Ehrenamt: 10 Tipps für angehende Volunteers & 3 Formen der Freiwilligenarbeit
Schülerlotsen, Sterbebegleiter und Gemeinderatsmitglieder engagieren sich ehrenamtlich für das Gemeinwohl der Gesellschaft. Wir erklären, worauf du als angehender Volunteer im Ehrenamt achten solltest und geben Tipps zur Wahl eines Projekts.
Wenn du dich ehrenamtlich engagierst, leistest du einen Dienst für die Gesellschaft. Doch ein Ehrenamt hat auch für dich selbst viele Vorteile – beispielsweise lernst du Neues kennen und entwickelst dich persönlich weiter.
Gründe für das Ehrenamt
Es gibt Vieles, was dafür spricht, sich ehrenamtlich zu engagieren.
Die zwei wichtigsten Gründe sind wohl, dass du mit deiner freiwilligen Arbeit Gutes für die Gesellschaft tust und andere Menschen glücklich und dankbar machst.
Viele Organisationen verlassen sich voll und ganz auf freiwillige Helfer, ohne die das gesamte System zusammenbrechen würde.
Zum Beispiel haben Freiwillige Feuerwehren, wie der Name schon sagt, größtenteils Mitglieder, die freiwillig dabei sind, sich also ehrenamtlich engagieren.
Diese freiwilligen Helfer übernehmen sehr wichtige Aufgaben, denn in kleinen Städten oder Dörfern sind sie oftmals vor der Berufsfeuerwehr am Einsatzort. Es kommt auch vor, dass die Freiwillige Feuerwehr einen Brand selbst löschen muss, wenn keine Berufsfeuerwehr verfügbar ist.
Auch die Hilfsorganisation "Tafel" setzt in weiten Teilen auf freiwillige Helfer. Volunteers bei den Tafeln sammeln nicht mehr gebrauchte Lebensmittel bei Bäckereien oder Supermärkten ein und verteilen sie an Sozialeinrichtungen oder direkt an Bedürftige.
Mit einem Ehrenamt übernimmst du Verantwortung für deine Mitmenschen und die Natur. Hast du dich für ein Projekt entschieden, bei dem du dich engagieren willst, solltest du Integrität zeigen und dabeibleiben. Meistens werden dir nämlich gleich zu Beginn wichtige Aufgaben übertragen.
Ehrenamtlich arbeiten: Das ist ein Volunteer
Volunteers beziehungsweise Ehrenamtler engagieren sich für das Gemeinwohl, meistens für andere Menschen, Tiere oder die Umwelt.
Die Begriffe Ehrenamtler, Freiwilliger und Volunteer werden synonym gebraucht.
Von Ehrenamt sprechen wir insbesondere dann, wenn Mitglieder einer Gruppe oder eines Vereins jemanden gezielt mit einem Amt beauftragen oder bei einer Abstimmung ein Amt vergeben wird.
Grundsätzlich gilt aber jede freiwillige Aktivität als Ehrenamt, die mit der Absicht etwas für die Gemeinschaft zu tun stattfindet und nicht bezahlt wird.
Für eine ehrenamtliche Tätigkeit entscheidest du dich nicht, weil du selbst einen Nutzen davon hast, sondern weil du dich für andere Menschen, Tiere oder die Umwelt engagieren willst. Auch Respekt und Demut spielen dabei eine Rolle.
Freiwilliges Engagement kann ganz unterschiedlich ausfallen. Es gibt Menschen, die über Jahre hinweg ehrenamtlich tätig sind, andere nur punktuell, an einem einzelnen Tag. Genauso vielfältig sind die Gründe für eine ehrenamtliche Tätigkeit.
Vielleicht gehst du jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit eine stark verschmutzte Straße entlang und möchtest dabei helfen sie zu säubern. Oder du verbringst gerne Zeit mit älteren Menschen, die sonst alleine wären.
Für welche ehrenamtliche Tätigkeit du dich entscheidest, hängt also auch immer davon ab, mit welchen Problemen, Bedürfnissen und Herausforderungen du in deinem persönlichen Leben konfrontiert wirst. Hin und wieder kostet es große Überwindung, sich zu engagieren, ohne einen materiellen Lohn dafür zu bekommen.
Gerade bei Regen und Kälte braucht es Willensstärke und Motivation, um nach draußen auf die Straße zu gehen und dort aktiv zu sein. Je nachdem für welche Form des Engagements du dich entscheidest, musst du eventuell auch deine Komfortzone verlassen.
