Lügen: 6 Gründe & 4 Wege, Lügner zu erkennen
Lügen – jeder kennt sie, jeder nutzt sie, die wenigsten mögen sie. Wir wachsen mit Schwindeleien und Täuschungen auf und werden täglich mit ihnen konfrontiert. Warum Menschen lügen und wie du einen Lügner erkennen kannst, erfährst du hier. Außerdem haben wir Sprüche über das Lügen für dich.
Als Lügen bezeichnet man das bewusste Auslassen oder Verändern von Informationen für bestimmte Absichten. Ziel ist es, dem Gegenüber die falsche Aussage glaubhaft zu machen.
Lügen haben viele Gesichter. Gesellschaftlich sind sie seit jeher verpönt und schon Eltern bringen ihren Kindern bei, stets die Wahrheit zu sagen und ehrlich zu sein. Dabei lügen wir alle.
Im Durchschnitt lügt jeder von uns mindestens zweimal täglich, in den verschiedensten Situationen und aus unterschiedlichen Gründen.
Warum Menschen lügen
Sei es auf der Arbeit, unter Freundinnen und Freunden, in der Beziehung oder in Sozialen Netzwerken. Manche Lügen sind schwerwiegender, andere weniger.
Doch warum schwindeln wir überhaupt, wenn es doch so ungern gesehen wird?
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind davon überzeugt, dass Lügen Teil der Grundlage für unsere Gesellschaft sind.
Wären alle Menschen komplett ehrlich, so würde das Zusammenleben in einer sozialen Gemeinschaft nicht funktionieren.
Kleine Lügen, oft aus Höflichkeit oder um Konflikte zu vermeiden, sorgen dafür, dass sich Menschengruppen besser verstehen und miteinander kommunizieren können. Sie schweißen zusammen und lassen die Kommunikation flüssiger verlaufen.
Evolutionäre Ursachen
Manche Forschende vermuten, dass Lügen evolutionär bedingt sein könnte. Diejenigen unserer Vorfahren, die am besten täuschen konnten, haben am längsten überlebt und sich fortgepflanzt – so die Theorie.
Auch in der Tierwelt haben sich die unterschiedlichsten Variationen entwickelt, wenn es darum geht, Fressfeinde hinters Licht zu führen oder Opfer anzulocken.
Konflikte vermeiden
Die wenigsten von uns streiten gern. Konflikte werden vermieden, um für ein harmonisches Miteinander zu sorgen. Dafür nutzen wir gerne Lügen. Besonders Kinder und Jugendliche schwindeln, wenn sie etwas Verbotenes getan haben, um sich Ärger mit ihren Eltern zu ersparen.
Psychologinnen und Psychologen haben sogar ermittelt, dass 41 Prozent der Menschen lügen, um Konflikte zu vermeiden und Ärger aus dem Weg zu gehen.
Angst vor Ausgrenzung
Die Furcht davor, sozial ausgegrenzt zu werden, ist in jedem von uns tief verwurzelt. Niemand möchte am Rand der Gesellschaft stehen.
Wenn wir in einer Gruppe eine andere Meinung haben als der Rest, lügen wir häufig und stimmen der Mehrheit zu, um dazuzugehören und nicht von der Gruppe ausgegrenzt zu werden.
Höflichkeit und Empathie
Jeder von uns hat wohl schon einmal aus Höflichkeit gelogen. Das neue Kleid stehe der besten Freundin wunderbar, obwohl wir die Farbe überhaupt nicht mögen. Wir wollen stets höflich sein und zugleich niemanden verletzen.
Wir haben eine Einladung zu einer Feier bekommen, auf die wir überhaupt keine Lust haben. Trotzdem tun wir so, als würden wir uns freuen und Spaß haben, wenn wir vor Ort sind, um nicht unhöflich zu wirken.
Wenn die Partnerin oder der Partner überhaupt nicht singen kann, darin aber seine absolute Leidenschaft gefunden hat, schweigen oder schwindeln wir oft lieber, als sie oder ihn mit der nackten Wahrheit zu enttäuschen.
Scham
Scham ist wohl eines der Gefühle, das keiner von uns gern verspürt. Darum lügen viele Menschen, wenn ihnen etwas unangenehm ist. So stehen sie in der Situation besser dar und gehen Peinlichkeiten aus dem Weg.
Eigennutz
Natürlich gibt es auch genügend Lügen, die aus reinem Eigennutz entstehen.
Untersuchungen ergaben, dass 86 Prozent der Befragten schon einmal bei einem Vorstellungsgespräch gelogen, oder zumindest ein wenig die Wahrheit aufgehübscht haben.
