Jagdschein machen: Alles Wissenswerte zur Jägerprüfung
Der Jagdschein ist ein Muss für jeden, der die Jagd in seiner Freizeit oder auch als Beruf ausüben will. Die Seele des Jägers schlägt für die Natur.
Nicht nur die Freude am Jagen gehört zum Lebensgefühl des Jägers, sondern auch das Interesse und die Verantwortung für die deutschen Naturräume, das Schützen der heimischen Wildtierbestände und das Engagement für Tier- und Umweltschutz.
Beim Jagdschein handelt es sich um ein von der Behörde ausgestelltes Dokument, welches dem Inhaber die Erlaubnis erteilt, die Jagd auf Wild auszuüben und eine Waffenbesitzkarte zu beantragen.
Die Jagdschein-Urkunde gilt in allen Bundesländern und wird darüber hinaus auch in vielen anderen Ländern akzeptiert. Um für die staatliche Prüfung zugelassen zu werden, ist ein Lehrgang verpflichtend. Hier erfährst du alles Wissenswertes zu den Vorbereitungen, Voraussetzungen, Kosten und zu den Inhalten und der Dauer.
Jagen: So alt wie die Menschheit
Die Jagd hat in der Geschichte der Menschheit eine lange Tradition. Im Mittelalter diente die Jagd nicht nur der Nahrungsbeschaffung, sondern auch als höfisches Ereignis der Demonstration höfischer Tugenden und der Repräsentation von Macht und Überlegenheit.
Die heutige Einteilung des Wilds in Hoch- und Niederwild ist als Terminologie bis in das Mittelalter zurückzuführen. Dabei war das Jagen von Hochwild, heute auch Schalenwild genannt, wozu unter anderem Hirsche und Adler zählen, bis ins späte Mittelalter dem höfischen Adel für die “Hohe Jagd” vorbehalten.
Das Niederwild, wozu beispielsweise Hasen und Kaninchen zählen, war dem niederen Adel und anderen “niederen” Personengruppen erlaubt.
In der Literatur des Mittelalters wird die Jagd als höfisches Ritual häufig thematisiert und auf verschiedenste Weise motivisch verschränkt. Bei Beschreibungen der höfischen Jagd dient oftmals die Beize, die im Mittelalter als edelste Form der Jagd verstanden wurde, als Symbol der Überlegenheit und der edlen Tugenden des Jägers, der den Falken für die Beizjagd abrichtet (zähmt).
Außerdem ist oft eine motivische Verschränkung von Jagd und Minne (höfische Liebe) anzutreffen. Dabei dient die Jagd als Metapher für die Brautwerbung. Der berühmt-berüchtigte Tristan (Gottfried von Straßburg) glänzt während der gesamten Erzählung immer wieder durch sein Jagdgeschick und gewinnt so Prestige bei der höfischen Gesellschaft.
Das Jagdgeschick dient immer wieder als Bild, dass seine inneren höfischen Tugenden nach außen trägt. Und auch bei der Liebe zeigt Tristan sein Jagdgeschick. Dabei steht die Jagd im Zeichen der Erotik für das Erlegen des Wilds, also für die Eroberung und die Vereinigung mit der Geliebten.
Dabei sind jedoch immer wieder Tiere wortwörtlich “durch die Lappen gegangen” und durch die Stoff-Lappen durchgebrochen. Und auch die Redewendung “etwas abklappern” hat seine Herkunft in der Treibjagd. Hier wurde das Wild mit Holzklappen aus dem Unterholz gejagt.
Die Jagd wird in Deutschland durch das Bundesjagdgesetz und die Landesjagdgesetze geregelt. Jagen darf nur, wer in Besitz eines gültigen Jagdscheins ist. Rechtliche Verstöße wie das unerlaubte Jagen werden als Wilderei streng geahndet.
Dabei gelten nicht nur die staatlichen Gesetze, sondern auch der Ehrenkodex der Jäger. Jäger verpflichten sich dazu, “weidgerecht” zu jagen. Das bedeutet, dass Jäger sich moralisch dazu verpflichten, das Wild nicht auf grausame Weise zu erlegen.
Darunter fallen auch die Fischbestände, bei denen keine inhumanen Angelmethoden eingesetzt werden dürfen.