Dafür lernst du bei deiner ehrenamtlichen Tätigkeit oftmals neue Fähigkeiten, die dich in deinem Leben weiterbringen. Mitgefühl und Toleranz sind nur zwei der zahlreichen Werte, die bei der Freiwilligenarbeit gefördert werden.
Ehrenamtliches Engagement macht sich übrigens auch im Lebenslauf sehr gut. Es zeigt potenziellen Arbeitgebern, dass du aktiv für deine Interessen und Überzeugungen einstehst und dich für Dinge einsetzt, die dir wichtig sind.
Ein schöner Nebeneffekt ist, dass du deine Soft Skills verbesserst und immer wieder Erfahrungen machst, die dir auch im Berufsleben helfen können. Freiwillige Helfer kommen aus unterschiedlichsten Lebensbereichen, sind jung und alt und haben verschiedene Berufe.
Du tust mit deinem ehrenamtlichen Engagement also nicht nur Gutes, sondern lernst auch viele Menschen kennen und kannst neue Kontakte knüpfen. Im Folgenden erfährst du, worauf du als angehender Volunteer achten solltest.
Tipps für die Wahl deiner ehrenamtlichen Tätigkeit
Die Wahl einer neuen Einsatzstelle für das ehrenamtliche Engagement ist nicht immer leicht. Das Angebot ist riesig und der Bedarf an freiwilligen Mitarbeitern fast überall groß. Folgende Tipps helfen dir dabei, die passende Stelle für dich zu finden.
Hab Spaß beim Ehrenamt
Spaß ist der wichtigste Punkt bei der Wahl deiner Einsatzstelle.
Deine Aufgaben sollten dir Freude bereiten, immerhin verbringst du einen großen Teil deiner freien Zeit damit. Lass dich zu nichts drängen oder überreden, was dir keinen Spaß macht. Du arbeitest nicht nur für andere, sondern vor allem für dich selbst.
Sei motiviert im Ehrenamt
Motivation ist der Schlüssel zum erfolgreichen Engagement. Definiere für dich selbst, was dich dazu motiviert dich zu engagieren oder dich für ein Ehrenamt zur Wahl zu stellen. Am besten bereitest du dich vorab mental darauf vor, dass sich dein Alltag durch das freiwillige Engagement grundsätzlich ändern wird.
Wenn du zu einem späteren Zeitpunkt darüber nachdenkst dein Ehrenamt aufzugeben, weil deine Tätigkeiten dort anstrengend und mühevoll sind, kannst du dir deine zu Beginn festgelegten Ziele wieder ins Gedächtnis rufen.
Generell ist es ratsam die persönliche Motivation immer vor dem inneren Auge zu haben. Kannst du deine eigene Motivation hingegen nicht definieren, ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich groß, dass du dein Ehrenamt schon nach kurzer Zeit wieder aufgibst.
Beachte deine persönlichen Interessen
Such dir eine Volunteerstelle, die zu deinen persönlichen Stärken und Interessen passt.
Dann bleibt deine Motivation länger bestehen und verfliegt nicht gleich, wenn es einmal anstrengend wird.
Du machst die Arbeit nämlich nicht nur für deine Mitmenschen, sondern vor allem für dich selbst. Hast du kein Interesse an den Aufgaben, macht sich mit der Zeit immer mehr Frustration breit, bis du alles hinschmeißt.
Ehrenamt: Übernimm dich nicht
Es ist toll, wenn du dich engagierst. Gemeinnützige Organisationen und Projekte freuen sich über jede helfende Hand. Trotzdem darfst du dich nicht übernehmen und dir zu viel zumuten. Beginne mit einem einzelnen Projekt.
Engagiere dich zunächst bei einer Organisation und biete deine Hilfe nicht gleich mehreren Gruppen an. Macht dir eine Stelle so viel Spaß, dass du dein Engagement ausweiten willst, kannst du dich auch bei weiteren Organisationen nach Ehrenamtsstellen erkundigen.
Es gibt auch die Möglichkeit bei Projekten zu helfen, die nur an einem einzigen Tag stattfinden. Das lässt sich gut mit wöchentlichem Engagement kombinieren. Auf keinen Fall sollte die Freiwilligenarbeit in Stress ausarten, dann macht sie dir nämlich keinen Spaß mehr und schafft nur Probleme.
Achte auf dein Zeitmanagement
Behalte dein Zeitmanagement bei der Auswahl einer passenden Stelle im Blick.
Im besten Fall sorgst du dafür, dass dir genug Zeit für dich bleibt, in der du dich von deinem Arbeitsalltag und deiner ehrenamtlichen Tätigkeit erholen kannst.
