohnheit im Alter wieder abzulegen.
Das führt dazu, dass auch einige Erwachsene immer wieder mit dem Problem zu kämpfen haben.
Durch emotional belastende Umstände oder akuten Stress kann sich dieses Verhalten aber auch erst im Erwachsenenalter entwickeln und Betroffene auch psychisch stark belasten.
Für viele ist es besonders im beruflichen Alltag eine Form mit Druck oder Nervosität umzugehen und Stress oder innere Anspannung abzubauen.
Doch auch bei aufkommender Langeweile in den eigenen vier Wänden beispielsweise beim Lesen, Telefonieren oder vor dem Fernseher kann sich das Nägelkauen einschleichen und schnell zur festen Gewohnheit werden.
Gesundheitliche Folgen von Fingernägel kauen
In jedem Falle wird das Kauen und Pulen an den Nägeln irgendwann zum ästhetischen Problem. Passiert es chronisch und unkontrolliert, kann aber auch deine Gesundheit darunter leiden.
Doch nicht nur deine Nägel sind betroffen, durch ständiges Kauen werden auch andere Körperregionen in Mitleidenschaft gezogen:
1. Betroffene haben regelmäßig mit schmerzhaften Entzündungen des Nagelbettes zu kämpfen, was auch zu bleibenden Schädigungen von Nagel und Nagelhaut führen kann.
2. Die Zähne werden übermäßig und unnatürlich belastet, wodurch es zu Verletzungen des Zahnfleisches, Zahnproblemen und daraus entstehenden Zahnfehlstellungen kommen kann.
3. Auch die Verdauung kann mit der Zeit Beschwerden bereiten, wenn größere Mengen abgekauter und unverdaulicher Nagelreste heruntergeschluckt werden.
4. Nägelkauen kann auch zur emotionalen Belastungsprobe werden, wenn Betroffene sich zurückzuziehen und soziale Kontakte meiden, aus Scham oder Angst vor negativen Reaktionen.
5. Entstehende chronische Entzündungen des Knochenmarks und dauerhafte Schmerzen im Kiefergelenk sind eher seltene Folgen.
Tipps gegen Nägelkauen
Hast du auch plötzlich mit dem Fingernägel kauen angefangen oder schleppst dieses Problem vielleicht schon seit Jahren mit dir herum?
Wir haben hier ein paar einfache Mittel und Wege, wie du dir die schlechte Gewohnheit wieder abtrainieren kannst.
Probiere die “Habit Reversal Methode”
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und wer einmal versucht, ein über längere Zeit verinnerlichtes Verhalten von einem auf den anderen Tag abzuschalten, wird merken, dass das gar nicht so leicht ist.
Der Grundgedanke der Habit Reversal Methode ist erst einmal simpel. Die eingespielte Bewegung soll einfach durch eine Andere ersetzt werden.
Dafür ist zuerst einmal wichtig, dass du dich genauer mit deinem Verhalten auseinandersetzt und analysierst, in welchen Situationen du in das gewohnte Muster verfällst. Dabei wird dir wahrscheinlich auffallen, dass die Bewegungsabfolge meist dieselbe ist.
Die Idee dahinter ist: nur wer seine gewohnte Bewegung kennt, kann auch dagegen ansteuern.
Leichter wird es, wenn du nicht gleich zwanghaft jede Bewegung der Hände unterlässt. Du solltest stattdessen bewusst und kontrolliert eine andere Bewegung ausführen.
Überleg dir also eine für dich möglichst einprägsame Bewegung und trainiere sie solange, bis dein Kopf das neue Verhalten gespeichert hat. Gib dir selbst Zeit, dich an die neue Bewegung zu gewöhnen und lass dich von anfänglichen Rückschlägen nicht irritieren.
Sei dir im Klaren darüber, dass du dir die Gewohnheit, wenn auch unterbewusst, irgendwann “antrainiert” hast und auch wieder “verlernen” kannst.