Der Grundsatz, nach dem sich die Ausübung der Jagd richtet, ist die Liebe zur Natur und zu den Tieren. Daraus ergibt sich, dass das Handwerk der Jagd mit den verantwortungsvollen Aufgaben einhergeht:
• Wildschäden im Wald vorzubeugen
• Hilfestellung bei der Prävention von Tierseuchen zu leisten
• heimische Wildtierbestände zu schützen
• die Lebensräume der Wildbestände zu erhalten
• für Artenvielfalt und den Erhalt einzutreten
Das Jagdwesen fasst alle Aufgaben und Tätigkeiten zusammen, die während der Jagd ausgeübt werden. Zu der Jagdausübung gehört folglich:
• das Aufsuchen des Wilds: Erkennen von Merkmalen und Spuren
• das Nachstellen: Die Verfolgung des Wilds, Pirsch
• das Fangen: Aufstellen von Tierfallen
• das Erlegen mit einer Schusswaffe
Dabei kann die Jagdausübung nicht nur als Freizeitbeschäftigung ausgeübt werden. Jäger ist in Deutschland auch ein anerkannter Ausbildungsberuf. Um den Beruf auszuüben, braucht dieser eine Anstellung.
Die Zahl der berufstätigen Jäger ist allerdings gering, da die Jagd in den Jagdbezirken in der Regel von Jägern und Pächtern in der Freizeit ausgeübt wird.
Waffennutzung mit Jagdschein
Wer einen Jagdschein besitzt, erhält nicht automatisch auch den Waffenschein. Nach erfolgreich abgeschlossener Jägerprüfung erhältst du ein Dokument, welches dich dazu ermächtigt, eine Waffenbesitzkarte zu beantragen.
Dabei wird durch das Waffengesetz geregelt, in welchen Situationen und unter welchen Umständen der Besitzer die Waffe führen und gebrauchen kann. Das Gesetz besagt dabei, dass das Führen der Schusswaffe nur bei der Jagd gestattet ist. Auch für den Transport und die Aufbewahrung gelten strenge Gesetze.
So muss die Waffe während eines Transports verschlossen sein und sie muss währenddessen von der Munition getrennt befördert werden. Nach derzeitiger geltender Gesetzeslage gibt es keine Einschränkungen für die Anzahl von Langwaffen.
Die Anzahl der Kurzwaffen ist jedoch auf zwei beschränkt.
Ist ein Jagdschein das Richtige für mich?
Ein Jagdschein ist das Richtige für dich, wenn
- du deine Freizeit gern in der Natur verbringst
- du dich mit der Natur verbunden fühlst
- du dich für den Naturschutz einsetzen willst
- die Jagd dir in erster Linie Freude bereitet
- du gerne Wild isst
- du dich für die verschiedenen heimischen Wildtiere und ihren Lebensraum interessierst
Als angehender Besitzer eines Jagdscheins solltest du dir über die Verantwortung bewusst sein, die du trägst. Das bedeutet, die Jagd als verantwortungsvolles Handwerk anzusehen und nicht als bloßen Zeitvertreib.
Mit dem Handwerk geht ein bestimmtes Moralverständnis einher, also bestimmte traditionelle Wert- und Normvorstellungen. Die meisten entscheiden sich aus der Tradition der Familie heraus für das Erlangen eines Jagdscheins.
Dabei teilen Jäger nicht nur die Freude an der gemeinsamen Jagd, sondern verpflichten sich auch dem Natur- und Umweltschutz. Der Grundsatz, den Jäger vertreten ist, dass den Tieren ein respektvoller Umgang gebührt sowie ein würdevoller Tod.
Dabei geht es in erster Linie auch um die Verantwortung für die Hege der Natur und die Kontrolle über die Wildbestände in den Forsten.
Hier zeigt sich, dass Besitzer von Jagdscheinen, die die Jagd als Freizeitbeschäftigung ausüben, als eine Art (Sub-)Kultur oder Gruppe begriffen werden können, die eine bestimmte Moralvorstellung eint, die bestimmte Regeln und Vorschriften akzeptieren und als soziale Einheit die gleichen Grundsätze gemein haben.
Voraussetzung für den Jagdschein
Die Voraussetzung, um in Deutschland auf die Jagd gehen zu dürfen, ist der Besitz eines gültigen Jagdscheins.
