EQ: 4 Vorteile & 5 Tipps für emotionale Intelligenz (+Test)
Emotionale Intelligenz ist der Schlüssel zu einem gesunden Arbeits- und Privatleben. Sie erleichtert den Umgang mit Mitmenschen, erhält Beziehungen langfristig und vermeidet Konfliktsituationen. Welche Vorteile emotionale Intelligenz genau hat und wie du deinen EQ steigern kannst, erfährst du im Folgenden.
Emotionale Intelligenz ist essentiell für ein harmonisches Miteinander. Emotional intelligente Menschen sind oft umgänglicher und haben damit einige Vorteile im Privatleben und Beruf. Wir erklären dir alles, was du über emotionale Intelligenz wissen musst.
Kleiner Einblick in die Emotionstheorie
Der Begriff “Emotionale Intelligenz” oder auch EQ, ist ein von John D. Mayer und Peter Salovey eingeführter Begriff. Seit den 90er Jahren hat er sich als fester Terminus etabliert und beschreibt die Fähigkeit, eigene und fremde Gefühle korrekt wahrzunehmen, zu verstehen und zu beeinflussen.
Daniel Goleman teilt diese besondere Intelligenzform in seinem Fachbuch “Emotionale Intelligenz” (1995) in vier verschiedene Aspekte ein:
- Selbstwahrnehmung (Wahrnehmen und Verstehen eigener Gefühle)
- Selbstmanagement (Kontrolle eigener Gefühle und Handlungen)
- Einfühlungsvermögen/ Empathie (Wahrnehmen und Verstehen der Gefühle und Beziehungen anderer)
- Beziehungsmanagement (Verstehen und Beeinflussen zwischenmenschlicher Beziehungen)
Der EQ unterscheidet sich also beträchtlich vom IQ. Dieser bezieht sich nämlich ausschließlich auf die kognitive Leistungsfähigkeit. Dennoch sind Verstand und Gefühle eng miteinander verknüpft. Für das soziale Zusammenleben ist der EQ enorm wichtig.
EQ und IQ müssen klar voneinander unterschieden werden. Denn emotionale Intelligenz beschreibt vor allem Soft Skills, die das zwischenmenschliche Verhalten stärken, während der Intelligenzquotient die Denkfähigkeit bewertet.
Mittlerweile haben einige Studien herausgefunden, dass emotionale Intelligenz sogar entscheidender für den Karriereaufstieg sein kann als der IQ. Mindestens genauso wichtig ist sie allemal.
Nicht umsonst müssen viele Bewerber ein Assessment Center durchlaufen, um ihre Teamfähigkeit, Stressresistenz und Konfliktfähigkeit unter Beweis zu stellen, bevor sie einen Job bekommen.
Zwar sind fachliche Kompetenzen in der Arbeitswelt durchaus wichtig, ein Unternehmen kann jedoch nur dann funktionieren, wenn auch die zwischenmenschliche Komponente stimmt, die Mitarbeiter beispielsweise gut im Team arbeiten und einzelne Stärken erkannt und effizient genutzt werden.
Vorteile von emotionaler Intelligenz
Emotionale Intelligenz ist für das Zusammenleben von enormer Wichtigkeit. Menschen mit einer hohen emotionalen Intelligenz besitzen einige Fähigkeiten, die vorteilhaft für sie sein können.
Dadurch, dass sie ihre eigenen Gefühle und die Emotionen anderer besonders gut einschätzen können, reagieren sie in schwierigen Situationen angemessen und werden darum von ihren Mitmenschen geschätzt.
Das bringt Menschen mit einer hohen emotionalen Intelligenz einige Vorteile.
Teamfähigkeit
Emotionale Intelligenz ist vor allem bei Teamarbeit vorteilhaft. Denn sie bringt einige Fähigkeiten mit sich, die der Teamfähigkeit förderlich sind. Dazu zählen unter anderem Empathie und Führungsqualitäten.