Gerade im Berufsleben oder in der Welt der sozialen Netzwerke können kleine (oder große) Lügen und Übertreibungen uns weit bringen.
Da ist die Versuchung zu flunkern manchmal recht groß.
Unterschiede beim Lügen
Es gibt zahlreiche Untersuchungen von Psychologinnen und Psychologen sowie Sozialforschenden zum Phänomen Lügen. Dabei haben sie einige interessante Entdeckungen gemacht.
Männer lügen mehr als Frauen
Bei Experimenten des Marx-Planck-Instituts in Berlin fanden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler heraus, dass 42 Prozent der männlichen Probanden logen, wohingegen dies nur 38 Prozent der Probandinnen taten. Dabei unterschieden sich zudem die Situationen, in denen gelogen wurden.
Männer logen häufiger, wenn es um Job, Freizeit oder Autos ging. Frauen logen eher im Bezug auf ihr Alter, Gewicht oder ihre Einkäufe. Auch logen sie häufiger in sozialen Situationen oder aus Höflichkeit heraus.
Auch bei einer Umfrage zur Toleranz gegenüber Lügen zeigten sich deutliche Unterschiede. Beispielsweise stimmten 44 Prozent der Männer der Aussage zu, dass es in Ordnung sei, bei Komplimenten zu lügen.
Frauen dagegen stimmten dem nur zu 28 Prozent zu. Zu lügen, um sich vor einer Strafe zu schützen, fanden nur sieben Prozent der Frauen in Ordnung, dagegen 22 Prozent der Männer.
Unterschiede zwischen Kulturen
Auch global gibt es Differenzen in Häufigkeit und Toleranz von Schwindeleien. Forschende fanden bei einem Experiment mit US-Amerikanern und Chinesen heraus, dass es im ostasiatischen Raum häufiger toleriert wird zu lügen, als in der westlichen Welt.
Grund dafür ist die von extremer Höflichkeit geprägte Kultur der Asiaten. In dieser ist es durchaus legitim, die eine oder andere Schwindelei zu tolerieren, wenn dafür die Gesetzte der Höflichkeit gewahrt werden.
Arten von Lügen
Ist Lügen denn nun richtig oder falsch? Lässt sich da überhaupt eine klare Grenze ziehen? Vermutlich hat jeder Mensch seine eigene Vorstellung davon, welche Lügen für ihn vertretbar sind und welche nicht. Im Folgenden erfährst du alles über die unterschiedlichen Arten von Lügen.
Schwarze Lügen
Die Psychologie unterscheidet unter anderem zwischen Weißen und Schwarzen Lügen. Dabei ist allerdings nicht immer eindeutig zwischen schwarz und weiß oder richtig und falsch zu unterscheiden.
Oft sind die Übergänge fließend und jeder Mensch fällt das Urteil für sich selbst.
Schwarze Lügen sind jene, die die meisten von uns wohl am wenigsten vertretbar finden. Sie bezeichnen das bewusste Streuen von Unwahrheiten, die einzig dem Zweck der Lügnerin oder des Lügners dienen.
Dabei nimmt sie oder er keine Rücksicht darauf, ob seine Lügen möglicherweise anderen Menschen Schaden zufügen. Diese Lügen werden auch als antisozial bezeichnet, da sie bestehende Beziehungen eher zerstören.
Weiße Lügen
Weiße Lügen bezeichnen die Schwindeleien, von denen beide Parteien profitieren. Darunter zählen kleine Notlügen oder auch Höflichkeiten und Komplimente. Der Belogene fühlt sich besser und der Lügende kann einen Konflikt oder eine Enttäuschungen vermeiden.
Sie schaden also niemandem und werden von vielen Menschen eher als moralisch vertretbar empfunden.
Durch die weißen Lügen werden Beziehungen aufrecht erhalten und Harmonie und Frieden innerhalb einer Gemeinschaft gewahrt. Aus diesen Gründen nennt man sie auch soziale Lügen.
Notlüge und Zwecklüge
Not- und Zwecklügen dienen eher der Lügnerin oder dem Lügner selbst, schaden aber auch in den meisten Fällen der betroffenen Person nicht. Es sind kleine Ausreden oder Täuschungen, um sich Ärger zu ersparen. Du vermeidest so aber auch Konflikte und wahrst Höflichkeiten.
Krankhaftes Lügen
Lügen kann tatsächlich auch krankhaft werden. Pseudologie nennt sich diese psychische Krankheit und bezeichnet ein bestimmtes Verhaltensmuster, bei denen die Betroffenen zwanghaft beziehungsweise notorisch lügen.