Voraussetzungen:
- Eingeschränkter Jugendschein: Mindestalter von 16 Jahren
- Uneingeschränkter Jagdschein: Mindestalter von 18 Jahren
- Nachweis eines tadellosen Führungszeugnisses
- Teilnahme an einem Lehrgang: In der Regel werden mindestens 60 Theorie- und 60 Praxisstunden vorausgesetzt
Durch die Festsetzung eines Mindestalters soll die notwendige emotionale Reife gewährleistet werden, die für die Ausübung der Jagd erforderlich ist. Nur wer nachweisen kann, dass er keine Einträge im Führungszeugnis besitzt, wird zur Jägerprüfung zugelassen.
Vorbereitungskurs zum Jagdschein: Dauer, Aufbau, Inhalte
Dauer, Aufbau und Inhalte können je nach Lehrgangsform unterschiedlich ausfallen. Dabei ist entscheidend, ob du dich für einen Intensivkurs an einer örtlichen Institution oder für einen Fernlehrgang entscheidest.
Um für die Jägerprüfung zugelassen zu werden, ist die Teilnahme an einem Lehrgang verpflichtend.
Dauer
Die Dauer variiert je nachdem, welche Kursform du wählst. In der Regel umfasst die Vorbereitungsdauer 120 bis 180 Stunden Unterrichtsumfang. Darunter fallen die Theorie, Schießübungen und der Praxisunterricht.
Jagdschulen und Bundesjagdverbände bieten sowohl Kompaktkurse (Intensivkurs) von drei Wochen als auch Wochenendkurse an, die bis zu sechs Monate dauern. Außerdem gibt es auch Ferienkurse, die für Schüler und Studenten konzipiert sind.
Die Dauer eines Fernlehrgangs dauert in der Regelstudienzeit 12 Monate. Dabei wird von einem Arbeitsaufwand von 12 Stunden pro Woche ausgegangen. Der Vorteil eines Fernstudiums ist, dass du dir die Zeit flexibel einteilen kannst und dein Lerntempo selbst bestimmst.
Das bietet dir die Möglichkeit, die Regelstudienzeit zu verkürzen. Wenn du das Pensum aus privaten Gründen nicht erreichen kannst, bieten dir die meisten Fernstudien-Anbieter eine kostenlose Verlängerung von bis zu sechs Monaten an.
Tipp: Die Jagdprüfung sollte nicht unterschätzt werden. Da sie für ihr hohes Niveau bekannt ist, solltest du genügend Zeit für die Prüfungsvorbereitung einplanen und dich gründlich vorbereiten.
Aufbau
Es gibt verschiedene Kursformen, die dich auf die staatliche Jägerprüfung vorbereiten. In der Regel werden Kurse in Vollzeit (Kompaktkurse) und Teilzeit (mehrmonatige Kurse) angeboten. Ein Kompaktkurs hat den Vorteil der intensiven schulischen Vorbereitung.
Dabei beträgt die Kursdauer einige wenige Wochen, in denen du täglich ungefähr acht Stunden an einem schulischen Unterricht teilnimmst. Für Berufstätige bieten sich Wochenendkurse an, die als Blockseminare besucht werden.
In der Regel werden diese von privaten Jagdschulen, Landesjagdverbänden und Kreisgruppen angeboten.
Ein Fernstudium bietet dir die Möglichkeit, dich zeitlich flexibel auf die Jägerprüfung vorzubereiten. Während der Lehrgangs erarbeitest du dir die Lehrinhalte selbstständig. Da du die Zeit selbst regulierst und nicht an einen bestimmten Ort gebunden bist, kannst du gemütlich von zu Hause aus lernen und arbeiten.
Insbesondere für Berufstätige ist das Fernstudium eine fabelhafte Möglichkeit, Job und Lehrgang zu vereinbaren. Anders als bei einem schulischen Lehrgang ist der Druck und das Stress-Level meist nicht so hoch, weil du an keinen festen Unterrichtsplan gebunden bist.
Weitere Vorteile sind, dass die Kosten für einen Fernlehrgang in der Regel günstiger ausfallen und du frei in der Wahl des Fernstudien-Anbieters bist.
Ein wichtiger Bestandteil des Fernlehrgangs sind verpflichtende Praxisseminare und in der Regel ein zusätzliches Seminar, in dem das prüfungsrelevante Wissen gefestigt wird. Während der Präsenzseminare wird der Umgang mit Jagdwaffen trainiert.
In der Regel finden die Seminare an Wochenenden statt.