Versuch die “Entkopplungs-Methode”
Den meisten Menschen fällt es schwer, eine durch monate- oder sogar jahrelange Wiederholung schon automatisierte Bewegungsschleife zu durchbrechen und alternative Bewegungen zu “erlernen”.
Deshalb entwickelte der Hamburger Neuropsychologe Steffen Moritz eine leicht abgewandelte Variante. Anstatt eine komplett neue Bewegung zu “erlernen”, soll die alte beibehalten und nur zum Teil verändert werden.
Die Grundbewegung bleibt im Ansatz gleich und wird erst kurz vor dem Ziel in eine andere Richtung abgelenkt.
Du kannst die Hand also im gleichen Winkel wie vorher anheben und solltest die Bewegung erst kurz vor dem Mund verändern, indem du dir beispielsweise eine Haarsträhne hinter das Ohr streichst.
Dadurch, dass du dich nicht komplett umgewöhnen musst, soll es dir leichter fallen, dich an die neue Bewegung zu gewöhnen. Doch auch hier gilt, du musst deine Bewegung durch regelmäßiges Üben verinnerlichen. Tipps für mehr Selbstdisziplin gibt es hier.
Hol dir Nagellack aus der Apotheke
Mittlerweile gibt es spezielle Nagellacke mit Bitterstoffen, die dir die Lust am Nägelkauen nehmen sollen. Der ungewohnte, bittere Geschmack ist gesundheitlich unbedenklich, soll aber abschreckend wirken und dir zumindest ins Bewusstsein rufen, dass du gerade an den Nägeln kaust.
Allerdings verschwindet der grässliche Geschmack recht schnell wieder. Du solltest die Tinktur also regelmäßig neu auftragen, um die Wirkung zu erhalten.
Bei einigen Menschen tritt mit der Zeit aber auch hier der Gewöhnungseffekt ein. Es kann also sein, dass dir der ungewohnte Geschmack irgendwann nichts mehr ausmacht.
Auch wer ständig und intensiv pult, läuft Gefahr die Bitteraromen einfach weg zu pulen und sollte vielleicht eher auf eine der anderen Methoden zurückgreifen.
Verschönere deine Nägel
Zumindest für die weiblichen Betroffenen könnte auch der Gang zum Kosmetiker eine Option sein. Gel- oder Acrylnägel sind bedeutend härter als deine Nägel und lassen sich schwerer anknabbern.
Außerdem schützen Kunststoffnägel nicht nur deine eigenen Nägel, sondern geben dir auch optisch ein besseres Gefühl. Deine Hände und Nägel sehen wieder schön und gepflegt aus und das stärkt auch dein Selbstvertrauen.
Es müssen aber nicht unbedingt gleich künstliche Nägel sein, auch ein farbiger Nagellack kann schon viel bewirken. Sind deine Nägel erst einmal schön, hast du einen Anreiz, das Kauen zumindest eine Weile zu unterlassen.
Investier ein bisschen Zeit in deine Nagelpflege und gönn dir vielleicht ab und zu eine professionelle Maniküre. Vielleicht träumst du aber auch von kunstvollen Variationen mit Glitter oder Strass. Schau, was dir gut tut und lass dich auf jeden Fall von deinem Kosmetiker beraten.
Egal ob klassisch einfarbig oder kunstvoll verziert, entscheidend ist nur, dass du deinen Nägeln mehr Aufmerksamkeit schenkst.
Vermeide Stress
Knabberst du an den Nägeln wenn du dich gestresst fühlst? Dann könnten Entspannungsübungen genau das Richtige für dich sein. Es gibt verschiedene Methoden, um dich bewusst zu entspannen und Stress oder Nervosität abzubauen.
Probiere dich aus, vielleicht kannst du mit progressiver Muskelentspannung oder autogenem Training etwas erreichen.
Eine Hypnosebehandlung kann ebenfalls hilfreich sein, um Stress zu bewältigen. Such dir in dem Fall aber unbedingt einen professionellen Hypnosetherapeuten. Eine andere Möglichkeit ist die Verwendung eines Anti-Stress-Balls.
