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Kompromiss finden: 6 Tipps & 4 Schritte zur Win-Win-Lösung

Fachredakteurin
Aktualisiert:

Einen guten Kompromiss zu finden, kann manchmal schwer sein. Dabei helfen Kompromisse, Konflikte zu lösen. Wir haben Tipps für gute Kompromisse und Schritte, um eine Win-Win-Lösung zu finden.

Im Alltag musst du ständig Kompromisse eingehen. Egal, ob in der Partnerschaft oder in der Geschäftswelt – am liebsten möchtest du natürlich deinen eigenen Willen durchsetzen. Doch ein Kompromiss muss gar nichts Schlechtes sein. Dadurch hast du die Chance, dein Gegenüber besser zu verstehen. Außerdem lernst du dabei, mit Konflikten umzugehen.

Was Kompromisse eigentlich sind

Ein Kompromiss ist immer ein Mittelweg

Ein Kompromiss bezeichnet die Lösung eines Konflikts zwischen mindestens zwei Parteien. Dabei müssen die Beteiligten auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten.

In Verhandlungen gehen sie dabei schrittweise aufeinander zu. Das Ergebnis ist ein Mittelweg, mit dem alle leben können.

Schon in der römischen Antike wurden Kompromisse geschlossen. Sie galten als "dritter Weg" der Rechtsprechung. In den Reden und Briefen Ciceros ist von einem "compromissum" die Rede. Dabei einigten sich die Streitenden darauf, einen unabhängigen Dritten urteilen zu lassen.

Kompromiss versus Konsens

Konsens statt Kompromiss

Im Gegensatz zum Kompromiss steht der Konsens. Er bezeichnet eine gemeinsame Übereinkunft.

Dabei werden die Bedürfnisse der Beteiligten in den Vordergrund gerückt. Der Konsens löst alle Widersprüche auf. Das ist ein wesentlicher Unterschied zum Kompromiss.

Das bedeutet aber nicht unbedingt, dass alle Beteiligten mit dem Ergebnis gleich zufrieden sind.

Bei Gruppenentscheidungen wird ein Konsens oft aus pragmatischen Gründen gefunden. Das ist beispielsweise innerhalb einer Partei der Fall. Hier einigen sich die Mitglieder auf ein gemeinsames Programm. Die Beteiligten stellen ihre eigenen Bedenken zurück, um Einigkeit zu erzielen.

Was einen guten Kompromiss ausmacht

Nicht jeder Kompromiss ist auch ein guter Kompromiss. Es gibt auch "faule Kompromisse". Dabei wurde nur scheinbar ein Kompromiss gefunden. In Wahrheit hat die stärkere Seite ihre Interessen durchgesetzt.

Kompromisse sind gute Kompromisse, wenn…

  • …keiner der Beteiligten sein Gesicht verloren hat.
  • …alle mit dem Kompromiss einverstanden sind.
  • …die Beziehung durch den Kompromiss keinen Schaden genommen hat.

Wo Kompromisse sinnvoll sind

Wo Kompromisse sinnvoll sind

Kompromisse begegnen dir in ganz verschiedenen Situationen im Alltag.

Sie sind immer dann nötig, wenn Menschen mit unterschiedlichen Interessen gemeinsam nach einer Lösung suchen. Im Folgenden stellen wir dir fünf Praxisbeispiele aus dem Alltag vor, in denen Kompromisse geschlossen werden.

In der Politik

In der Politik werden ständig Kompromisse geschlossen. Sie gehören zum Wesen der Demokratie. So müssen beispielsweise Parteien ständig Zugeständnisse an ihre Koalitionspartner machen. Durch Kompromisse können auch Konflikte zwischen mehreren Staaten friedlich gelöst werden.

In Deutschland galten Kompromisse bis 1945 als "undeutsch". Kompromisse einzugehen wurde als Zeichen der Schwäche angesehen. Diese Vorstellung hat sich inzwischen gewandelt. Achtung genießt heute nicht derjenige, der seine Ziele mit allen Mitteln durchsetzt.

Der ehemalige Bundeskanzler Ludwig Erhard beschrieb einen Kompromiss einmal als "die Kunst, einen Kuchen so zu teilen, dass jeder meint, er habe das größte Stück bekommen." Auf diese Weise werden verschiedene Positionen geeint.

