Stalking: 4 Fakten + 8 Tipps zum Umgang mit Stalkern
Stalking kann jeden treffen. Etwa 15 Prozent der deutschen Bevölkerung ist in ihrem Leben mindestens einmal von Stalking betroffen. Wir verraten dir, was du über Stalking wissen solltest und wie du mit Stalkern umgehen kannst, damit du wieder ohne Angst lebst.
Das solltest du über Stalking wissen – Bedeutung und Definition
Stalking äußert sich auf viele verschiedene Arten. Heimliches Beobachten, Nachstellen oder Telefonterror sind wohl die bekanntesten Methoden, die Stalker für ihre Zwecke nutzen.
Seit einigen Jahren greifen die Täter zudem auf Cyberstalking zurück, bei dem sie ihre Opfer im Internet stalken, Drohmails verschicken und auf Social Media tyrannisieren. Das kann wenige Monate dauern oder sich über Jahre hinziehen.
Betroffen sind vor allem Frauen
Man kennt die Geschichten zumeist von Prominenten: Stalker, die in die Wohnungen von Filmsternchen eindringen, sie bedrohen oder anzügliche Briefe schreiben. Nicht wenige Hollywood-Stars sind von diesem Phänomen betroffen.
Darunter Sandra Bullock, Gwyneth Paltrow und Mila Kunis, die sich teilweise mehrere Jahre mit einem Stalker herumschlagen mussten. Was auffällt ist, dass vor allem Frauen betroffen sind. Das konnten auch mehrere Studien nachweisen.
Die Stalker selbst sind dagegen meist männlich. Oft sind es Ex-Partner, Nachbarn oder Kollegen, die den Betroffenen auflauern.
Sowohl Täter als auch Opfer kennen Gewalt
Stalking äußert sich dabei besonders durch bewusstes und wiederholtes Belästigen, Nachstellen und Terrorisieren einer Person. Oft geht Stalking mit anderen Straftaten wie Körperverletzung, Sachbeschädigung, Verleumdung und Nötigung einher.
Grund dafür sind meist psychische Erkrankungen, Abhängigkeiten oder das Verlangen nach Macht und Dominanz. Doch auch die Betroffenen haben in 95 Prozent der Fälle bereits zuvor traumatische Erfahrungen gemacht, beispielsweise durch sexuellen Missbrauch oder andere Gewaltverbrechen.
Stalking ist eine Straftat
Stalking kann jeden Treffen. Dabei tritt es ganz unabhängig von Alter, Einkommen und Nationalität auf. In manchen Fällen sucht sich der Täter sein Opfer ganz willkürlich aus, in anderen Fällen richtet sich die Wut gegen die neue Lebensgefährtin des Ex-Partners oder – wie in den meisten Fällen – kommt der Verflossene nicht über die gescheiterte Beziehung hinweg.
Dass es sich bei der Belästigung um Stalking handelt, erkennen die Betroffenen oft erst spät. Dabei ist Stalking eine Straftat. Seit 2007 steht Stalking als Straftat gegen die persönliche Freiheit im Strafgesetzbuch.
Täter können für mehrere Jahre ins Gefängnis gehen oder müssen eine Geldstrafe zahlen. Allerdings kommt es eher selten zu Urteilen. Viele Verfahren werden eingestellt.
Stalking ist schwer nachzuweisen
Das Einstellen von Verfahren liegt oft daran, dass Stalking sich stets auf unterschiedliche Weise äußert. Die Handlungen, die der Stalker durchführt, sind im Einzelnen völlig harmlos.
Erst bei Betrachtung der Gesamtsituation kann sich eine Straftat ergeben. Es lässt sich nur schwer festhalten, ab wann ein Tatbestand besteht, wann Geschenke und Aufmerksamkeit krankhaft werden.
Deshalb ist der zugehörige Paragraf im Strafgesetzbuch so definiert, dass das Opfer schwerwiegend beeinträchtigt sein muss, damit der Täter eine Strafe erhält. In vielen Fällen kann diese schwerwiegende Beeinträchtigung jedoch nicht nachgewiesen werden. So kommen die meisten Stalker straflos davon.