Regelmäßige Entspannung ist wichtig für deine Gesundheit. Im Grunde gibt es vier Modelle, zwischen denen du als angehender Freiwilliger wählen kannst:
1. Zeitliche Projekte sind bestens für ein kurzfristiges Engagement geeignet. Meistens werden in solchen Fällen nur für ein paar Tage oder Wochen freiwillige Helfer gesucht.
2. Willst du dich längerfristig binden, bietet sich ein Ehrenamt an, zum Beispiel als Schatzmeister in einem Musikverein oder als Vorstandsmitglied in einer Organisation. Hin und wieder gibt es mehrere Anwärter für solche Ämter. Dann entscheidet ein Gremium in einer Wahl, wer das Ehrenamt übernehmen darf. Solltest du nicht gewählt werden, gibt es mit Sicherheit andere Aufgaben für dich. Ehrenämter in Organisationen werden übrigens häufig mit einer zeitlichen Begrenzung vergeben. Nach Ablauf der Frist kommt es zu einer Neuwahl.
3. Eine weitere Option ist die Mitarbeit in einer Gruppe oder einem Verein. Hier gibt es keine zeitliche Begrenzung und du nimmst unterschiedliche Aufgaben wahr. Frage einen Ansprechpartner vor Ort, welche Möglichkeiten es in der Gruppe deiner Wahl gibt.
4. Für Schulabsolventen und Studenten gibt es die Möglichkeit einen Freiwilligendienst zu machen. Dieser dauert in der Regel bis zu einem Jahr und kann in unterschiedlichsten Bereichen absolviert werden.
Suche dir einen Ansprechpartner für dein Ehrenamt
Frage nach einem Ansprechpartner, der dir Fragen beantwortet und Informationen zu deiner potenziellen Ehrenamtsstelle gibt.
Vielleicht hat er eine schriftliche Aufgabenbeschreibung, mit der du dich auf deinen Einsatz vorbereiten kannst.
Vereinbare auch während deines Engagements regelmäßige Gespräche mit deinem Ansprechpartner. Dann hast du die Gelegenheit Probleme anzusprechen und sie schnell aus dem Weg zu schaffen.
Sprich Wünsche und Sorgen im Ehrenamt an
Sobald Wünsche oder Sorgen aufkommen, lohnt es sich mit deinem Ansprechpartner oder mit der Organisations- beziehungsweise Projektleitung darüber zu sprechen. Mit Sicherheit wird schnell auf deine Anliegen eingegangen, damit du dich bei der Arbeit wohl fühlst.
Achte immer darauf, dass dir klare Aufgaben zugeteilt werden und du nicht planlos durch die Gegend läufst oder verloren herumsitzt. Damit ist niemandem geholfen und du langweilst dich nur. Fühlst du dich mit den dir zugeteilten Aufgaben unter- oder überfordert, solltest du auch das unbedingt ansprechen.
Vereinbare eine Probezeit
Bevor du eine Stelle fest zusagst oder dich für ein Ehrenamt zur Wahl stellst, lohnt es sich erst einmal auszuprobieren, ob die Tätigkeiten deinen Vorstellungen entsprechen.
Nimm an ein paar Aktivitäten der Organisation oder des Projekts deiner Wahl teil und lerne Aufgaben und Kollegen kennen. Nimm die Stelle nur an, wenn du mit der Zusammenarbeit zufrieden bist.
Mehr über die Probezeit erfährst du hier.
Werde gemeinsam mit Freunden aktiv
Frage Freunde oder Bekannte, ob sie sich gemeinsam mit dir engagieren wollen. Zusammen aktiv zu sein, macht Spaß und steigert die Motivation.
Außerdem fühlst du dich deinen Freunden gegenüber verpflichtet und läufst weniger Gefahr das Ehrenamt überstürzt aufzugeben.
Du solltest aber auf keinen Fall jemand anderen bestimmen lassen, wo du dich wie zu engagieren hast. Du allein entscheidest, welche Tätigkeiten du regelmäßig machen möchtest. Nur dann bleibst du mit Freude dabei.
Gib kein Geld aus
Deine Ehrenamtsstelle sollte dich kein Geld kosten. Mitgliedsbeiträge oder ähnliches gibt es normalerweise nicht. Je nachdem wo dein Einsatzort ist, musst du aber eventuell mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder deinem Auto dort hinfahren.
Frage deine Ansprechpartnerin oder deinen Ansprechpartner, ob die Organisation die Kosten übernimmt. In vielen Fällen gibt es eine Aufwandsentschädigung (mehr dazu später).
Tipps zum Geld sparen gibt es hier.
Projekte: Beispiele und Formen der Freiwilligenarbeit
Es gibt zahlreiche Projekte mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Zielen.