Folglich werden Kompromisse in der Politik heute als etwas Positives angesehen. Denn sie helfen, Krisen zu bewältigen und den Frieden zu wahren.

In der Rechtsprechung

Auch in der Rechtsprechung werden Kompromisse geschlossen. Juristisch heißt das ein Vergleich. Dieser kommt dann infrage, wenn sich die Konfliktparteien nicht einigen können. Beide geben dann nach, um weitere Gerichtskosten zu vermeiden. Dadurch wird der Rechtsstreit formell beendet.

Davon zu unterscheiden ist die Mediation. Hierbei vermittelt ein neutraler Dritter zwischen den Streitenden. Ziel ist die Findung einer gemeinsamen Lösung.

In der Geschäftswelt

Kompromiss in der Geschäftswelt

Ein Kompromiss in der Geschäftswelt wird oft als Scheitern gewertet. Schließlich lassen sich die gesteckten Ziele mit einem Kompromiss niemals zu 100 Prozent erreichen.

Dennoch sind Kompromisse Teil des Geschäftsalltags. Ob mit Geschäftspartnern oder Kunden – ohne Kompromisse würden Verträge mit Unternehmen gar nicht erst zustande kommen.

Folglich helfen Kompromisse, Geschäftsbeziehungen langfristig aufrecht zu erhalten.

In der Partnerschaft

Kompromisse in der Partnerschaft

Meinungsverschiedenheiten sind in einer Partnerschaft ganz normal. Schließlich hat jeder seine eigenen Bedürfnisse und Erwartungen an die Beziehung.

Besonders das Zusammenleben kann für Paare eine Herausforderung sein. Beziehungen sind immer ein Geben und Nehmen. Das macht Kompromisse in der Partnerschaft unerlässlich.

Kompromisse müssen auf Augenhöhe geschlossen werden. Andernfalls dienen sie nur dazu, einen Machtkampf auszufechten.

Ein Kompromiss in der Partnerschaft kann ein gutes Gefühl vermitteln. Dabei stellst du aus Liebe zu deinem Partner die eigenen Bedürfnisse zurück. Das ist aber nicht immer ratsam.

In einer Beziehung sind Kompromisse nur dann sinnvoll, wenn…

  • …niemand seine Werte und Ideale aufgibt.
  • …du deinen Partner nicht verändern willst.
  • …es dir nicht nur darum geht, deinen eigenen Willen durchzusetzen.

Hier erfährst du, worauf es in einer guten Beziehung noch ankommt.

Kompromiss mit sich selbst

Kompromiss mit sich selbst finden

Bei Kompromissen gibt es normalerweise mindestens zwei Konfliktparteien. Aber manchmal werden auch innere Konflikte ausgefochten.

"Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust." Dieses Dilemma beschreibt schon Doktor Faust in Goethes Tragödie.

Es ist ein Ausdruck der inneren Zerrissenheit. Dieses Gefühl entsteht, wenn eine wichtige Entscheidung zu treffen ist. Hierbei schließen sich die Handlungsoptionen in der Regel gegenseitig aus.

Somit kommt mindestens einer der Wünsche zu kurz. Dabei stehen die eigenen Impulse oftmals den gesellschaftlichen Erwartungen gegenüber. Das kann es nötig machen, einen Kompromiss mit sich selbst einzugehen.

Tipps für einen guten Kompromiss

Tipps für einen guten Kompromiss

Wer einen Konflikt lösen möchte, muss bereit für Kompromisse sein.

Wie erfolgreich dein Kompromiss ist, hängt vor allem von deiner Konfliktfähigkeit ab. Die kannst du trainieren. Im Folgenden lernst du, wie du durch dein Verhalten gute Kompromisse erzielen kannst.

Kommuniziere offen

Sage geradeheraus, was dich stört. Erkläre deine Bedürfnisse und Erwartungen und sei dabei immer ehrlich. Gib dem anderen zu verstehen, dass du seine Position hören willst.

Auch Ich-Botschaften können helfen. Zähle nicht nur die Fehler des anderen auf, sondern mache deutlich, was du dir selbst von deinem Gegenüber wünschst.