Stalker haben ganz unterschiedliche Absichten. So äußert sich Stalking immer auf ganz verschiedene Arten. Man mag es kaum glauben, aber in manchen Fällen haben Stalker gute Absichten und wollen dem Betroffenen keineswegs schaden.
Dazu gehört beispielsweise ein Stalker, der die Gefühle des Opfers falsch interpretiert. Sie überinterpretieren freundliches Verhalten und übertreiben dabei selbst mit ihrer Freundlichkeit, indem sie häufig Kontakt mit dem Opfer aufnehmen, ihm Komplimente machen und Geschenke zukommen lassen.
Ähnlich verhält sich ein Stalker, der unter Liebeswahn leidet. Dieser ist fest davon überzeugt, dass er das Opfer liebt und auch von diesem geliebt wird. Diese Gefühle können umschlagen, wenn der Täter erkennt, dass das Opfer auf seine Avancen nicht eingeht.
Dann kann seine Liebe zu Hass werden. In diesem Fall wird Stalking gefährlich, denn oft spielt Rache beim Täter eine große Rolle. Er macht das Opfer für Ungerechtigkeiten verantwortlich und sucht die Schuld für seine unerwiderte Liebe beim Opfer.
Das kann sogar in Gewalttaten münden. Stalker, die von Vornherein schlechte Absichten verfolgen, handeln meist aus Rache oder planen ein Gewaltverbrechen.
Wie du mit Stalkern umgehen solltest
Trotz der rechtlichen Lage kannst du dich gegen Stalker wehren. Es gibt einige Maßnahmen, die du ergreifen kannst, um dich gegen Stalker zur Wehr zu setzen. Du kannst sowohl persönlich gegen den Stalker vorgehen als auch auf die Hilfe anderer zurückgreifen.
Wichtig ist nur, dass du dich und andere dabei nicht in Gefahr bringst. Wir erklären dir, was du bei Stalking tun kannst.
Verbal verteidigen
Wenn dir das Stalking erst seit einigen Tagen oder Wochen bewusst ist, lohnt es sich, den Täter zur Rede zu stellen. Vor allem wenn es sich bei dem Täter, um ein bekanntes Gesicht handelt, kann es helfen, deinen Standpunkt deutlich zu machen.
Beziehe dazu ganz deutlich Stellung. Sage dem Täter ins Gesicht, dass du keinen Kontakt mehr möchtest und auf seine Kontaktversuche nicht eingehen wirst. Anders solltest du handeln, wenn du dich bedroht fühlst. Hier solltest du versuchen dem Täter aus dem Weg zu gehen und den Vorfall schnell melden.
Ignorieren
In manchen Fällen verliert der Täter die Lust am Stalken, wenn du seine Avancen, Geschenke und Belästigungen bewusst ignorierst. Viele Stalker streben nach Aufmerksamkeit und fühlen sich bestärkt, wenn ihr Handeln Wirkung zeigt.
Reagiere deshalb weder auf seine direkten noch auf seine indirekten Kontaktversuche. Baue keinen Blickkontakt auf und lasse dich nicht offenkundig von deinem Stalker einschränken. Wenn dieser sieht, wie wenig Wirkung sein Handeln hat, verliert er vielleicht das Interesse an dir.
Privatsphäre auf Social-Media-Kanälen überprüfen
Indem du viel von deinem Privatleben auf Social-Media-Kanälen teilst und deine privaten Informationen öffentlich für alle zugänglich machst, erleichterst du es Stalkern, dich ins Visier zu nehmen.
Deshalb solltest du deine Social-Media-Kanäle immer auf privat stellen oder komplett auf solche Netzwerke verzichten. Wenn dein Ex-Partner bereits in der Beziehung deine Privatsphäre missachtet, deine privaten Nachrichten gelesen und sich in deine Social-Media-Accounts eingeloggt hat, solltest du besonders nach Beziehungsschluss vorsichtig sein.
Versucht dein Ex-Partner weiter über Social Media Kontakt aufzunehmen, solltest du seinen Account sperren lassen und nicht zu viel von dir preisgeben.