Sie erfinden angeblich erlebte Krankheiten, tragische Schicksale und dramatische Ereignisse, um von ihren Gesprächspartnern Aufmerksamkeit oder Mitgefühl zu bekommen. Pseudologie kann auch ein Symptom einer narzisstischen oder Borderline-Persönlichkeitsstörung sein.
Lügen bei Kindern
Schon die Jüngsten unserer Gesellschaft fangen früh an zu lügen. Oft sind die Eltern enttäuscht, wenn sie von ihren Schützlingen belogen werden.
Laut Wissenschaft macht es Eltern aber auf gewisse Art auch stolz.
Dass dein Kind lernt zu lügen, ist unausweichlich. Schließlich werden auch die Kleinen beinahe täglich mit Lügen konfrontiert; nicht zuletzt auch von den eigenen Eltern.
Bereits unter den Zweijährigen flunkern rund 30 Prozent der Kinder – und es werden mit zunehmendem Alter mehr. Im Alter von vier Jahren sind es schon 80 Prozent.
Wenn dein Kind bereits früh lügt, muss das aber nichts Schlechtes bedeuten. Im Gegenteil: Wer lügt, besitzt viel Einfühlungsvermögen, Menschenkenntnis und Selbstkontrolle, und das will mit zwei Jahren erst einmal gelernt sein.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen sogar davon aus, dass häufig lügende Kinder über eine gewisse Intelligenz besitzen und im späteren Leben erfolgreicher sein werden.
Wenn du dein Kind also bei den ersten Lügen erwischst, musst du nicht gleich besorgt oder wütend sein. Lügen gehört zur normalen Kindesentwicklung dazu und immerhin sind die Schwindeleien bei den Jüngsten meist eher harmlos und noch leicht zu durchschauen.
Lügen erkennen und aufdecken
Schwindeleien zu entlarven, ist häufig gar nicht so einfach, wie man denken mag oder wie es häufig in Krimiserien scheint. Eine gute Lügnerin oder Lügner wirst du nicht so schnell durchschauen, auch wenn du noch so genau auf seine Mimik und andere Verhaltensauffälligkeiten achtest.
Dennoch gibt es ein paar Indizien, mit denen sich eine Lügnerin oder ein Lügner selbst verraten kann und anhand derer du sie oder ihn erkennst.
Stress für den Körper
In erster Linie bedeutet Lügen Stress für uns. Die meisten Menschen lügen nicht gerne und haben Sorge, dass ihre Täuschung auffliegt und sie in eine unangenehme Situation geraten. Jeder Mensch verhält sich anders in Stresssituation.
Du kannst aber zum Beispiel auf die folgenden Dinge achten, wenn du herausfinden möchtest, ob dein Gesprächspartner gerade flunkert oder die Wahrheit sagt.
Augen
Anhand der Augenbewegungen kannst du häufig Stressreaktionen erkennen. Wenn dein Gegenüber oft blinzelt, die Augen dabei länger geschlossen hält und deinen Blick meidet, ist es recht eindeutig, dass er sich in diesem Augenblick unsicher und gestresst fühlt.
Allerdings gibt es auch viele Menschen, die längst wissen, dass eine Lüge beim Ausweichen des Blickes schnell entlarvt wird, weshalb sie den Blickkontakt erst recht erhalten. Zu auffälliges Starren kann daher ebenso ein Indiz für eine Lüge sein.
Mimik und Gestik
Mimik und Gestik sind weitere Dinge, auf die du achten solltest. Unruhige Bewegungen, wie ein Kratzen im Gesicht, vor allem an Ohr und Nase sowie rote Wangen oder Lippenlecken, sind eindeutige Signale für Stress, den dein Gegenüber gerade erlebt.
Häufig lächeln Lügnerinnen und Lügner auch in unpassenden Momenten, weil sie ihre eigentlichen Gefühle überspielen wollen.
Sprache und Stimme
Ein weiterer Faktor, den du beachten kannst, ist die Sprechweise deines Verdächtigen. Lügende Menschen sprechen oft mit Verzögerungen und müssen häufig Denkpausen einlegen. Sie weichen von ihrer gewohnten Sprechweise ab und wiederholen sich häufig.
Da viele Lügnerinnen und Lügner sich ihre Geschichten aber schon vorher ausgedacht haben, werden sie dir zum Teil eine einwandfreie, lückenlose Erzählung vortragen. Unsicher werden sie erst, wenn du Nachfragen stellst, die sie im Vorhinein nicht bedacht haben.
Dann verstricken sie sich schnell in Widersprüche, fangen an zu stottern oder müssen lange nachdenken.
Lügendetektor
Ein Lügendetektor, auch Polygraph genannt, schreibt während eines "Verhörs" den Verlauf verschiedener körperlicher Parameter wie Atmung, Blutdruck oder Puls der betroffenen Person mit und schlägt aus, wenn sich etwas an diesen Werten ändert.
