Co Abhängigkeit: 6 Tipps bei emotionaler Abhängigkeit + Test
Sich aus einer Abhängigkeit zu befreien, fällt niemals leicht – vor allem wenn es sich dabei um die Abhängigkeit zu einem geliebten Menschen handelt. Co-Abhängigkeit tritt häufig bei Suchtkranken und in Beziehungen auf. Wir helfen dir, dich davon zu lösen.
Co Abhängigkeit: Was ist das?
Circa jeder zehnte Deutsche lebt in einer Co Abhängigkeit. Diese kann sich auf verschiedene Weisen äußern. Einerseits betrifft es die Angehörigen eines Suchtkranken, die das Verhalten des Betroffenen fördern oder selbst stark unter dessen Sucht – beispielsweise Alkoholsucht – leiden.
Andererseits kann man auch in Beziehungen von einer Co Abhängigkeit sprechen, wenn eine Beziehungsstörung vorliegt, bei der sich der Betroffene von seinem Partner abhängig macht.
Co Abhängigkeit bei Suchterkrankungen
Angehörige von Suchtkranken leiden selbst oft stark unter der Sucht des geliebten Menschen. Dabei sind vor allem Lebenspartner und Kinder betroffen.
Das Leben wird durch die Sucht des Partners oder Elternteils stark eingeschränkt. Sorge ist der ständige Begleiter vieler Angehöriger. Besonders die Gesundheit des Suchtkranken macht vielen Betroffenen zu schaffen.
Dazu kommen Existenzängste, da der Kranke durch seine Sucht die Arbeitsstelle verlieren könnte. Dies geht oft mit finanziellen Schwierigkeiten einher.
Die Betroffenen fühlen sich mit ihren Problemen allein gelassen, können sie doch nicht auf die Unterstützung ihres suchtkranken Partners oder Elternteils hoffen. In manchen Fällen kann auch Gewalt eine Rolle spielen.
Häufig versuchen Betroffene die Sucht herunterzuspielen, indem sie das Problem vertuschen. Sie versuchen die Sucht zu kompensieren, beschützen den Süchtigen, indem sie ihn bei der Arbeit krank melden, oder finanzieren die Sucht sogar, um einem Streit aus dem Weg zu gehen.
Mit diesem Verhalten fördern sie jedoch das Suchtverhalten des Kranken und ziehen es in die Länge. Da sie den Suchtkranken vor anderen in Schutz nehmen, baut sich bei diesem nicht genügend Leidensdruck auf, um seine Sucht zu beenden. Ganz im Gegenteil: Er fühlt sich in seinem Verhalten sogar noch bestärkt.
Mit der Zeit dreht sich das Leben der Angehörigen nur noch um den Suchtkranken. Sie stellen eigene Bedürfnisse zurück, um voll und ganz auf die Bedürfnisse des Kranken einzugehen. In schlimmen Fällen gerät die Sucht und der Suchtkranke zum Lebensmittelpunkt des Angehörigen.
Doch erst wenn dieser erkennt, dass er dem Suchtkranken mit seinem Verhalten nicht helfen kann, kann er sich aus seiner Co-Abhängigkeit lösen.
Drei Phasen der Co-Abhängigkeit
Häufig verläuft die Co-Abhängigkeit in drei Phasen:
Beschützerphase: Diese Phase definiert sich dadurch, dass die Betroffenen den Suchtkranken vor anderen verteidigen und dem Kranken besonders viel Mitgefühl entgegen bringen. Sie hoffen darauf, dass sich der Suchtkranke aus eigener Kraft aus seiner Sucht befreien kann.
Kontrollphase: Damit das Suchtverhalten des Kranken außenstehenden Personen nicht auffällt, übernehmen die Betroffenen Aufgaben, die der Kranke nicht mehr erfüllen kann. Sie merken, dass der Süchtige sich nicht mehr selbst helfen kann und verstecken die Suchtmittel vor diesem, um ihn vor dem weiteren Konsum zu bewahren.
Anklagephase: In dieser Phase schlägt die Stimmung um und der Betroffene reagiert negativ auf die Sucht des Kranken. Er gibt diesem die Schuld an der Misere, ist hilflos und sucht sich schließlich Hilfe bei Außenstehenden.
Co Abhängigkeit in Beziehungen
In partnerschaftlichen Beziehungen beginnt eine Co-Abhängigkeit dann, wenn der Betroffene seinen Partner in einer Weise unterstützt, bei der er sein eigenes Leben hintenanstellt und sich selbst aufgibt.
Dieses Ungleichgewicht ist oft auf eine Beziehungsstörung zurückzuführen. Die Beziehungen sind oftmals dadurch gekennzeichnet, dass beide Partner auf der Suche nach Zuwendung sind. Sie geben Zuwendung, weil sie selbst nach dieser suchen. So entsteht eine Abhängigkeit.
In vielen Fällen ist der Partner des Betroffenen manipulativ und nutzt das aufopferische Verhalten aus. Auch Missbrauch und Gewalt können in diesem Bezug eine Rolle spielen.