Mit emotionaler Intelligenz können sie nicht nur ihre eigenen Gefühle besser kontrollieren, sondern auch die Gefühle anderer besser einschätzen und gegebenenfalls vermitteln.
Zudem können emotional intelligente Menschen die Bedeutung bestimmter Situationen für Andere oft richtig einschätzen und Rückschlüsse ziehen, was Konflikte im Team mitunter vermeiden kann.
Belastbarkeit
Emotional intelligente Menschen sind zudem belastbarer und behalten in stressigen Situationen eher einen kühlen Kopf. Auch hier hilft wieder ihre Fähigkeit, eigene Gefühle zu erkennen und regulieren zu können.
So können sie Stressgefühle direkt ausmachen und diesen entgegensteuern, indem sie beispielsweise kurze Pausen einbauen und sich von den Erwartungen anderer differenzieren. Auf lange Sicht bleiben sie auf diese Weise leistungsfähiger.
Beliebtheit
Durch ihr Einfühlungsvermögen und Beziehungsmanagement wirken emotional intelligente Menschen sympathisch und machen sich beliebt. Denn sie können besonders gut einschätzen, wie sie sich gegenüber ihren Mitmenschen verhalten müssen, um gut anzukommen.
Stabiles soziales Umfeld
Emotionale Intelligenz wirkt sich auch positiv auf das soziale Umfeld aus. Sowohl beruflich als auch privat können Kontakte gestärkt werden. Es kommt weniger zu Vorwürfen und Konflikte können schneller gelöst werden.
Das kann auch Liebesbeziehungen stärken. Allgemein ist der Zusammenhalt innerhalb einer Gruppe größer, wenn die einzelnen Mitglieder an ihrer emotionalen Intelligenz arbeiten.
Emotionale Intelligenz hilft dir dabei, eine gute Beziehung mit Familie, Freunden und Partnern zu haben. Doch auch im Berufsleben erleichtert sie dir deinen Werdegang. Denn du bringst zahlreiche Kompetenzen mit, die auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind.
Du kannst dich gut im Team einfinden, bist belastbar und nimmst die Bedürfnisse deiner Kollegen wahr.
Diese Fähigkeiten machen dich zu einer optimalen Führungspersönlichkeit. Gerade in Konfliktsituationen kannst du deine emotionale Intelligenz unter Beweis stellen und vermitteln. Besonders hilfreich ist dabei die Fähigkeit, die Gefühle anderer nachzuvollziehen.
So weißt du, warum eine Person in einer bestimmten Situation auf eine gewisse Weise reagiert.
Zudem wissen emotional intelligente Menschen, wie sie sich selbst und andere beschwichtigen können, so dass sich der Konflikt nicht zuspitzt. Geschickt können sie einlenken und auf andere zugehen.
Ein Streit unter Kollegen oder die Unzufriedenheit eines Mitarbeiters können so schnell aus der Welt geschafft werden.
Gefahren von emotionaler Intelligenz
Emotionale Intelligenz kann jedoch auch negative Auswirkungen haben. Im Zusammenleben ist diese Fähigkeit zwar nützlich, allerdings können Menschen mit hohem EQ dies auch zu ihrem Vorteil nutzen.
Denn verstehen sie erst einmal, wie ein Mensch tickt, können sie ihn auch leichter manipulieren und ausnutzen. Hier erfährst du, wie du dich vor Manipulation schützen kannst.
Denn auch emotional intelligente Menschen können ihre Fähigkeiten einsetzen, um ihre egoistischen Ziele zu verfolgen, beispielsweise wenn sie eine Beförderung wollen. Sie können sich gezielt bei Entscheidungsträgern einschmeicheln und Kollegen beeinflussen, damit sie ihr Ziel erreichen.
Dabei können sie auch rücksichtslos handeln und andere öffentlich bloßstellen, wenn es zu ihrem Vorteil ist. Emotionale Intelligenz ist sogar erst die Voraussetzung, um Mitmenschen überhaupt ausnutzen zu können.