Am Ende des Lehrgangs erfolgt eine Prüfung, die aus einem schriftlichen Multiple-Choice-Test besteht, einem mündlichen Test, in welchem Fachgespräche zu bestimmten Jagd-Themen geführt werden und einer praktischen Prüfung, in der die adäquate Bedienung einer Jagdwaffe überprüft wird.
Nach erfolgreich bestandener Prüfung erhältst du eine institutionsinterne Urkunde für die Jägerprüfung. Nur wenn du die offizielle Jägerprüfung erfolgreich bestehst, erhältst du den Jagdschein und erfüllst damit auch die Voraussetzung für die Ausstellung einer Waffenbesitzkarte.
Inhalte
Während des Lehrgangs werden dir alle Inhalte vermittelt, die du für die Jägerprüfung benötigst. Das Wichtigste dabei ist, dass du auf die vielen verschiedenen Tätigkeiten als Jäger vorbereitet wirst.
Themen und Inhalte:
- Recht- und Gesetzesgrundlagen
- Tierschutz
- Jagdrecht
- Angewandter Natur- und Umweltschutz
- Artenschutzrecht
- Wildarten: Biologisches Grundwissen
- Haar- und Federwild
- Lebensweise
- Anatomie und Verhalten
- Lebensweise und Erkennung
- Natur: Lebensräume, Waldbau
- Nachhaltige Landschaftspflege
- Natur- und Artenschutz
- Lebensräume der Wildtiere
- Wald- und Landbau
- Forstwesen
- Ökologie
- Umweltverschmutzung und Umweltschutz
- Jagd und Hunde
- Hunde-Einsatz bei der Jagd
- Systematik der Jagdhunderassen und Einsatzgebiete
- Haltung und Erziehung
- Jagdwaffen und Fanggeräte
- Aufbewahrung
- Handhabung
- Aufbau und Munition
- Fallen und ihre Funktionsweisen
Der professionelle und adäquate Umgang mit Jagdwaffen ist ein wichtiger Bestandteil des Lehrgangs. Außerdem lernst du über 130 Wildarten kennen, wie sie kategorisiert werden und die verschiedenen Merkmale, an welchen du die Tiere erkennst.
Für die Jagd gelten strikte Gesetze, die du alle genau kennen und beachten musst. Dazu gehören das Tierschutzgesetz und das Natur- und Umweltgesetz. Dabei ist es nicht nur von großer Bedeutung, die Gesetze zu verinnerlichen, sondern auch die Moralvorstellungen dahinter zu begreifen und zu vertreten.
Zum Jagdwesen gehört nicht nur die Freude am Jagen, sondern genauso die Verpflichtung gegenüber dem Schutz der Tiere, im Fachjargon Hege genannt. Die Hege meint den Schutz und das Engagement für die Erhaltung der freilebenden Artenvielfalt und die Sicherung ihres Lebensraums.
Jagdschein: Kosten
Insgesamt belaufen sich die Kosten für den Kurs und die Prüfung im Durchschnitt auf circa 1.500 bis 3.000 Euro.
Dabei schwanken die Kosten je nachdem, ob du dich für eine private Jagdschule, für Lehrgänge, die von ortsansässigen Kreisgruppen oder den Landesjagdverbänden angeboten werden oder für ein Fernstudium entscheidest. Seriöse Fernstudien-Anbieter erkennst du daran, dass sie eine kostenlose Test-Version anbieten.
In der Regel sind die Kosten für einen Intensivkurs meist teurer als für einen Jahreskurs, den du als Fernstudium absolvieren kannst.
Außerdem kennzeichnet einen seriösen Fernstudien-Anbieter das Prüfsiegel der ZFU (Zentrale Prüfstelle für Fernunterricht). Achte bei der Wahl der Institution darauf, welche Leistungen in der Pauschale inbegriffen sind, wie etwa die Kosten für die Teilnahme an den Schießübungen, Waffen und Munition.
Sind die Kosten für das Schießtraining nicht in der Pauschale enthalten, musst du zusätzliche Kosten in Höhe von ungefähr 200 bis 400 Euro hierfür einplanen. Die Praxisseminare sind in der Regel in der Kostenpauschale enthalten. Kosten, die für die Anreise entfallen und mögliche Übernachtungskosten musst du selbst tragen.
Im Anschluss an deinen Lehrgang folgt die staatliche Jägerprüfung. Hierfür fällt eine Gebühr von etwa 200 bis 300 Euro an. Dabei kann die Höhe der Gebühr von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich ausfallen.