So soll bemerkt werden, wenn ein Mensch auch nur im geringsten nervös ist – wie etwa beim Lügen.
Seit seiner Erfindung in den 1900er Jahren gab es viele Weiterentwicklungen und Versuche, den optimalen Polygraphen zu konstruieren. Lügendetektoren kann man heutzutage – für viel Geld – sogar im Internet kaufen.
Allerdings ist der tatsächliche Nutzen und die Richtigkeit eines Polygraphen bis heute wissenschaftlich nicht belegt, auch wenn er vielseitig eingesetzt wird. Eher im Gegenteil: Es ist in der Vergangenheit nicht nur einmal vorgekommen, dass ein Lügendetektor falsch lag.
Häufig werden diese Geräte bei Polizeiverhören verwendet, vor allem in den USA. Da falsche Entscheidungen in solchen Fällen fatale Folgen haben können, sind Lügendetektoren oft umstritten.
Lügen in der Menschheitsgeschichte
Schwindeleien, Täuschungen und Betrug: es gibt sie nicht erst seit gestern, stattdessen begleiten sie die Menschen seit ihrer Existenz.
Religion
Schon in der Bibel wird Eva von der Schlange verführt und begeht kurz darauf ihre erste Lüge. Generell gibt es in der Bibel eine Vielzahl an Stellen, wo Lügen als Sünde oder Verbot dargestellt werden.
In anderen, wenigen Geschichten wiederum wird die Lüge in gewissen Situationen als notwendig erachtet.
Auch im Islam und im Buddhismus sind Lügen, bis auf wenige Ausnahmen, verwerflich und sollen vermieden werden.
Politik und Weltgeschichte
Vermutlich wird nirgendwo so viel und häufig gelogen und getäuscht wie in der Politik. Wenn es um Macht und Ansehen geht, ist vielen Menschen jedes Mittel recht.
So findet man in der Vergangenheit ebenso wie in der Gegenwart eine Vielzahl von Fällen, in denen Falschinformationen zur eigenen Machtsicherung verbreitet wurden.
Von Päpsten und Kaisern über Entdecker wie Christoph Kolumbus und Marco Polo, bis zu Nazis und Politikern wie Donald Trump. Jeder von ihnen hat gelogen oder getäuscht um besser dazustehen, Erfolg zu haben oder die eigene Macht zu sichern.
Literatur
Auch in Kindergeschichten werden Lügen bereits früh thematisiert. Die meisten von uns kennen Pinocchio, dessen Nase mit jeder Lüge immer länger wird – ein Mythos, den viele Kinder sogar glauben und Sorge um ihre Nase haben, wenn sie vor ihren Eltern flunkern.
Auch Käpt’n Blaubär und der Baron Münchhausen – auch Lügenbaron genannt – sind bei Kindern wie Erwachsenen bekannt für ihre ausschweifenden und übertriebenen Geschichten.
Sprüche über das Lügen
Sprüche beziehungsweise Sprichworte über das Lügen gibt es viele, doch woher sie kommen und was sie eigentlich bedeuten, wissen die wenigsten. Die Hintergründe von drei bekannten Redewendungen erklären wir im Folgenden.
"Lügen haben kurze Beine"
Dieser Spruch soll nicht, wie häufig angenommen, bedeuten, dass Menschen mit kurzen Beinen häufiger lügen. Es meint schlicht die Tatsache, dass man mit Lügen nicht sonderlich weit kommt.
Die Lügen haben kurze Beine und können deshalb nicht schnell oder weit "laufen", da sie in den meisten Fällen rasch aufgedeckt werden.
"Du lügst wie gedruckt"
Diese Redewendung stammt aus dem Mittelalter, als der Buchdruck gerade erfunden wurde. Durch die Anonymität von gedruckten Büchern gegenüber handschriftlich Verfasstem, war das Misstrauen gegenüber diesem Medium zunächst recht groß.
Daraus entstand die Redewendung "du lügst wie gedruckt", wenn man jemandem ebenso wenig traute wie einem gedruckten Text.
"Jemanden übers Ohr hauen"
Diese Redewendung steht mehr für Betrug als für eine einfache Lüge. Der Spruch stammt aus der Fechtkunst. Dort gilt es als Tabu und unfair, jemanden mit der Waffe oberhalb der Ohren zu treffen.
Gleichzeitig muss man aber auch recht geschickt sein, um diese Stelle zu treffen. Daraus entstammt der Bezug zu Betrugsfällen.
Auch sie erfordern ein gewisses Maß an Geschicklichkeit, erfreuen sich aber nicht eines sonderlich hohen Ansehen.