Wenn emotionale Intelligenz fehlt
Nicht jeder Mensch verfügt über einen hohen oder durchschnittlichen EQ. Wenn du im Alltag mit weniger emotional intelligenten Menschen zu tun hast, kann dies belastend sein.
Einige Hinweise auf einen mangelnden EQ lassen sich leicht feststellen, unter anderem bei fehlender Selbstbeherrschung in Konfliktsituationen.
Wenn die Gefühle plötzlich überkochen und man in physische Reaktionen ausweicht, ist dies ein klares Zeichen von einer geringen emotionalen Intelligenz.
Ebenso ist dies der Fall, wenn man sich trotz gewünschter situativer Anpassung (beispielsweise im Job) nicht zurückhalten kann und seinen Emotionen freien Lauf lässt.
Wer seine eigenen Gefühle nicht unter Kontrolle hat und sie nicht korrekt deuten kann, kann das umso weniger bei anderen Menschen.
Ein weiteres Anzeichen dafür, dass man seinen EQ trainieren sollte, ist das Fehlen zwischenmenschlicher Beziehungen. Betroffenen fällt es schwer, Beziehungen zu knüpfen oder langfristig zu erhalten.
Das mangelnde Verständnis seines Gegenübers führt zwangsläufig zu Missverständnissen und Streit. Eine Konfliktlösung ist somit ebenfalls kaum zu bewältigen.
EQ lernen und verbessern
Selbst- und Fremdwahrnehmung sind nicht ausschließlich genetisch bedingt. Natürlich ist ein gewisses Maß an Empathie bereits gegeben.
Dennoch lässt sich emotionale Intelligenz lernen, trainieren und somit auch verbessern. Besonders Führungskräfte sind darauf angewiesen, die Teamfähigkeit der Mitarbeiter zu fördern und sich in sie hineinzuversetzen.
Aber auch im Alltag stoßen diejenigen mit hoher emotionaler Intelligenz auf weniger Widerstand, da sie die Reaktionen ihrer Mitmenschen auf ihr Verhalten besser einschätzen können.
Emotionale Intelligenz anerziehen
Bereits in der Kindheit lässt sich emotionale Intelligenz fördern. Auch wenn bei vielen Kindern eine gewisse Grundempathie gegeben ist, kann diese im Voranschreiten der Entwicklung nachlassen.
Es ist wichtig, von klein auf kontinuierlich mit seinem Kind über die eigenen Gefühle und die Gefühle anderer zu sprechen und sie gemeinsam zu deuten. Nur so kann das Kind die richtige Interpretation der Emotionen vertiefen und Empathie entwickeln oder beibehalten.
Geschichten lesen
Um den eigenen EQ zu verbessern, kannst du viele Bücher und Geschichten lesen, bei denen du dich in die Lage anderer Menschen hineinversetzen musst.
Oft werden hier Gefühle in bestimmten Situationen ausführlich beschrieben. Diese lassen sich dann auf ähnliche Alltagssituationen übertragen.
Nach dem Lesen kannst du mit einer anderen Person besprechen, ob du die Gefühle der Charaktere richtig interpretiert hast.
Selbstreflexion üben
Selbstreflexion ist Grundvoraussetzung für eine hohe emotionale Intelligenz. Sie hilft dir dabei, deine Gefühle und dein Verhalten besser zu verstehen und damit auch die Gefühle anderer besser nachvollziehen zu können. Auf Dauer kannst du mit gründlicher Selbstreflexion deine emotionale Intelligenz steigern.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie du solch eine Reflexion angehen kannst. Wichtig ist, dass du regelmäßig reflektierst und deine Selbstreflexion am besten in eine Routine einbaust. So wird sie zur Gewohnheit und du kannst langfristig von den gewonnenen Erkenntnissen profitieren.