Die Schuld am Verlauf der Beziehung suchen die Betroffenen bei sich selbst. Der Partner unterstützt dieses Verhalten, indem er dem Betroffenen Vorwürfe macht. Emotional ist der Betroffene stark von seinem Partner abhängig, der diese Abhängigkeit noch unterstützt. Den Betroffenen kostet es meist alle Kraft, sich aus diesen toxischen Beziehungen zu lösen.
Eine Beziehung, in der einer der Partner an Borderline leidet, kann ebenfalls schnell in eine Co Abhängigkeit rutschen. Diese Beziehungen sind oft sehr intensiv und häufig von stark positiven sowie negativen Emotionen gespickt.
Co Abhängigkeit: Die Ursache
Ursache einer Co Abhängigkeit ist häufig ein Abwehrverhalten des Betroffenen. Damit er sich nicht um sein eigenes Leben und seine eigenen Probleme kümmern muss, konzentriert er sich auf die Probleme anderer.
Mitunter kann es zu einem Helfersyndrom kommen, bei dem die Hilfsbereitschaft pathologisch wird. Betroffene identifizieren sich nur noch durch ihre Helferrolle und versuchen den Suchtkranken in jeglicher Hinsicht zu unterstützen. Das kann bis in den finanziellen Ruin führen.
Geht eine Beziehung zu Ende, in der eine Co Abhängigkeit herrschte, stürzt sich der Betroffene oft in eine ähnliche Beziehung, um sich nicht mit den eigenen Problemen konfrontieren zu müssen.
Diagnose und Therapie
Viele Betroffene leiden an psychosomatischen Beschwerden wie Kopfschmerzen, Verspannungen und sogar Depressionen.
In manchen Fällen isolieren sie sich und greifen zu Medikamenten oder entwickeln eine Essstörung, um zumindest oberflächlich die Kontrolle zu behalten. Diese Verhaltensmuster können jedoch ebenfalls in eine Sucht führen und die Gesamtsituation noch verschlimmern.
Hausärzte sollten solche Entwicklungen beobachten und mögliche Probleme ansprechen. Wichtig ist, dass der Betroffene wieder lernt auf seine eigenen Bedürfnisse einzugehen.
Dabei sollten der Arzt und der Betroffene sich nicht dazu verleiten lassen, nur über den Süchtigen zu sprechen, sondern sich voll und ganz auf die Empfindungen des Betroffenen konzentrieren.
Im nächsten Schritt kann man die Möglichkeit einer Therapie in Betracht ziehen. Diese kann sowohl für den Suchtkranken als auch für den Betroffenen sinnvoll sein. Man sollte darüber sprechen, inwieweit der Betroffene den Süchtigen noch unterstützen sollte, um weiteren Schaden zu vermeiden.
In jedem Fall sollte dem Betroffenen Verantwortung entzogen werden. Dieser leidet meist an einer starken Erschöpfung, die im Einzelfall ambulant therapiert werden muss.
Zudem können Betroffene Selbsthilfegruppen für Co Abhängige besuchen. Nähere Informationen dazu kann man im Internet oder beim Hausarzt erhalten. Die Erkenntnis, das etwas falsch läuft, ist oft schon der erste Schritt in Richtung Besserung. Um die Gesundheit des Betroffenen langfristig zu erhalten, ist es wichtig, dass er sich aus der Co Abhängigkeit befreit.
Wenn du dich momentan in einer schwierigen Beziehung befindest oder einen Suchtkranken in deinem näheren Umfeld hast, befürchtest du vielleicht in eine Co Abhängigkeit zu rutschen. Mit unserem Test kannst herausfinden, ob du gefährdet bist.
Wir haben mehrere Aussagen zusammengestellt, die bei einer Co-Abhängigkeit zutreffen. Bejahst du die meisten Aussagen, solltest du Vorsicht walten lassen und einen Arzt aufsuchen, um ihm deine Situation zu schildern.
Verneinst du den überwiegenden Teil der Aussagen, musst du im Augenblick nicht davon ausgehen, dass eine Co Abhängigkeit besteht.
- Du übernimmst Aufgaben, die eigentlich in der Verantwortung deines Partners/ Kollegen/ Elternteils liegen.
- Du wirst von anderen für deine übermäßige Hilfsbereitschaft gelobt.
- Du fühlst dich zum Schutz deines Partners/ Kollegen/ Elternteils zum Lügen gezwungen.
- Deine Gefühlslage hängt stark von der Stimmung deines Partners/ Kollegen/ Elternteils ab.
- Die Belastung macht sich mittlerweile in körperlichen Symptomen bemerkbar.
- Du drohst deinem Partner/ Kollegen/ Elternteil mit Konsequenzen, die du jedoch nur selten in die Tat umsetzt.
- Manchmal wünscht du dir dein Partner/ Kollege/ Elternteil würde aus deinem Leben verschwinden.
- Du fühlst dich angesichts der Lage völlig hilflos und bist kurz davor aufzugeben.
- Du glaubst, dass dein Partner/ Kollege/ Elternteil ohne deine Hilfe völlig abdriften würde.