Schaffe zudem eine gute Gesprächsatmosphäre. Werde nicht laut oder spöttisch. Sonst wird sich der andere erst gar nicht auf eine Diskussion einlassen. Bleibe stets freundlich. So signalisierst du deine Kompromissbereitschaft.

Höre zu

Ein Kompromiss gelingt nur, wenn die Gesprächspartner einander zuhören. Halte Blickkontakt und lass dich durch nichts ablenken. Frage nach, falls du mal den Faden verloren hast.

Darüber hinaus solltest du dich respektvoll verhalten und dem anderen nicht ins Wort fallen. Dadurch fühlt sich dein Gegenüber ernst genommen. Nur so wird er sich auf einen Kompromiss einlassen.

Zeige Verständnis

Versetze dich in die Lage des anderen. Dadurch kannst du seinen Standpunkt wirklich nachvollziehen. Wer verständnisvoll ist, wird auch von anderen eher respektiert.

Wie du Empathie lernen kannst, zeigen wir dir hier.

Stelle Rückfragen

Stelle Rückfragen für gute Kompromisse

Kommunikation beruht immer auf gegenseitiger Interpretation. Wie du etwas meinst und wie es der andere versteht, ist nicht immer gleich.

Nicht nur die Worte sind dabei wichtig. Auch Mimik, Gestik und der Tonfall spielen eine Rolle. Sie helfen dir dabei, das Gesagte richtig zu deuten.

Stelle deshalb Rückfragen. Formuliere sie offen. Auf diese Weise nimmst du nichts vorweg. Gib dem anderen die Gelegenheit, sich zu erklären. Dadurch gehst du sicher, dass du seine Position richtig verstanden hast. So lassen sich Missverständnisse vermeiden.

Reflektiere dich selbst

Selbstreflexion hilft beim Kompromiss finden

Argumentiere sachlich und vernünftig. Überlege dir genau, was du sagen willst. So vermeidest du unbedachte Äußerungen, die dir später leidtun.

Manchen fällt es schwer, im richtigen Moment die passenden Argumente parat zu haben. Hierfür kannst du dir vorher eine Liste anfertigen.

Stelle deine spontanen Emotionen zurück. Das mag dir vielleicht etwas schwer fallen. Aber Kompromisse kannst du eher schließen, wenn du keine Wut im Bauch hast.

Überlege auch, woher deine Gefühle kommen. Möglicherweise ist der Konflikt gar nicht das eigentliche Problem.

Wie du deine Selbstwahrnehmung trainieren kannst, lernst du hier.

Sucht gemeinsam nach einer Lösung

Bei einem Kompromiss geht es nicht darum, zu gewinnen. Ziel ist eine Einigung. Deshalb solltest du nicht auf deinem Standpunkt beharren. Wenn du dem anderen ein Stück weit entgegenkommst, wird er es auch tun. Einem Kompromiss steht somit nichts mehr im Wege.

Vor- und Nachteile von Kompromissen

Vor- und Nachteile von Kompromissen

Einen Kompromiss zu schließen hat nicht nur Vorteile. Denn für einen Kompromiss müssen alle Beteiligten schrittweise Zugeständnisse machen.

Dafür ist es nötig, dass die Grenzen der eigenen und der gegnerischen Position bekannt sind.

Ob es sich für dich lohnt, einen Kompromiss einzugehen, musst du anhand der Vor- und Nachteile selbst entscheiden.

VorteileNachteile
Weg, um Konflikte zu lösenDominanz der rhetorisch stärkeren Seite
Lerneffekt durch das VerhandelnDie Beziehung könnte einen Schaden nehmen
Jeder erringt zumindest einen TeilsiegZugeständnisse könnten wieder zurückgenommen werden

Win-Win-Lösung statt Kompromiss

Ein Kompromiss ist nicht immer die beste Lösung. Denn bei einem Kompromiss muss jeder Zugeständnisse machen. So bekommt am Ende keiner, was er eigentlich will. Besser ist es, Probleme gemeinsam anzugehen. Ziel ist die Findung einer Win-Win-Lösung.

Gedankenexperiment zu Kompromissen

Stell dir Folgendes vor: Die Geschwister Max und Lena kommen nach der Schule nach Hause. In der Obstschale liegt nur noch eine Orange.