Besonders hilfreich ist es dabei, deine Gedanken zu Papier zu bringen. Schreibe Tagebuch und sortiere auf diese Weise deine Gedanken. Vielleicht erkennst du nach einiger Zeit, in welchen Situationen du besonders reizbar reagierst und welche Situationen du besonders schlecht einschätzen kannst.
Dann kannst du an eben diesen Punkten arbeiten. Sei dabei gnädig zu dir selbst und verzeihe dir deine Schwächen und Fehler. Erkenntnis ist der erste Schritt zum Erfolg.
Im Jetzt leben
Auch Meditation kann dir dabei helfen, dich mehr mit dir selbst auseinander zu setzen. Darüber hinaus sorgt sie dafür, dass du vermehrt im gegenwärtigen Moment lebst – das Hier und Jetzt wahrnimmst.
Das hilft dir dabei, in Stresssituationen gelassener zu reagieren und mehr im Einklang mit deinen Gefühlen zu leben.
Neben Meditation können auch andere Entspannungstechniken wie Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung und Atemübungen helfen, herunterzukommen und den Moment mehr wertzuschätzen.
Du fokussierst dich ganz auf den Moment und kannst auf diese Weise sogar deine Konzentrationsfähigkeit und dein Selbstwertgefühl steigern. Wie Autogenes Training genau funktioniert, erfährst du hier.
Progressive Muskelentspannung: Die progressive Muskelentspannung ist eine beliebte Entspannungsübung. Dabei werden verschiedene Muskelgruppen nacheinander angespannt und wieder entspannt. Auf diese Weise erzeugst du eine innere Ruhe und den Fokus auf den gegenwärtigen Moment.
Atemübungen: Atemübungen sind vielseitig einsetzbar. Du kannst deinen Körper gezielt mit den Übungen beruhigen und so auch Stress und innere Anspannungen lösen.
Indem du dich ganz auf deine Atmung fokussierst, bringst du dein Bewusstsein in die Gegenwart und befindest dich voll im Hier und Jetzt. Hilfreiche Atemübungen und Tipps zur Durchführung findest du hier.
Meditation: Besonders beliebt zur Entspannung ist Meditation. Sie hat viele bewiesene Vorteile, hilft beim Stressabbau und kann dich dabei unterstützen, dich intensiv mit deinen Gefühlen auseinanderzusetzen. Zudem lenkst du deine Aufmerksamkeit bei der Meditation ganz auf die Gegenwart.
Das sorgt dafür, dass du im Alltag allgemein mehr im Moment bist. Alles Wissenswerte über Meditation gibt es hier.
Gefühle annehmen
Um deine emotionale Intelligenz zu steigern, musst du dich intensiv mit deinen Gefühlen auseinandersetzen. Das kann manchmal unangenehm sein, denn nicht jede Emotion fühlt sich auch gut an. Gefühle wie Wut, Kummer und Angst sind sehr belastend.
Damit du diese Belastung loswirst, musst du deine Gefühle annehmen, statt sie in dich hineinzufressen.
Viele Menschen tendieren jedoch dazu, negative Gefühle zu unterdrücken und sich nicht mit ihnen auseinanderzusetzen. Das sorgt dafür, dass sich diese festsetzen und dauerhaft belasten.
Das kann ganz unbewusst passieren, ohne dass du dich konkret dafür entscheidest, ein bestimmtes Gefühl zu unterdrücken. Auf diese Weise verlierst du jedoch den Zugang zu deinen Gefühlen. Das bedeutet, dass du oftmals gar nicht weißt, wie du dich im Bezug auf eine bestimmte Situation fühlst.
Weißt du nicht, wie du dich selbst fühlst, fällt es dir umso schwerer, die Gefühle anderer einzuschätzen. Der erste Schritt, um andere besser zu verstehen, ist darum unweigerlich die Auseinandersetzung mit deiner eigenen Gefühlswelt. Hier findest du Tipps, wie du deine Gefühle besser verstehen kannst.