Mit diesem lässt sich der Stress einfach wegkneten, so sind deine Finger beschäftigt und können gar nicht erst in Richtung Mund wandern.
Mach dir auch Gedanken darüber, was deinen Stress auslöst. Vielleicht gibt es Situationen, in denen du regelmäßig in Stress gerätst, beispielsweise weil du grundsätzlich zu wenig Zeit einplanst. Einige Stressfaktoren kannst du selbst aktiv beeinflussen.
Versuch Wege zu finden, deinen Stress im Alltag zu minimieren. Tipps für besseres Zeitmanagement gibt es hier.
Nimm immer eine Nagelfeile mit
Eingerissene, kantige oder raue Nägel können nerven. Man bleibt automatisch an Klamotten hängen und fummelt immer wieder an derselben Stelle herum.
Das kann dazu verleiten, die unschönen Stellen einfach abzukauen. Am besten hast du immer eine Nagelfeile in der Tasche, so kannst du deine Nägel in Form halten.
Auch eine feuchtigkeitsspendende Handcreme ist ein sinnvoller Begleiter. Sie pflegt deine Hände und Nägel und kann dich gleichzeitig von deiner unangenehmen Gewohnheit abhalten.
Versuch außerdem deine Nägel immer relativ kurz zu halten, um dir selbst möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten.
Pflege deine Nägel
Deine Nägel freuen sich über intensive Pflege. Nagelhautöl hilft deinen Nägeln, sich zu erholen und versorgt sie mit Vitamin E. Das stärkt deine Nägel nicht nur von innen, sondern fördert auch das Wachstum.
Wen der Geruch nicht stört, kann zusätzlich auch etwas Teebaumöl untermischen. Der würzige Geschmack sollte dich auch erst einmal vom Nägelkauen abhalten.
Versuch es mit Ablenkung
Das Fingernägel kauen geschieht oft aus Langeweile, einige erwischen sich beim Arbeiten im Büro, Andere gelangweilt vor dem Fernseher.
Anstatt auf deinen Nägeln herum zu kauen, kannst du es auch mit knackigem Gemüse, wie Karotten oder Kohlrabi, versuchen. Damit gibst du deinen Zähnen etwas zu tun und deine Fingernägel haben erst einmal Pause.
Mit Gemüse tust du dir zusätzlich etwas Gutes und versorgst deinen Körper mit Vitaminen.
Wenn du keine Lust hast, auf Gemüse herum zu kauen, tut es auch ein Kaugummi. Der hat denselben Effekt und sorgt gleichzeitig für einen frischen Atem.
Bedenke die gesundheitlichen Nachteile
Mach dir bewusst, dass sich unter deinen Nägeln auch ständig Dreck und Bakterien ansammeln, die du mit dem bloßen Auge gar nicht erkennst. Appetitlich ist die Vorstellung nicht gerade, vielleicht kann dich dieser Gedanke schon zum Aufhören bewegen.
Bezieh deine Freunde mit ein
Dein Umfeld bemerkt oft schneller als du selbst, wenn du wieder in gewohnte Verhaltensmuster verfällst. Um aktiv dagegen anzusteuern, musst du erst einmal merken, wenn du gerade an den Nägeln kaust.
Genau das ist meistens gar nicht so leicht. In der Regel machst du das eher beiläufig und unterbewusst, während du eigentlich mit ganz anderen Dingen beschäftigt bist.
Lass dich also am besten von deinen Freunden darauf hinweisen, wenn du wieder die Hände in Richtung Mund bewegst.
Das Wissen ist das Eine, doch dann ist deine Selbstbeherrschung gefragt – bleib konzentriert und versuche deine Hände bewusst mit anderen Dingen zu beschäftigen. Wiederholt auf etwas aufmerksam gemacht zu werden, kann auch nerven, sodass du mit der Zeit vielleicht von ganz allein aufhörst.