Handlungen des Stalkers dokumentieren
Um dir Klarheit über die Maßnahmen des Stalkers zu verschaffen, lohnt es sich, seine Taten zu dokumentieren. Führe ein kleines Tagebuch, in das du alle Treffen, Kontaktaufnahmen und Belästigungen des Stalkers einträgst.
Versuche dabei möglichst genau zu sein, da Zeitraum, Häufigkeit und Schweregrad bei einer möglichen Verurteilung des Täters eine wichtige Rolle spielen. Mit solch einer Dokumentation kannst du dir auch selbst bewusst werden, ob es sich bei den Vorkommnissen wirklich um Stalking handelt und du Anzeige erstatten möchtest.
Informiere dein persönliches Umfeld
Mache dir bewusst, dass du mit Stalking niemals alleine dastehst. Du musst dein Problem nicht alleine lösen und deine Ängste nicht allein bewältigen. Hole dir Hilfe aus deinem persönlichen Umfeld.
Sprich mit Freunden, deiner Familie oder deinem Partner über das Thema und hole sie in akuten Notsituationen zur Hilfe. So können sie nicht nur das Stalking bezeugen, sondern selbst etwas zur Lösung des Problems beitragen, beispielsweise indem sie den Täter zur Rede stellen.
Passe auf persönliche Dokumente auf
Passe darauf auf, dass du den Stalker in seinem Tun nicht bestätigst. Dazu gehört auch, dass du wichtige und private Dokumente nicht offen liegen lässt oder als Ganzes im Müll entsorgst.
Stalker versuchen jede Information über ihre Opfer zu sammeln. Da kommen gerade wichtige Dokumente wie Unterlagen der Krankenkasse und Rechnungen für sie gelegen. Deshalb solltest du besonders auf deine Post im Briefkasten acht geben.
Stalker durchwühlen in vielen Fällen nicht nur den Hausmüll, sondern nehmen auch deine Post aus dem Briefkasten. Wenn du das Gefühl hast, dass wichtige Briefe fehlen könnten, solltest du den Vorfall melden und im Extremfall ein eigenes Postfach anlegen.
Ziehe juristische Maßnahmen in Betracht
Spätestens wenn der Stalker sich an deiner Post zu schaffen macht, solltest du die Polizei einschalten. Neben einer Verurteilung für Stalking gibt es einige weitere juristische Maßnahmen, die du ergreifen kannst.
Du kannst beispielsweise eine einstweilige Verfügung bewirken, sodass der Stalker sich dir nicht mehr nähern darf. Diese Maßnahme wird oft jedoch nur in besonders schweren Fällen durchgesetzt.
Andernfalls kannst du dafür sorgen, dass der Täter keinen Kontakt mehr zu dir aufnehmen darf. Darunter fällt beispielsweise eine Kontaktaufnahme über Handy oder Telefon.
Anwälte können den Täter kontaktieren und ihn in einem Schreiben auffordern, sich von dem Betroffenen fernzuhalten. In manchen Fällen jagt solch ein Brief dem Täter bereits genug Angst ein, sodass er sein Stalking einstellt.
Suche professionelle Hilfe
Viele Opfer von Stalking fühlen sich stark in ihrer Lebensqualität eingeschränkt und leiden als Folge an psychischen und psychosomatischen Beschwerden. Vor allem Angststörungen treten bei vielen Opfern auf.
Manche Opfer trauen sich kaum mehr die Haustür zu öffnen oder ans Telefon zu gehen, da sie überall den Stalker vermuten. In manchen Fällen kann es sogar zu Depressionen oder Burnout kommen.
Dazu kommen Schlafprobleme, akute Angstzustände und Panikattacken. Im schlimmsten Fall geht es soweit, dass die Opfer über Suizid nachdenken. Diese ständige Anspannung hat auch Auswirkungen auf den Körper. Die Opfer leiden in manchen Fällen unter chronischen Schmerzen.
Wenn Stalking extreme Auswirkungen auf dein Wohlbefinden hat, solltest du dir professionelle Hilfe bei einem Psychologen oder Psychotherapeuten suchen.
Mit professioneller Hilfe kannst du die traumatischen Ereignisse aufarbeiten und wieder an Lebensqualität dazu gewinnen. Des Weiteren gibt es einige öffentliche Stellen, die Betroffene zum Thema Stalking beraten.