Ehrenämter werden zum Beispiel in sozialen Bereichen, kirchlichen Institutionen, Vereinen oder Umweltorganisationen vergeben.
Aber auch Freiwillige, die nicht gleich ein Amt übernehmen wollen, sind in diesen Bereichen willkommen. Zunächst musst du dich entscheiden, in welchem Bereich du dich engagieren willst.
Hast du diesbezüglich eine Wahl getroffen, überlegst du, wie oft und wie lange am Stück du dich engagieren kannst. Tipp: Erkundige dich bei Freiwilligenagenturen nach aktuellen Angeboten. Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen e.V. hilft dir dabei, die passende Stelle zu finden.
Ökologisches Engagement
Willst du etwas für die Umwelt tun, sind ökologische Projekte das richtige für dich. Es gibt zum Beispiel immer wieder Säuberungsaktionen in Parks oder Wäldern, bei denen Hilfe gebraucht wird.
Informationen zu Umweltschutzprojekten findest du zum Beispiel bei Greenpeace oder beim Naturschutzbund Deutschland (NABU). Beide Organisationen setzen sich für Umweltschutz ein und werden dabei von zahlreichen Freiwilligen unterstützt.
Beim NABU sind rund 40.000 Ehrenamtliche aktiv. Wenn Tiere dich begeistern, kannst du zum Beispiel Krötenzäune betreuen oder neugeborene Störche zählen. Bist du lieber im Wald und an Bächen unterwegs, gibt es die Möglichkeit das Ufer eines Bachs zu reinigen.
Soziales Engagement
Soziale Einrichtungen leben ebenfalls von freiwilligen Helfern. Bei der Caritas engagierst du dich zum Beispiel ehrenamtlich für Asylbewerber, Flüchtlinge oder Migranten. Die Aufgaben sind aber auch hier vielfältig.
So hast du zum Beispiel die Möglichkeit Familien mit Migrationshintergrund beim Gang auf eine Behörde oder bei der Suche nach einer neuen Wohnung zu unterstützen. Andere soziale Einrichtungen suchen zum Beispiel Freizeitbegleitungen für ältere Menschen oder eine Hausaufgabenbetreuung für Schüler.
Aufwandsentschädigung beim Ehrenamt
Entscheidest du dich für ein ehrenamtliches Engagement, ist dir von vornherein klar, dass du nicht wie bei einem alltäglichen Job bezahlt wirst.
Als Anerkennung der geleisteten Arbeit gibt es aber sogenannte Aufwandsentschädigungen. Ob und wann du eine Aufwandsentschädigung erhältst, hängt unter anderem von deiner Tätigkeit ab.
Bekommst du eine Entschädigung, werden dir alle Kosten erstattet, die während deiner ehrenamtlichen Tätigkeit entstehen oder damit verbunden sind. Das können zum Beispiel Fahrtkosten sein oder kostenpflichtige Weiterbildungen, die du zur Verbesserung deines Engagements besucht hast.
Allerdings bekommst du nicht alles genau erstattet, sondern erhältst eine sogenannte Ehrenamtspauschale.
Diese reicht normalerweise aus, um deine laufenden Kosten zu decken. Am besten fragst du deinen Ansprechpartner gleich zu Beginn, ob es eine Aufwandsentschädigung für dein Engagement gibt. Dann erlebst du später keine Überraschungen.
Volunteer im Ausland
Es gibt zahlreiche Anbieter die Stellen für Freiwilligenarbeit im Ausland vermitteln.
Als Volunteer im Ausland hast du die Gelegenheit fremde Länder und Kulturen kennenzulernen und gleichzeitig anderen Menschen oder der Umwelt zu helfen.
Ein Auslandsaufenthalt ist außerdem ein angenehmer und effizienter Weg, um eine neue Sprache zu lernen.
Neben deiner Freiwilligenarbeit hast du die Gelegenheit zusammen mit Gleichgesinnten die Kultur vor Ort kennenzulernen und deinen Alltag vom Einkauf über die Bestellung in einem Café bis hin zum Museumsbesuch auf der neuen Sprache zu meistern.
Möchtest du als Volunteer ins Ausland gehen, wählst du zwischen einem Freiwilligenprojekt und einem Freiwilligendienst. Freiwilligenprojekte werden auch als "Voluntourism" bezeichnet.
Diese Wortneuschöpfung setzt sich aus den beiden englischen Worten "Volunteer" und "Tourism" zusammen und steht für eine Mischung aus ehrenamtlichem Engagement und touristischem Auslandsaufenthalt. Auch ein freiwilliges soziales oder kulturelles Jahr kannst du im Ausland absolvieren.