Beide wollen die Orange haben. Es kommt zum Streit. Der Vater eilt herbei, um die Wogen zu glätten. Max und Lena einigen sich auf einen Kompromiss. Der Vater teilt die Orange. Beide bekommen die Hälfte.

Auf den ersten Blick scheinen die beiden eine gute Lösung gefunden zu haben. Dabei haben die Geschwister ganz unterschiedliche Sachen mit der Orange vor. Max möchte ein Glas Orangensaft. Er braucht also nur das Fruchtfleisch. Lena möchte aus der Orangenschale einen Kuchen backen.

Die beiden hätten miteinander sprechen sollen. Dann hätten sie statt einem Kompromiss eine Win-Win-Lösung gefunden.

Vorteile einer Win-Win-Lösung

Vorteile einer Win-Win-Lösung

Eine Win-Win-Lösung ist das Optimum. Sie wird auch als Doppelsieg-Strategie bezeichnet. Denn davon haben alle Parteien einen Vorteil.

Keiner muss seine Position aufgeben. Stattdessen einigt ihr euch auf gemeinsame Ziele.

Dabei erreicht ihr oft sogar mehr als ursprünglich gefordert. Der kurzfristige Gewinn ist dabei nicht entscheidend. Vielmehr erzielt ihr dadurch einen langfristigen und nachhaltigen Erfolg.

Bei einer Win-Win-Lösung stehen nicht die eigenen Interessen im Vordergrund. Wichtig ist das gemeinsame Suchen nach einer Lösung. Voraussetzung ist ein vertrautes Verhältnis zwischen den Verhandlungspartnern. Auch eine gute Fähigkeit zur Kommunikation ist wichtig.

Wie du wirkungsvoll kommunizieren kannst, zeigen wir dir hier.

Schritte zur Win-Win-Lösung ohne Kompromiss

Schritte zur Win-Win-Lösung ohne Kompromiss

Nicht nur im Alltag ist die Suche nach der besten Lösung allgegenwärtig. Auch in der Wissenschaft wird nach optimalen Lösungen für Konflikte geforscht.

1981 wurde an der Harvard-Universität das Harvard-Konzept entwickelt. Ziel ist es, durch sachbezogenes Verhandeln ein Win-Win-Ergebnis zu erreichen.

Nach diesem Prinzip wird bereits vor einer Verhandlung geprüft, ob diese überhaupt stattfinden sollte.

Folgende Fragen werden dabei geklärt:

  • Haben beide Parteien einen Verhandlungsspielraum?
  • Hat eine Verhandlung Aussicht auf Erfolg?
  • Welche Alternativen gibt es zur Verhandlung?

Anschließend wird eine beste Alternative entwickelt. Sie heißt "Best Alternative to a Negotiated Agreement", kurz BATNA. Die Idee ist, dass die beste Alternative ohne Einigung immer noch besser ist als eine schlechte Übereinkunft.

Wird dagegen eine Win-Win-Lösung angestrebt, sind vier Schritte notwendig:

1. Trenne Mensch und Problem.

Sachebene und Beziehungsebene müssen voneinander unterschieden werden. Mache dir klar, dass sich die Beziehung auf die Verhandlung auswirkt.

Lege deshalb vorab alle zu verhandelnden Themen auf der Sachebene fest. Mache transparent, welche Probleme auf der Beziehungsebene auftreten könnten. Suche nach Lösungen für beide Ebenen.

2. Ermittle die Interessen der Beteiligten.

Dabei spielt die eigene Position erstmal keine Rolle. Es geht darum, die Bedürfnisse der anderen genau zu verstehen. Auf diese Weise rückt das Gemeinsame in den Vordergrund.

3. Entwickle Handlungsoptionen.

Biete dabei mehrere Auswahlmöglichkeiten. So können die Beteiligten eine Wahl der besten Lösung treffen.

4. Lege objektive Beurteilungskriterien fest.

Mit ihnen kannst du die Fairness des Verhandlungsergebnisses überprüfen. Hierbei können gesetzliche Richtlinien und ethische Normen als Maßstab dienen. Ziel ist es, die guten Beziehungen zu erhalten.

Die bestmögliche Lösung eines Konflikts kannst du also oft auch ganz ohne Kompromiss finden.

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