- Du gibst dein Sozialleben auf, um voll und ganz für deinen Partner/ Kollegen/ Elternteil da zu sein.
- Du hast das Vertrauen in deinen Partner/ Kollegen/ Elternteil verloren und manchmal sogar Angst vor ihm.
- Du fühlst dich für die Situation verantwortlich und suchst sämtliche Schuld bei dir.
Wie du dich aus einer Co Abhängigkeit befreien kannst
Der Weg aus der Co Abhängigkeit ist oft beschwerlich. Der Betroffene muss sich aus der Situation lösen und Verantwortung abgeben. Das kann zuerst schwer erscheinen.
Oft haben sich Gefühle wie Wut und Verzweiflung aufgestaut. Der Co-Abhängige füllt sich der Situation ausgeliefert. Bis er erkennt, dass er sich selbst aus diesem Zustand befreien kann, kann es einige Zeit dauern.
Hilfe suchen
Ein erster und wichtiger Schritt sollte sein, Außenstehende um Hilfe zu bitten. Das kann ein Arzt oder ein Freund sein. Wichtig ist, dass du über die Situation reden kannst.
Oft hilft das bereits, um sich ein wenig klarer über die Situation zu werden. Es gibt ebenfalls Selbsthilfegruppen, die sich mit der Thematik befassen. Wenn du lieber anonym bleiben möchtest, kannst du für einen ersten Überblick ein Forum im Internet besuchen. Dort wirst du Menschen mit ähnlichen Problemen treffen und merken, das du nicht alleine bist.
Ehrlich zu sich selbst sein
Um dich aus der Situation zu befreien, solltest du ehrlich mit dir sein und dich deinen Problemen stellen. Beruht deine Co Abhängigkeit auf einem Abwehrverhalten, mit dem du dich von eigenen Problemen ablenken möchtest, solltest du zuerst die Lösung deiner eigenen Probleme angehen, um dich langfristig aus einer Co Abhängigkeit zu befreien.
Höre auf deine Gefühle und achte genau darauf, was du in bestimmten Situationen empfindest. Lüge dich selbst nicht mehr an und gestehe dir ein, dass dein Partner nicht allein auf dich angewiesen ist. Therapeuten und Ärzte können ihm wahrscheinlich besser helfen als es für dich möglich ist.
Selbstwertgefühl stärken
Ähnlich wie bei einem Helfersyndrom ist auch eine Co Abhängigkeit häufig auf ein mangelndes Selbstwertgefühl zurückzuführen. Die Betroffenen ziehen ihren Wert aus ihrer Selbstaufopferung für andere.
Wichtig ist, dass sie sich aus dieser Selbstaufgabe befreien und wieder auf die eigenen Bedürfnisse und Wünsche eingehen. Sie sollten ihren Wert in sich selbst erkennen und ihn nicht bei anderen suchen. Allein durch die Bestätigung anderer kann niemand glücklich werden. Bei einer Co Abhängigkeit bleibt diese zudem oft aus.
Hier findest du Tipps, wie du dein Selbstbewusstsein stärken kannst.
Du bist eine eigenständige Person
Fange an, dich wieder als eine eigenständige Person zu betrachten. Auch wenn du die letzten Monate oder Jahre deinen Alltag, deine Empfindungen und Gewohnheiten von deinem Partner oder Angehörigen abhängig gemacht hast, solltest du nun wieder anfangen, auf deine innere Stimme zu hören.
Frage dich deshalb immer wieder, ob du das, was du tust, für dich oder nur für eine andere Person machst. Frage dich, was du bei bestimmten Tätigkeiten empfindest. Ändere die Dinge, bei denen du dich schlecht fühlst und schaffe Raum für positive Gedanken.
Im Notfall: Auf Abstand gehen
Wenn es dir zunehmend schwer fällt, dich aus der Co Abhängigkeit zu befreien, solltest du dir überlegen, ob es für dich nicht besser ist, den Kontakt komplett abzubrechen. Das empfiehlt sich vor allem bei Beziehungen, in denen eine Co Abhängigkeit herrschte.
Oft versuchen die Sitzengelassenen den Kontakt aufrecht zu erhalten und den Partner durch Manipulation zurückzugewinnen. Doch auch wenn es schmerzhaft ist, ist es wahrscheinlich besser, deinen manipulativen Ex-Partner zu meiden. Wenn dir die Beziehung nicht gut tut, solltest du darauf verzichten.
Verzeihen
Um mit der gesamten Situation abzuschließen, solltest du dir und anderen verzeihen. Das bedeutet nicht, dass du das Verhalten deines Partners oder des Suchtkranken rechtfertigst, sondern dass du ihnen vergibst und auf diese Weise positiv nach vorne schauen kannst.
Es hilft nicht, dir und anderen Vorwürfe zu machen. Wahrscheinlich hast du versucht, das Beste aus der Situation zu machen. Nun ist es Zeit einen anderen Weg einzuschlagen und dich auf dein eigenes Wohlbefinden zu konzentrieren.